Perverse Arbeitswelt

Über den Wert von Frauenarbeit

Wenn Frauen schlecht bezahlt werden, wird gerne behauptet, sie hätten den falschen Beruf gewählt oder würden einfach zu wenige Stunden arbeiten. Doch diese Behauptungen sollen nur über Arbeitsrealitäten hinwegtäuschen!

Im März veröffentlichte die Tageszeitung „die Presse“ diverse Studienergebnisse zur Ungleichheit zwischen Männern und Frauen im Berufsleben. „Frauen verdienen weniger – unter anderem, weil sie das „Falsche“ studieren“, konnte man da lesen. Ja, was ist denn nun das „Falsche“. In den folgenden Zeilen stellte sich heraus, dass dazu etwa Universitätsabschlüsse im Gesundheitsbereich zählen. „Richtiger“ für die Frauen wäre es gewesen, sie hätten sich für die IT-Branche entschieden. Denn dann würden sie natürlich viel besser bezahlt.

Die Liste der weiblichen Verfehlungen bei der Berufswahl ist lang: Friseurin, Kindergartenpädagogin, Verkäuferin, Altenpflegerin, Lehrerin…
Wonach sich diese schlechte Bezahlung orientiert, wird nicht hinterfragt. An der Bedeutungslosigkeit der „Frauenberufe“ kann es ja wohl nicht liegen. Man wird doch nicht ernsthaft behaupten wollen, ein Maurer würde unserer Gesellschaft wesentlich wertvollere Dienste erweisen als eine Altenpflegerin?

Tatsächlich ist es wohl eher umgekehrt: Kaum finden sich Frauen in einer Berufssparte ein, schon wird das Lohnniveau gedrückt.

Frauen, so sagt man, würden ja auch deshalb weniger verdienen als Männer, weil sie definitiv „weniger arbeiten“ würden als letztere. Und schon kommt als begründendes Argument die allzeit bedenkenlos geschwungene Teilzeitkeule daher.

Doch aus der Tatsache, dass frau nur wenige Stunden mit Erwerbsarbeit zubringt, kann man ihre Diskriminierung im Lohnsäckel nicht rechtfertigen, gibt es doch zahlreiche Gegenbeispiele. So wurde im Zuge der Telekomaffäre ein Broker mit 600.000 Euro dafür bedacht, dass er mit ein paar Mausklicks den Kurs manipulierte. In Vollzeit?

OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss verdiente im Jahr 2010 ein Salär von 2.471.000,-- Euro. Das entspricht einem Tageslohn (excl. Sonn- und Feiertage) von 8.237,- Euro und – bei 10stündigem Arbeitseinsatz täglich - einem Stundenlohn von 823,70 Euro. Wie viele teilzeitbeschäftigte Frauen müssen mit weniger im Monat auskommen?

Mag.a Heide Bekhit

Veröffentlicht: 5. April 2013