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Steiermark: So stark sind die Tarife beim ÖV wirklich gestiegen

Jahreskarte mehr als viermal so teuer wie in Tirol

Am 1. Juli 2019 wurden die Fahrpreise für Öffentliche Verkehrsmittel in der Steiermark wieder kräftig verteuert. Die Erhöhung übersteigt die offizielle Teuerungsrate bei weitem. Die Landespolitik hat 2018 versprochen, von der Preistreiberei Abstand zu nehmen. Im Schnitt steigen die Preise wieder um das 1,5-fach der offiziellen Teuerungsrate, tatsächlich beträgt die Teuerung aber weitaus höher.

 

 

 

Fahrschein

Preis bis 30. Juni 2019

Preis ab 1. Juli 2019

Steigerung

Stundenkarte (1 Zone)

2,40 Euro

2,50 Euro

+ 4,17 %

Stundenkarte (2 Zonen)

4,50 Euro

4,60 Euro

+ 2,22%

24-Stunden-Karte (1 Zone)

5,30 Euro

5,50 Euro

+ 3,77 %

24-Stunde-Karte (2 Zonen)

9 Euro

9,20 Euro

+ 2,22 %

Wochenkarte (1 Zone)

14,80 Euro

15,20 Euro

+ 2,70 %

Wochenkarte (2 Zonen)

20,60 Euro

21,40 Euro

+ 3,88 %

Monatskarte (1 Zone)

49,50 Euro

50,90 Euro

+ 2,83 %

Monatskarte (2 Zonen)

68,40 Euro

71,10 Euro

+ 3,95 %

Halbjahreskarte (1 Zone)

254 Euro

260 Euro

+ 2,36 %

Halbjahreskarte (2 Zonen)

351 Euro

364 Euro

+ 3,70 %

Jahreskarte (1 Zone)

440 Euro

456 Euro

+ 3,64 %

Jahreskarte (2 Zonen)

634 Euro

658 Euro

+ 3,79 %

Ø Verbraucherpreisindex (VPI) 2018: 2,0 % (Statistik Austria). 1,5-faches der VPI-Entwicklung 2018: 3,0 %

Gelb = höher als VPI-Entwicklung 2018, Rot = höher als 1,5-faches der VPI-Entwicklung 2018

Durchschnittliche Preissteigerung bei 1-Zonen-Tickets: 3,25 %

 

KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler richtete im Landtag eine Dringliche Anfrage an Verkehrslandesrat Lang. Ziel der KPÖ ist es, den ÖV für die Bevölkerung wieder erschwinglich zu machen. Lang warf der KPÖ vor, zu teure Forderungen zu stellen, die nicht finanzierbar seien. Die Preissteigerungen seien nötig, um Verbesserungen durchführen zu können.

Der Preisvorteil des öffentlichen Verkehrs gegenüber dem Auto wird durch die starke Teuerung allerdings immer geringer. Eine steirische ÖV-Jahreskarte kostet 2285 Euro. In Tirol ist eine Jahreskarte um 499 Euro erhältlich. Senioren ab 63 zahlen in Tirol nur die Hälfte, ab 75 Jahren nur ein Viertel. Im steirischen Verkehrsverbund gibt es dagegen keine Seniorenermäßigung.

In den letzten 10 Jahren sind die Preise in Graz

  • für eine Monatskarte um 41%,
  • für eine Wochenkarte um 43%,
  • für eine 24 Std. Karte um 34% und
  • für eine Stundenkarte um 32%

angestiegen. Eine Monatskarte kostet inzwischen € 50,90, eine Wochenkarte € 15,20, eine Stundenkarte € 2,50. KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: „Diese Verteuerung trifft hunderttausende Steirerinnen und Steirer. Da muss man die Frage stellen: Wer kann sich die Öffis eigentlich noch leisten? Öffentliche Verkehrsmittel dürfen kein Luxus sein, sie sind absolut unverzichtbar!“

In Graz hat die KPÖ vor einigen Jahren durchgesetzt, dass die Jahreskarte stark verbilligt wurde – von 399 auf 228 Euro. Das Ergebnis war, dass viele auf den ÖV umgestiegen sind. Im ersten Jahr betrug die Steigerung der Fahrgastzahlen 6,4 Prozent. (Leider hat die aktuelle Stadtregierung die Preise in nur drei Jahren von 228 auf 281 Euro angehoben.)

Die meisten Menschen denken beim Klimawandel an rauchende Schlote. Aber das ist nur ein Teil der Realität. Ein Drittel der Emissionen stammt vom Verkehr. Dort ist der Anstieg am größten. „Es gibt aber auch viele Möglichkeiten zum Gegensteuern, etwa durch Ausbau und Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs. Das bedeutet weniger Stress, weniger Lärm, weniger CO2-Emissionen und weniger Feinstaub – aber nur, wenn möglichst viele den ÖV nutzen“, betont Klimt-Weithaler.

Statt die Fahrgäste jedes Jahr aufs Neue massiv zu belasten, sollte die Steiermark nach Wiener Vorbild eine Nahverkehrsabgabe auf Betriebe ab einer gewissen Größe einführen. Das forderte die KPÖ in einem Antrag. Die Bundeshauptstadt hat damit wesentlich ihr U-Bahn-Netz finanziert. SPÖ, ÖVP und FPÖ lehnten das aber ab. Die KPÖ stellte auch den Antrag, im Verkehrsverbund künftig die Erhöhung um das 1,5-fache der Teuerungsrate nicht mehr länger mitzutragen. Auch dies wurde von SPÖ, ÖVP und FPÖ abgelehnt.

2. Juli 2019