Warum die „Lohn-Preis-Spirale“ ein Märchen ist

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Kaum sind wieder Lohnverhandlungen, wärmen die Kapitalvertreter das Märchen der „Lohn-Preis-Spirale“ auf, um Reallohnverluste zu argumentieren. Fakt ist aber: Uns droht keine „Lohn-Preis-Spirale“. Wir sind mitten in einer Profit-Preis-Spirale!

Die allgemeine Teuerungsrate kletterte im September auf unglaubliche 10,5 Prozent, was für Millionen arbeitende Menschen einen massiven Kaufkraft- und somit Reallohnverlust bedeutet. Gleichzeitig verdienen sich die Großkonzerne eine goldene Nase: Rund 3.400 Millionen Euro schütten allein die 18 größten Aktienunternehmen Österreichs im Jahr 2022 an Dividende aus. Ein unfassbarer Geldregen für die Aktionäre, den die breite Masse der arbeitenden Bevölkerung zum einen über zu geringe Löhne, um anderen über zu hohe Preise finanziert hat.

Wie eine Profit-Preis-Spirale entsteht? Schauen wir uns den Erdöl-, Erdgas- und Chemiekonzern OMV an: Dieser konnte seinen Umsatz im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 13,7 Milliarden Euro auf unglaubliche 30,6 Milliarden Euro steigern, also mehr als verdoppeln. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn stieg von 1,3 Milliarden im ersten Halbjahr 2021 auf einen Rekordwert von 2,9 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2022. Das heißt: Die extrem hohen Endverbraucher-Preise für Kraftstoffe sind nicht allein mit hohen Rohstoffpreisen oder steigenden Löhnen zu erklären, sondern vor allem mit höheren Gewinnaufschlägen durch die Unternehmen, die im Zuge der aktuellen Krise Extraprofite realisieren. Von einer „Lohn-Preis-Spirale“ kann also keine Rede sein – von einer Profit-Preis-Spirale allerdings sehr wohl!

Klar ist jedenfalls: Wenn die Preise für die Güter des täglichen Bedarfs rasant steigen, braucht es unbedingt Lohnerhöhungen im Ausmaß der aktuellen Teuerungsrate, um die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung zu erhalten und das Abgleiten hunderttausender Menschen in die Armut zu verhindern. Dass sich die Unternehmen diese Lohnerhöhungen durchaus leisten können, zeigen die aktuellen Quartalsberichte deutlich. Es kann nicht sein, dass in den Vorstandsetagen die Champagnerkorken knallen und die Aktionäre gewaltige Gewinnausschüttungen bekommen, aber die, die diese Gewinne überhaupt erst erarbeitet haben – nämlich die vielen arbeitenden Menschen in diesem Land – leer ausgehen und schon wieder Reallohnverluste verkraften sollen. Darum sagen wir: Preise runter, Löhne rauf!

27. Oktober 2022