Stmk. Menschenrechspreis an M. Cäsar und F. Leitner
Erstmalige Vergabe des Menschenrechtspreises in der Steiermark. Unter den Ausgezeichneten auch Franz Leitner und Maria Cäsar
Graz: Vier verdienten Persönlichkeiten im Kampf um die Freiheit
und die Wahrung der Grundrechte hat gestern Landeshauptmann
Waltraud Klasnic im Weißen Saal der Grazer Burg erstmals den
Men-schenrechtspreis des Landes Steiermark überreicht. Der Grazer
Menschenrechtsexperte Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Benedek bezeichnete
die Vergabe dieser Auszeichnung als bedeutendes Signal und
wichtigen Gegensatz zur "Spaß- und Freizeitgesellschaft, in
der wir leben". Es werde ein politisches Signal "im Kampf
um die Menschenrechte, gegen Macht und Willkür gesetzt". Diese
mit 120.000 Schilling ( 8721 EUR) dotierte Auszeichnung erhielten
folgende Persönlichkeiten: Die 1920 in Graz geborene Maria Cäsar
war in der in der Frauen- und Friedenspolitik nach dem Zweiten
Weltkrieg engagiert. "Sie hat am Wiederaufstieg eines freien
Österreich mitgewirkt und nicht vergessen, warum das Land damals in
Armut, Chaos und Intoleranz versunken ist", unterstrich LH
Klasnic. In der außerschulischen Jugendarbeit sei es ihr gelungen,
den Zuhörern das Phänomen der verdrängten Geschichte und die
Mechanismen des Nationalsozialismus näher zu bringen. Franz Leitner
war bis zum Jahr 1970 Abgeordneter des Steiermärkischen Landtages.
Der 1918 in Wiener Neustadt Geborene hatte sich im
Konzentrationslager Buchenwald für die Rechte und die Würde von
Mitgefangenen eingesetzt. Unzählige Häftlinge verdankten dem
überzeugten Kommunisten ihr Leben. Junge Gefangene aus der Ukraine,
Russland und Ungarn sowie 70 Männer, die im Mai 1944 in ein
Vernichtungslager gebracht hätten werden sollen, gehörten zu den
Geretteten. Mag. Angelika Vauti leitet seit sieben Jahren das
Afro-Asiatische Institut in Graz. Diese Einrichtung sei, so LH
Klasnic für die Menschenrechtsstadt Graz überaus wichtig. Die 1964
in Klagendfurt gebo-rene Leiterin habe es geschafft, im Institut
durch verschiedenste Veranstaltungen eine breite Öffent-lichkeit
für entwicklungspolitische Themen zu interessieren und
sensibilsieren. Graz besitzt ein "inter-nationales Kultur- und
Begegnungszentrum; ein Forum des Dialoges zwischen Menschen
unter-schiedlichster Herkunft und Religionen", hieß es in der
Würdigung. Kaplan Günther Alois Zgubic aus Pöls kennt auch
Brasiliens Kehrseite Brasilien; die Schattenseiten zu Karneval,
Fußball und Zuckerhut. Er hatte sich um Aidskranke, Straßenkinder
und Prostituierte gekümmert. Er brachte in vier Monaten als
Gefängnisseelsorger 1.200 Folterungen zur Anzeige und sandte ein
hunderte Seiten dickes Dossier über die Mißstände an die Vereinten
Nationen". Für Zgubic nahm Mag. Walter Plankensteiner die
Auszeichnung entgegen.
Der steirische KPÖ-Vorsitzende Franz Stephan Parteder begrüßte es
in seiner Würdigung der Geehrten besonders, dass unter ihnen auch
zwei langjährige Mitglieder und Funktionäre der KPÖ sind. Parteder:
"Es ist von großer Bedeutung, dass auch ihre Leistung vom Land
Steiermark offiziell anerkannt wird. Spät, aber nicht zu spät,
gerät damit der große Beitrag in den Blickpunkt der Öffentlichkeit
unseres Landes, den KommunistInnen wie Maria Cäsar oder Franz
Leitner für die Sache des Fortschrittes und der Humanität geleistet
haben.
Für Gegenwart und Zukunft der Kommunistischen Partei ist es
wichtig, nicht aus den Augen zu verlieren, dass solche Taten, die
im Jahr 2001 eines Menschenrechtspreises würdig sind, die Arbeit
unserer Vorgängergenerationen in der KPÖ bestimmt haben."
Veröffentlicht: 22. Februar 2003