Plabutschtunnel: Warum wird die Lüftung nicht eingeschaltet?
Trotz hoher Schafstoffbelastung bleibt Anlage außer Betrieb
Obwohl das Wetter 2018 günstiger war als in den Jahren davor, ist es im Großraum Graz zum dritten Mal in Folge zu enormen Überschreitungen der Grenzwerte für Feinstaub gekommen. Dass die Landespolitik sich dafür feiern lässt, dass in Graz sowohl das österreichische Limit (25 Überschreitungstage pro Jahr) als auch das EU-Limit (35 Tage) überschritten wurde, nennt KPÖ-Klubobfrau angesichts der Luftsituation in der Landeshauptstadt „verantwortungslos“.
Eine deutliche Schadstoffbelastung ist an den Ein- und Ausgängen der beiden Röhren des Plabutschtunnels festzustellen. Diese sind mit hochwirksamen Entlüftungsanlagen ausgestattet, die aber seit Jahren inaktiv sind. Dadurch spart die ASFINAG Stromkosten. Deshalb werden täglich riesige Mengen an Schadstoffen im Stadtgebiet freigesetzt.
Die KPÖ drängt darauf, die Entlüftungsanlagen zumindest an Tagen mit hoher Belastung in Betrieb zu nehmen. Ein entsprechender Antrag an die Landesregierung eingebracht, die ASFINAG in die Pflicht zu nehmen und die Lüftungsanlagen unverzüglich in Betrieb zu nehmen. Die Landesregierung spielt aber auf Zeit und verweist auf das neue steirische Luftreinhaltungsprogramm, das bis Sommer vorliegen soll.
KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: „Es sollte selbstverständlich sein, dass die Gesundheit der Grazer Bevölkerung höher zu bewerten ist als Einsparungseffekte bei der ASFINAG. Das Umweltbundesamt hat im Oktober gemeldet, dass Graz die Landeshauptstadt mit der schlechtesten Luftgüte ist. Anstatt sich für eine wirksame Verbesserung einzusetzen, feiert die Landesregierung, dass es an weniger Tagen Überschreitungen der Grenzwerte gegeben hat als in den letzten Jahren. Ein schneller Schritt wäre die Entlüftung des Plabutschtunnels. Die müsste lediglich aktiviert werden!“
Zur Vorgeschichte:
Als der Tunnel 1976 geplant wurde, war ein wesentliches Argument für die teure Trassenführung ein umfangreiches Umweltschutzgutachten renommierter Experten. Durch die Lüftungsanlagen war nämlich sichergestellt, dass die Abluft des Tunnels nicht ins Grazer Stadtgebiet ziehen kann. Bei den Lüftungsanlagen wurden demgemäß keine Kosten und Mühen gescheut.
Die 10 km lange Oströhre wurde 1987 eröffnet. Die Lüftung wurde bis zur Fertigstellung der Weströhre im Jahr 2004 wie geplant über die Lüftungsanlagen betrieben. Bei der Errichtung der zweiten Röhre wurden wiederum aufwändige Lüftungsanlagen eingebaut, die Kosten betrugen 34 Mio. Euro. In den Projektunterlagen wird dazu ausgeführt, dass „damit gewährleistet ist, dass keine Schadstoffe austreten und die Stadt Graz durch keine Abluft der Fahrzeuge aus dem Plabutsch belastet wird. (...) Ebenfalls berücksichtigt die Lüftersteuerung, dass bei wenig Verkehr automatisch der Auftrieb für die Tunnellüftung energiesparend genutzt wird.“
Nach Erneuerung des alten Tunnels waren ab November 2004 beide Röhren befahrbar. Ab diesem Zeitpunkt beschloss die ASFINAG, die Lüftung der Tunnelröhren abzuschalten, da wegen der Fahrzeugbewegung in jeweils nur mehr eine Richtung eine Entlüftung nicht mehr nötig sei. Grund für die Abschaltung sind die Stromkosten. Die ASFINAG weist übrigens im Jahresabschluss 2017 einen Jahresüberschuss (nach Steuern) von 720 Millionen Euro und einen Bilanzgewinn von 4,677 Milliarden Euro aus.
Die Abschaltung der Vollquerlüftung bedeutet, dass die Abgase des gesamten Tunnelverkehrs – bis zu 50.000 Kfz pro Tag, zur Hauptreisezeit noch deutlich mehr – vollständig und direkt bei den beiden Portalen ungefiltert ausströmen und die Umgebung und die dort lebenden Menschen belasten. Laut einer Studie der Fachabteilung 17C des Landes Steiermark wird bei Stickoxid-Emissionen der Grenzwert am Südportal und im gesamten Grazer Bezirk Puntigam weit überschritten. Diese Überschreitungen waren laut Studie eindeutig auf die Abluft des Plabutschtunnels zurückzuführen.
Veröffentlicht: 11. März 2019