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Schluss mit der Kriegsverherrlichung!

Voitsberg: Mehrheit für Antrag von KPÖ-Gemeinderätin Hilde Tragler

Verharmlosung und Verherrlichung des Krieges und seiner "Helden" vor 100 Jahren

Hunger, Tod und Zerstörung: Das bedeutet Krieg für die Bevölkerung. Der Erste Weltkrieg brachte vor 100 Jahren nie dagewesenes Grauen über die Völker Europas. Die politische und militärische Führung Österreichs trug daran schwere Schuld, auch für den Einsatz von besonders grausamen Waffen wie Giftgas. Einer der prominentesten „Kriegshelden“ der k.u.k.-Armee war Franz Conrad von Hötzendorf. Kaum jemand weiß noch, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Dennoch gibt es in zahlreichen österreichischen Gemeinden Straßen, die nach ihm benannt sind. So auch in Voitsberg.

Straßennamen sind Teil des politischen Gedächtnisses einer Gesellschaft. In Graz hat daher eine Historikerkommission getagt, die belastete Straßennamen eruieren sollte. Das Ergebnis der Studie wurde im März 2018 präsentiert.

Einer der Straßennamen, die als sehr problematisch eingeschätzt wurden, war die Conrad-von-Hötzendorf-Straße. Der Namensgeber Conrad von Hötzendorf (1852-1925) war als Generalstabschef ein hochrangiger Heerführer des Kaiserreichs. Er hat intensive Kriegstreiberei („Serbien muss sterbien“) betrieben, welche letztendlich zum Ersten Weltkrieg geführt hat. Er drängte den Kaiser ein Jahrzehnt lang zu einem Offensivkrieg gegen Serbien und auch immer wieder gegen Italien – obwohl ihm die militärischen Risiken bewusst waren. Zudem war er bekennender Antisemit und Hauptverantwortlicher für die Menschenrechtsverbrechen im Lager Thalerhof bei Graz, bei dem tausende k.u.k. StaatsbürgerInnen unter grausamen Bedingungen den Tod fanden.

Im Gedenkjahr 2018, hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, der Millionen Opfer gefordert hat, ist es mehr als angebracht, die Verherrlichung dieser Figur in Frage zu stellen. KPÖ-Gemeinderätin Hilde Tragler brachte daher im Gemeinderat den Antrag ein, eine Umbenennung der Straße zu prüfen bzw. die Möglichkeiten eines angemessenen Umgangs mit der problematischen Straßenbenennung – etwa durch Anbringung von Gedenk- und Informationstafeln mit erläuterndem Text zur Geschichte des Namensgebers – abzuwägen.

Der Antrag wurde angenommen. Das Ergebnis ist, dass in der Straße – am Hildegard-Burger-Haus der KPÖ – eine Zusatztafel angebracht wird, die über den Namensgeber der Straße aufklärt. Den Text wird der Historiker Ernst Lasnik verfassen.

 

Veröffentlicht: 3. April 2018

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