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Von einem Lebensmittelskandal zum nächsten

Renate Pacher: Maßlose Gier greift als Erklärung zu kurz

Nach Glykol und Gammelfleisch erschüttert wieder ein Lebensmittelskandal die Öffentlichkeit. Krebserregendes Dioxin wurde in Lebensmitteln gefunden. Billiges Industriefett wurde zur Futterherstellung verwendet. Nun ist die Empörung groß.
 

Oft wird nun von der maßlosen Gier einzelner Produzenten gesprochen, die zu den Lebensmittelskandalen führt. Das ist sicher ein Grund, greift aber als Erklärung zu kurz. Unsere Landwirtschaft wird immer mehr zu einer hochindustrialisierten Agrarwirtschaft. Die Lebensmittel sollen billig sein und der Profit muss stimmen. Also wird in der Produktion gespart: beim Personal, beim Tierschutz, aber auch beim Futter, denn die Kosten für Futtermittel sind in der Tiermast von großer Bedeutung. Nur wer höchste Erträge bei niedrigsten Kosten erwirtschaftet, kann im gnadenlosen Wettbewerb bestehen. Die Agrar- und Lebensmittelkonzerne sind in der Hand von Aktionären und dort muss die Dividende stimmen. Die EU hat diese Entwicklung hin zur Agrarindustrie und zur Öffnung aller Märkte noch beschleunigt.

Oft hört man nun die KonsumentInnen sollten durch ihr Kaufverhalten die Entwicklung beeinflussen. Aber damit wird nur die Verantwortung von den Agrar- den Lebensmittelkonzernen auf die VerbraucherInnen abgeschoben. In Österreich gibt es rund eine Millionen Menschen die arm oder armutsgefährdet sind. Da ist es klar, dass im Supermarkt zu den billigsten Produkten gegriffen wird. Was wir brauchen sind hochwertige und gesunde Lebensmittel, so weit als möglich aus der Region, zu einem Preis, der die Bauern überleben lässt - und entsprechend hohe Einkommen um dies bezahlen zu können.

Solange wir aber in einem Wirtschaftssystem leben, in dem der Profit weit wichtiger ist als die Bedürfnisse von Mensch und Natur ist es nur eine Frage der Zeit bis wir wieder vom nächsten Lebensmittelskandal erfahren.

STR. Renate Pacher

Veröffentlicht: 11. Januar 2011

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