Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.

Neumarkt: Gedenktafel für Nazi-Sympathisantin

Steirische KPÖ unterstützt Protestaktion der SJ

„Die steirische KPÖ unterstützt den Protest der Sozialistischen Jugend gegen die Anbringung einer offiziellen Gedenktafel der Gemeinde für die nazifreundliche Dichterin Agnes Millonig in Neumarkt (Bezirk Murau) und ersucht ihre Mitglieder und Anhänger an de angekündigten Mahnwache teilzunehmen.“ Das sagte der steirische KPÖ-Vorsitzende Franz Stephan Parteder am Dienstag. Bürgermeister von Neumarkt ist der FP-Mandatar Reinhardt Racz. Er wurde mit Hilfe der ÖVP in sein Amt gewählt

Zur Information geben wir eine Presseaussendung der SJ-Steiermark wieder:
SJ Steiermark: Anbringung einer offiziellen Gedenktafel für Nazi-Dichterin Agnes Millonig im steirischen Neumarkt ist eine Schande!
Für Aufregung sorgt die von der steirischen Gemeinde Neumarkt (Bezirk Murau) für Freitag, den 9. Juni, geplante Anbringung einer Gedenktafel für die Dichterin der 4. Strophe des Kärntner Heimatliedes (Auszug aus dem Text: „…wo man mit Blut die Grenze schrieb, und deutsch in Not und Tod verblieb…“), Agnes Millonig.
Millonig war in Neumarkt als Lehrerin tätig. 1938 war sie dichterisch aktiv, um „Das Heilige Ja“ zum „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland einzufordern (Auszug aus dem Text: „Jedes ‚Ja’ ist Dank und Wollen/ Jedes ’Nein’ ist Hochverrat!/In geschloss’ner Reihe sollen/Alle steh’n zu deutscher Tat/ Unser Führer brach die Schranken/Dankerfüllt und ohne Wanken/Treu um Treue gebt ein ‚Ja’“).
Im Jahr 2002 war die Kärntner Landsmannschaft, die laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes über zahlreiche Kontakte ins rechtsextreme Lager verfügt, mit einem Ansuchen für die Anbringung einer Gedenktafel für Millonig unter dem Motto „Gedenktafeln statt zweisprachiger Ortstafeln“ noch gescheitert. 2005 erhielt ein neuerlicher Antrag eine Mehrheit im Neumarkter Gemeinderat. Für die Sozialistische Jugend ist das völlig inakzeptabel: „Es ist ungeheuerlich, dass eine Person die sich mit ihrer fragwürdigen Dichtung eindeutig zum Nazi-Faschismus bekannte, jetzt dafür geehrt werden soll“, zeigt sich Wolfgang Moitzi, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Steiermark empört.
Für Ludwig Dvorak, Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend Österreich, ist klar, dass dieser Beschluss rückgängig zu machen ist: „Deutschnationale Heimatlied-Strophen, die schon längst am Komposthaufen der Geschichte entsorgt gehörten, sind eine ebenso wenig zu würdigende Leistungen, wie die Unterstützung der Nazis und ihrer Verbrechen.“ Kaum 2 Kilometer entfernt von Neumarkt steht ein Außenlager des KZ Mauthausen, Schloss Lind. In dieser Umgebung eine Gedenktafel für eine Frau anbringen zu wollen, die das Nazi-Regime und den damit verbundenen Terror gutgeheißen hat, macht das Ganze noch skandalöser, kritisiert Moitzi.
Für mehr als fragwürdig hält Dvorak auch die Beteiligung des Bundesheeres am geplanten Festakt: „Dass sich das Bundesheer der demokratischen Republik überhaupt an einem Festakt für eine Nazi-Sympathisantin beteiligt, ist inakzeptabel. Hier braucht es eine klare Distanzierung“, sieht Dvorak Verteidigungsminister Platter gefordert.
„Für uns ist diese Gedenktafel inakzeptabel. Die Sozialistische Jugend ruft daher den Freitag, 9. Juni um 16.30 zu einer „Mahnwache gegen Rechts“ in Neumarkt auf, mit der wir ein klares Zeichen setzen wollen. Gemeinsam mit allen DemokratInnen wollen wir diesen Schandfleck für Neumarkt und die ganze Steiermark verhindern“, so Dvorak und Moitzi abschließend.

6. Juni 2006