Steirischer Kinder- und Jugendhilfe droht Verschlechterung
Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ): „Landesregierung ignoriert Warnungen ihrer eigenen Studie“
Seit 2015 arbeiten die „Modellbezirke“ Bruck-Mürzzuschlag und Voitsberg nach dem neuen „Jugendwohlfahrt Neu“-Konzept (JUWON), das mit „flexiblen Hilfen“ agiert. Ziel soll eine wirkungsvollere, günstigere und qualitätsvollere Arbeit sein. Die KPÖ war aufgrund der Erfahrungen mit der Sozialraumorientierung in Graz skeptisch. Von Seiten der Regierung wurde eine externe Evaluation in Auftrag gegeben. Diese liegt nun vor und enthält viele kritische Einwände, die in der Vorlage für den Landtag verschwiegen und ignoriert werden.
In der Regierungsvorlage werden selektiv ausschließlich positiv bewertete Aspekte herausgegriffen und zur Grundlage für die flächendeckende Umsetzung des Konzepts gemacht. Die negativen Aspekte werden einfach übergangen. Die KPÖ hat deshalb gegen die Neuerungen in der Kinder- und Jugendhilfe gestimmt.
In der Evaluierung kommen weder die Kinder und Jugendlichen zu Wort, um die es eigentlich geht, noch jene Vereine, die vor der Einführung des neuen Konzepts in der Jugendhilfe in den Bezirken tätig waren. Interviews wurden hingegen mit Vertreterinnen und Vertretern der Bezirkshauptmannschaften und anderen direkt Involvierten gemacht. „Das ist so, als würde ich eine Studie über steirische Politik machen und als unabhängige Experten zu Beginn LH Schützenhöfer und LH-Stv. Schickhofer befragen. Mit deren Wissen erstelle ich dann einen Fragebogen, den ich wiederum Hermann Schützenhöfer und Michael Schickhofer zum Beantworten vorlege“, verdeutlichte KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler in der Debatte die methodischen Mängel der Studie.
Kritische Worte findet die Evaluierung zum geplanten Case Management. Dieses sei gerade bei den oft komplexen Problemen der betroffenen Kinder und Jugendlichen schwer umsetzbar. Dafür wird nahegelegt, „schwierige Fälle“ schnell aus dem System zu entfernen – ein schockierender Zugang, immerhin geht es um das Wohl von Kindern und Jugendlichen.
In der Praxis steigt auch der bürokratische Aufwand erheblich, wie die Studie hervorhebt. So sei viel mehr Zeit für Dokumentation notwendig, auch falle die präventive Arbeit weg. Eine Vernetzung mit Polizei, Schulen, Politik, AMS und der Bevölkerung finde nicht statt. Das alles wird in der Regierungsvorlage als „Ergebnis der Evaluation“ verschwiegen.
Claudia Klimt-Weithaler: „Wir sehen hier die gleichen Auswirkungen wie in der Sozialraumorientierung: Die Falldauer ist kürzer geworden, der bürokratische Aufwand ist so weit gestiegen, dass für die MitarbeiterInnen andere Tätigkeiten als die direkte Fallbetreuung nicht mehr möglich sind. Für Prävention bleibt keine Zeit und wohl auch kein Geld. Das zeigt, dass es sich in erster Linie um eine Sparmaßnahme handelt, nicht um eine Verbesserung des Systems.“
Veröffentlicht: 8. Mai 2018