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Unsere Toten: Hertha Mandl-Narodoslavsky verstorben

Schwerer Verlust für unsere Bewegung

Unsere Toten

Hertha Mandl-Narodoslavsky verstorben

Unsere treue Genossin Hertha Mandl-Narodoslavsky ist in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 2011 im Alter von 88 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Graz verstorben. Die steirische KPÖ, der Zentralverband der Pensionisten Steiermark, Kinderland-Steiermark, ihre Angehörigen und viele Menschen, die sie persönlich gekannt und denen sie geholfen hat, haben einen schweren Verlust erlitten.
Herthas Lebensmotto lässt sich mit folgenden Worten am besten zusammenfassen: „Wer sich zu wichtig für kleine Arbeiten hält, ist oft zu klein für wichtige Arbeiten“.

Unsere Hertha wuchs in Graz an der Adresse Südtirolerplatz 10 auf und erlebte die wirtschaftlichen Nöte der Weltwirtschaftskrise und der Krisen der 1. Republik. Schon bald hatte sie Kontakte zu SP-nahen Kinder/Jugendorganisationen wie den Kinderfreunden und schloss dort Freundschaften, die Jahrzehnte überdauerten und in der KPÖ weitergeführt wurden.
An ihrem 13. Geburtstag wurde Herthas Mutter Klementine Narodoslavsky in das Landessonderkrankenhaus „Am Feldhof“ stationär eingewiesen. Sie hat die Anstalt nur mehr zur Überstellung nach Niedernhart/Linz bzw. von dort nach Hartheim zur Vernichtung im Jänner 1941 verlassen.
Ab diesem Zeitpunkt ist Hertha für sich selbst verantwortlich. Sie schließt 1937/38 die Hauptschule ab, Österreich war gerade von Nazideutschland okkupiert, Jahre der Angst stehen bevor, ist doch der Vater nach den nunmehrigen Rassengesetzen kein „Arier“ sondern Judenmischling.
Freunde nehmen Hertha nach dem Abschluss einer Haushaltungsschule 1938 mit nach Deutschland, nach Freiburg im Breisgau, wo sie einige Zeit als Hilfe in einer Bäckerei arbeitet und relativ sicher ist.

Der immer wahrscheinlich werdende Kriegsbeginn veranlasst Hertha 1939 doch wieder nach Graz zu gehen. Sie beginnt Anfangs 1940 eine Lehre als Friseurin in Graz, die sie 1943 ordnungsgemäß mit Freisprechung beenden wird.

1942 – ein Jahr nach der Ermordung ihrer Mutter durch die Nazis - schließt sich Hertha einer Gruppe illegaler Kommunisten in Graz an, es wird für Frauen und Familien Hilfe organisiert, deren Männer und Angehörige als Antifaschisten in Gefängnissen sitzen oder bereits den Tod erlitten. Sie ist seither Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs.
Nach der Befreiung ist Hertha in der BO Graz-Lend für die KPÖ tätig und wird auch Gründungsmitglied von „KINDERLAND“ wo sie verschiedene Funktionen ausüben wird.
1946 erhält sie eine Beschäftigung bei der Österreichischen Post im Fernmeldeamt Graz zu Nach 4 Jahren der Arbeitslosigkeit beginnt sie 1960 als Buchhalterin in einer Steuerberatungskanzlei zu arbeiten und übt diesen Beruf bis zur Pensionierung 1979 aus.

Und immer wieder wird sie sich, aus beruflichen und persönlichen Interessen, Rechtsfragen im ASVG und ähnlichem widmen, besucht Kurse und Seminare in verschiedenen Institutionen, berät andere Menschen in ihren Rechten.

Sie kassiert ihre Mitglieder in Partei und Kinderland, wird von 1962 an für das neu geschaffene KINDERLAND-Feriendorf eine unermüdliche Sammlerin von Spenden und Bausteinen.
Sie engagiert sich nach ihrer Pensionierung als Buchhalterin immer mehr im Zentralverband der Pensionisten, Landesorganisation Steiermark und übernimmt schließlich die ehrenamtliche Funktion des Landessekretärs.
Sie hält Sprechtage ab, berät Menschen über ihre Rechte und Steuerfragen und wird für ihre konkrete Hilfestellungen sehr vielen Menschen in guter Erinnerung bleiben.
Ein schwerer Schlaganfall im Jahr 2005 verändert ihr Leben völlig. Hertha Mandl-Narodoslavsky wird an den Rollstuhl gefesselt. Sie arbeitet aber auch unter diesen Bedingungen weiter, so lange es geht, erteilt, Ratschläge, hilft, nimmt an Sitzungen teil. Bald ist die meist dunkel gekleidete Frau mit den weißen Haaren im Rollstuhl ein vertrautes Bild in der KPÖ und im Kinderland, im Donnerstag-Drews-Klub des ZVPÖ und auch einigen Ortsgruppen wie Kapfenberg und St.Peter-Freienstein oder Leoben.

Der ZVPÖ verleiht ihr die Ehrenmitgliedschaft, im Kinderland macht sie noch 2008 mit Freunden die Landeskontrolle.
Ab dem Sommer 2009 verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand weiter bis sich ihr erfülltes Leben in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 2011 vollendet.

Hertha Mandl-Narodoslavsky wurde mit dem „Ehrenzeichen für die Befreiung Österreichs“ ausgezeichnet. Sie erhielt im Jahr 1993 das „Ehrenzeichen des Landes Steiermark“ und 2003 auf Vorschlag der KPÖ das goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz.

Viel mehr als diese Würdigungen wiegt aber das Andenken an eine sozial gesinnte und selbstlose Frau, der die Hilfe für andere ein Anliegen war. Sie hat nie große Reden gehalten. Sie hat aus den Grundlagen ihrer Weltanschauung die Kraft geschöpft, für viele Menschen etwas zu tun.
Wir werden ihr immer ein ehrendes Gedenken bewahren. Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten ihrem Sohn Raoul und allen Angehörigen.

Landesvorstand der steirischen KPÖ
KPÖ-Bezirksleitung Graz
Kinderland Steiermark
Zentralverband der Pensionisten.

Die Verabschiedung von Hertha Mandl-Narodoslavsky findet am Dienstag, dem 12.7.2011 um 10h45 in der Feuerhalle Graz statt.

2003: Verleihung des goldenen Ehrenzeichens der Stadt Graz an Hertha Mandl-Narodoslavsky

6. Juli 2011