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Von der "Ernteschlacht" zur Front des Weihnachtsgeschäfts

Massenmedien kopieren schlechte Tradition aus dem Realsozialismus

Medienpolitik damals und heute:
Von der Ernteschlacht zur Front des Weihnachtsgeschäftes

Eine besonders unangenehme Seite der Medienpolitik in den Ländern des Realsozialismus war die prominente Darstellung der Produktionsschlacht und des Ringens um eine gute Ernte. Tag für Tag bekam man vorgesetzt, dass alles positiv laufen und dass man die Ziele erreichen würde.

Die Kritik aus dem Westen an diesen Jubelberichten war boshaft und berechtigt.

Und was passiert jetzt bei uns? Woche für Woche steht folgende Meldung an der Spitze der Nachrichten: Im Weihnachtsgeschäft hat man angeblich – trotz Krise – die Ziele des Vorjahres erreicht. Der Handel rechnet mit Umsätzen in dieser und jener Höhe. Statistiken werden gezeigt.

Und wenn nicht von der Front des Weihnachtsgeschäftes berichtet wird, dann vom Wintertourismus. Auch hier werden die Ziele erreicht, bringt man Meldungen aus den Brennpunkten der Bewegung, aus den Skigebieten.

Wie seinerzeit die Mähdrescherfahrer der LPGs in der DDR verkünden jetzt Tourismusverantwortliche oder Leiter von Einkaufszentren die frohe Botschaft.

Der einzige Unterschied: Diesmal geht es nicht um Produktionsziffern (wie seinerzeit) sondern um Umsatz und Rendite. Merkt denn niemand, dass man im Krisenkapitalismus des 21. Jahrhunderts damit Medienmustern des untergegangenen Realsozialismus folgt, die seinerzeit umso penetranter wurden, je unglaubwürdiger und je mehr von der Realität entfernt sie waren?

Der steirische KPÖ-Vorsitzende Franz Stephan Parteder: „Mir stößt die jetzige Medienkampagne über das Weihnachtsgeschäft jedenfalls genauso unangenehm auf wie die damaligen Berichte über die Ernteschlacht in der DDR, die ich im Jahr 1985 während eines Kuraufenthaltes notgedrungen ertragen musste. Von der Sowjetunion lernen heisst auch in diesem Fall nicht, siegen zu lernen.“

Veröffentlicht: 23. Dezember 2009

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