„Studieren kann krank machen!“
ÖH-Wahlen 14.–16. Mai: KSV wählen!
Der Lebensalltag von Studierenden wird immer härter. Zum Leistungsdruck auf der Uni kommen immer mehr finanzielle Probleme. Sara Noémie Plassnig vom Kommunistischen StudentInnenverband (KSV) im Stadtblatt-Interview.
Provokant gefragt: Gemeinhin glaubt man, dass Studierende primär viel fortgehen und lang schlafen. Stimmt das?
Sara Noémie Plassnig: Die Vorstellung von einer unbeschwerten Studienzeit stimmt definitiv nicht. Über 60 Prozent müssen nebenher arbeiten, um sich das Leben und die Wohnung zu finanzieren. Meistens machen sie Jobs, die nichts mit dem Studium zu tun haben – zum Beispiel in der Gastronomie.
Wo genau drückt denn der Schuh?
Plassnig: Praktisch überall. Das Wohnen wird immer teurer. Die Landesregierung hat die Wohnbeihilfe gekürzt. Oft haben Vermieter keine Skrupel, Studierende in Wohngemeinschaften auszunehmen. Dass das Leben immer teurer wird, liegt auf der Hand. In vielen Studienrichtungen muss man sich teure Lernunterlagen besorgen. Das kann schon einmal einige Hundert Euro ausmachen. Dazu kommt der in Graz vergleichsweise teure öffentliche Verkehr.
Und das beeinflusst das Studienverhalten?
Plassnig: Genau. Wer bis spät in die Nacht arbeiten muss, kann sich am nächsten Tag schwer auf’s Lernen konzentrieren. Das führt nicht selten dazu, dass man bei einer Prüfung fliegt, die Familienbeihilfe verliert, Studiengebühren bezahlen muss und dadurch gezwungen ist, noch mehr zu arbeiten. So entsteht schnell ein Teufelskreis, der leider für viele im Studienabbruch endet.
Der Leistungsdruck auf den Unis wird auch immer stärker, hört man. Wie kann man sich das vorstellen?
Plassnig: Weil die Unis finanziell aus dem letzten Loch pfeifen, versuchen sie, gleich zu Beginn viele Studierende wieder loszuwerden. Mit der sogenannten „Studieneingangs- und Orientierungsphase“ (StEOP) gelingt das recht gut. An ihrem Ende stehen zumeist große Überblicksprüfungen, bei denen oft mehr als die Hälfte durchfallen. Die StEOP ist also nichts anderes als eine Zugangsbeschränkung durch die Hintertür.
Was sind die Konsequenzen daraus?
Plassnig: Der Leistungsdruck plus die finanziellen Belastungen führen vielfach zu Versagensängsten und dazu, dass laut Studierendensozialerhebung satte 45 Prozent der Studierenden angeben, an studienerschwerenden psychischen Belastungen zu leiden. Studieren ist oft Schwerstarbeit! Unter gewissen Umständen sogar gesundheitsgefährdend.
Gibt es Strategien, wie man dem entgegenwirken könnte?
Plassnig: Wichtig ist, dass man zusammenhält. Alle Studierenden stehen ja vor den gleichen Problemen. Das Tauschen von Skripten oder gemeinsame Lernen sind Kleinigkeiten, die den Studienalltag aber erheblich erleichtern können. Man muss aber auch dazu bereit sein, für seine Rechte auf die Straße zu gehen. Erst vor kurzem hat eine Unterschriftenaktion, an der sich mehr als 2.600 Menschen beteiligt haben, die Verantwortlichen dazu gebracht, den Mobilitätsscheck für die Öffis in Graz doch nicht zu streichen.
Und trotz alledem bist du im KSV aktiv?
Plassnig: Sicher! Wenn man sich alles gefallen lässt, wird es immer schlimmer. Und der KSV ist die einzige Organisation, die sich wirklich für die Interessen der Studierenden einsetzt.
Der Kommunistische StudentInnenverband kandidiert bei den ÖH-Wahlen vom 14. bis zum 16. Mai an elf Universitäten.
Wann, wo und was genau gewählt wird, erfährt man hier.
Veröffentlicht: 17. Mai 2013