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Spitäler-Volksbefragung – Warum nur ein deutliches „NEIN“ den Kahlschlag verhindert

KPÖ warnt vor Ausdünnung der Versorgung und Privatisierung

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Deutlich längere Anfahrtswege für die Bevölkerung und wesentlich weniger Betten – das sind nur zwei Argumente gegen die Pläne für ein „Leitspital“, dessen Finanzierung nicht einmal gesichert ist. Das machten die KPÖ-Landtagsabgeordneten heute in Liezen noch einmal deutlich.

Ein „Nein“ zu den radikalen Schließungsplänen im Bezirk Liezen – alle drei bestehenden Spitäler in Bad Aussee, Schladming und Rottenmann sollen geschlossen werden – wäre ein deutlicher Auftrag, die Gesundheitsversorgung im größten Bezirk Österreichs langfristig zu sichern. Alles andere wäre ein Freibrief für die Landesregierungen zum Kahlschlag bei der Versorgung. Das betonten die KPÖ-Landtagsabgeordneten Claudia Klimt-Weithaler und Werner Murgg bei einer Pressekonferenz in Liezen.

Wenn die Volksbefragung pro Leitspital ausgeht, wird Gesundheitslandesrat Drexler (ÖVP) keinen Grund haben, den Menschen im Bezirk auch nur einen Millimeter entgegenzukommen. Deshalb ruft die KPÖ bei der Volksbefragung am 7. April im Bezirk Liezen zu einem NEIN zur Schließung der bestehenden Krankenhäuser in Bad Aussee, Rottenmann und Schladming auf.


Finanzierung des Leitspitals unsicher

In der Landtagssitzung am 2. April musste Finanzlandesrat Lang (SPÖ) eingestehen, dass es keinerlei Garantie für die Finanzierung des Leitspitals gibt. Ob die Errichtungskosten, die Ausstattung des neuen Spitals oder die Arbeitsplätze im Umfeld der derzeitigen Spitäler: Es gibt für nichts davon eine Sicherheit, nur leere Versprechungen. Dafür spricht Drexler ganz offen davon, das neue Krankenhaus von einem privaten Konzern betreiben zu lassen.


Tricksereien bei den Fallzahlen

LAbg. Werner Murgg: „Ein besonders verlogenes Argument sind die angeblich fehlenden Fallzahlen. Niemand verlangt ein mit allen Spezialisierungen ausgestattetes Spital an jedem Standort. Aber selbst in der Grundversorgung werden bestimmte Behandlungen, die ohne weiteres möglich wären, in die Zentren verlagert. So werden die Fallzahlen künstlich gesenkt.“ Als Beispiel nannte Murgg auch den aktuellen Fall eines Mädchens aus Judenburg, das wegen einer geplatzten Lippe bis nach Graz geschickt wurde. Nach der Schließung der drei Spitäler in Liezen werden 100 Betten im Bezirk abgebaut.


Versorgung nicht sicher

„Tatsächlich ist fast alles unklar: Über die Ausstattung des geplanten Leitspitals gibt es keine verbindlichen Zusagen, auch bei den in Aussicht gestellten Facharztzentren gibt es nicht einmal die Garantie, dass dort Kassenärzte tätig sein werden“, warnt Claudia Klimt-Weithaler vor den Luftschlössern der Landesregierung. Bereits bei der „Bürgermeisterpetition“ wurde tief in die Trickkiste gegriffen, um der Bevölkerung vorzugaukeln, die Ortschefs seien für das Leitspital. Wie ein beteiligter Bürgermeister nun klarstellte, ging es in der Petition aber gar nicht um das Leitspital, sondern um die flächendeckende Versorgung im Bezirk.

Nicht zu leugnen ist das Problem der Anfahrtszeiten im Bezirk Liezen: Im Notfall zählt jede Minute! Derzeit erreichen 85 % der Bevölkerung im Bezirk ein Spital innerhalb von 30 Minuten, 60 % sogar innerhalb von 20 Minuten. In Zukunft, wenn es nur noch das Spital in Stainach gibt, schauen die Zahlen dramatisch anders aus: Nur noch 58 % (statt 85 %) erreichen in 30 Minuten das Spital. Dazu kommen die enormen Kosten für das neue „Leitspital“, deren Finanzierung das Land an die Grenze des Möglichen bringen wird.

Veröffentlicht: 3. April 2019

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