Umsonst gelernt?

Frauen bitte hinten anstellen!

Dass Frauen im Hinblick auf eine absehbare Karriere als Ehefrau und Mutter in der Vergangenheit ein niedrigeres Bildungsniveau aufwiesen als Männer, wurde gern als Grund für ihren Einsatz als Hilfskräfte angeführt. Mittlerweile haben Frauen die Männer im Bereich Schul- und Universitätsbildung längst überholt. Genützt hat es ihnen kaum!

Nun hat sich für viele Frauen eine jahrelang gehegte Hoffnung zerschlagen, nämlich die, durch bessere Qualifikation bessere Jobs zu bekommen. Gebüffelt haben sie zwar. Die gute - und vor allem gut bezahlte - Arbeit kriegen trotzdem die Männer. Interessant ist dabei die Diskrepanz zwischen Frauen und Männern, die mit höherem Bildungsgrad zum Nachteil von Frauen größer wird. „Überqualifikation“ nennt man das, wenn Frau Diplomingenieur schließlich als Reinigungskraft oder Tagesmutter ihr Dasein fristet.

Zum Glück gibt es Fachleute, die zu wissen meinen, wie man mit dieser Art der Frauenbenachteiligung umgeht. Hier zwei Lösungsansätze, die von AK-Präsident Kaske Anfang Februar präsentiert wurden:

1. Bessere Förderung, damit Frauen nicht traditionelle Berufe wählen

Hier stellt sich die Frage, was denn eigentlich traditionelle Frauenberufe sind. Bei näherer Betrachtung zeigt sich: Die sog. „traditionellen“ Frauenberufe sind jene, die schlecht bezahlt werden, aber nicht, weil Frauen sie schon immer ausgeübt haben, sondern weil die Tatsache, dass Frauen einen bestimmten Beruf ausüben, zur Folge hat, dass dieser auch gleich schlechter bezahlt wird. Ein Beispiel: Einst war „Sekretär“ ein gut bezahlter Job, traditionell von Männern bekleidet. Als aber nach und nach Frauen diese Männerdomäne eroberten, kam es sukzessive zu einer Erosion – sowohl im Ansehen als auch im Gehalt. Heute ist „Sekretärin“ ein „traditioneller Frauenberuf“. Immer wieder hört man, dass die Tätigkeit des Kindergartenpädagogen Männern nicht zumutbar sei. Warum? Nicht etwa wegen der hohen Belastung. Nein, wegen der niedrigen Bezahlung.

2. Mehr Weiterbildungsprogramme für Teilzeitkräfte anbieten (Kleine Zeitung, 6. 2. 2014)

Um „Überqualifizierung“ zu vermeiden, soll ausgerechnet „Weiterqualifizierung“ helfen!

Um dieser Logik folgen zu können, dürften die meisten Frauen bereits zu „überqualifiziert“ sein. Die meisten Männer wahrscheinlich auch. 58 % der weiblichen AHS-Maturanten werden unter Wert geschlagen. Was würden Weiterbildungsmaßnahmen dagegen ausrichten? Das weiß wahrscheinlich nur AK-Präsident Kaske.

Im Zuge der Regierungsbildung kam ein verpflichtender „Papamonat“ ins Gespräch. „Um Gottes Willen, nein!“, so der Aufschrei der Industriellenvereinigung. Ein Papamonat würde den österreichischen Wirtschaftsstandort weiter schwächen, wenn nicht gar die Wirtschaft insgesamt ruinieren!

Die IV sah sich in ihrem Kalkül, dass Kinderbetreuung und Hausarbeit ohnehin von den Frauen erledigt werden und eine Nicht-Einstellung derselben vor dadurch bedingten „Produktionsausfällen“ (Karenz, Pflegeurlaub…) bewahrt, betrogen. Wären Frauen und Männer im Beruf gleichberechtigt, hätte diese Forderung wohl kaum solche Wellen geschlagen.

Man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, als würden Botschaften bewusst falsch verstanden und als würden bewusst falsche Lösungsansätze kreiert. Vernünftige Vorschläge werden sofort vom Tisch gewischt. Denn eine Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsmarkt ist in Wahrheit derzeit gar nicht erwünscht.

Längere und kaum planbare Arbeitszeiten, höhere Mobilitätsanforderungen, steigende Kosten bei der Kinderbetreuung, Anhebung des Pensionsalters, all das sind aktuelle Entwicklungen, die familiäre Netzwerke zerstören, Schwächere aus dem Arbeitsmarkt drängen sollen. Solange Frauen die schlechter Verdienenden sind, ist klar, wer zuerst geht.

Vor kurzem geisterte das Ergebnis einer Langzeitstudie durch die Medien, erstellt vom Pastoraltheologen, Männer- und Werteforscher Paul M. Zulehner und der Sozialethikerin Petra Steinmair-Pösel. Es finde eine „Re-Traditionalisierung der Paarbeziehung“ statt, Frauen wollten wieder zurück an den Herd, lautete die Botschaft. Das traditionelle geschlechterhierarchische Lebensmuster sei wieder gefragt.

Bei einer steigenden Arbeitslosigkeit mit aktuell rund 450.000 Arbeitslosen in Österreich kommt eine solche Studie wie gerufen. Ihre Botschaft: Die Reservearmee soll sich zurückziehen!

Die KPÖ-Steiermark aber fordert: „Macht Frauen Politik - keinen Schritt zurück!“, z. B. am 7. 3. 2014 mit einer Aktion in der Herrengasse vor dem Landhaus Graz (10 bis 12 Uhr)!

 

Heide Bekhit

Veröffentlicht: 21. Februar 2014