Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.

Krebsbehandlung: So unterversorgt ist die Steiermark

Claudia Klimt-Weithaler: Lange Wartezeiten zeigen, dass Spitalsreform in die falsche Richtung geht

Der brisante Prüfbericht des Landesrechnungshofes stand am 10. April 2018 auf der Tagesordnung des steirischen Landtags. Der Bericht zählt zahlreiche Versäumnisse im Bereich der onkologischen Versorgung in der Steiermark auf. Die KPÖ drängte im Landtag auf eine transparente Warteliste und kürzere Wartezeiten.

An der Universitätsklinik für Strahlentherapie mussten rund 75 Prozent der Patientinnen und Patienten zum Teil eklatante Wartezeiten ab dem von der Klinik definierten letztmöglichen (!) Behandlungsbeginn hinnehmen. Bei den akut Erkrankten mussten sogar 95 % auf den tatsächlichen Behandlungsbeginn warten: Nach einem Soll-Zeitraum von drei Tagen betrug hier die Wartezeit bis zu 48 Tage.

Einer der Hauptkritikpunkte des Landesrechnungshofes ist die jahrelange Verzögerung der Einführung einer transparenten Warteliste für Krebserkrankte. Die KPÖ forderte im Juli 2017 in einem Antrag, eine solche Warteliste nach Wiener Vorbild einzuführen, SPÖ und ÖVP lehnten das aber ab. Deshalb erneuerte die KPÖ in der Landtagssitzung am 10. April die Forderung, diese schnellst möglich einzuführen und alle Möglichkeiten auszuschöpfen, dringend nötige Therapien im Rahmen der Krebsbehandlung schneller durchzuführen. Der Antrag wurde mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP mehrheitlich abgelehnt. Zustimmung kam von der FPÖ und den Grünen.

Seit über 10 Jahren gibt es im Bereich der steirischen Spitalsgesellschaft KAGes mit dem EDV-System openMEDOCS ein leistungsfähiges Kommunikations- und Informationsnetzwerk, das alle Informationen bündelt. Seit 2015 wird ein Projekt zur Entwicklung eines „Wartezeiten-Berichtstools“ betrieben. Es befindet sich derzeit (2018!) immer noch in der ersten Phase. Nicht einmal die Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung nach § 20 StKAG wird derzeit damit erfüllt.

KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: „Offenbar ist der Landesregierung unangenehm, dass öffentlich wird, wie lange Patientinnen und Patienten auf eine Behandlung warten müssen. Der Bericht des Landesrechnungshofs zeigt deutlich, dass die steirische Gesundheitspolitik in die falsche Richtung geht. In vielen Bereichen haben wir in Wirklichkeit eine alarmierende Unterversorgung, keine Überversorgung, wie anlässlich der Spitalsreform immer wieder behauptet wird.“

 

Das sind die Wartezeiten, die der Landesrechnungshof im Bericht auflistet:

An der Universitätsklinik für Strahlentherapie mussten rund 75 Prozent der PatientInnen bzw. Patienten aller Kategorien mussten zum Teil eklatante Wartezeiten ab dem von der Klinik definierten medizinisch indizierten letztmöglichen (!) Behandlungsbeginn hinnehmen.

Bei der größten PatientInnengruppe, das sind akut eingestufte PatientInnen, mussten sogar 95 % auf den tatsächlichen Behandlungsbeginn warten. Nach einem Soll-Zeitraum von drei Tagen ab der Anmeldung betrug hier die maximale Wartezeit 48 Tage.

Bei der zweitgrößten Gruppe, das sind PatientInnen mit einer primären Radiotherapie, mussten ebenso 95 % auf den tatsächlichen Behandlungsbeginn warten. Nach einem Soll-Zeitraum von 14 Tagen ab der Anmeldung betrug hier die maximale Wartezeit 69 Tage.

Bei der Patientinnengruppe mit Mamma-Karzinom nach der Operation („high risk“) mussten 97 % auf den tatsächlichen Behandlungsbeginn warten. Nach einem Soll-Zeitraum von 21 Tagen ab der Operation betrug die maximale Wartezeit 56 Tage. Anzumerken ist, dass es sich hierbei um von der Klinik definierte „high risk“-Patientinnen handelt.

Bei der Patientinnengruppe mit Mamma-Karzinom nach der Chemotherapie („high risk“) mussten 53 % auf den tatsächlichen Behandlungsbeginn warten. Nach einem Soll-Zeitraum von 21 Tagen nach dem Chemotherapie-Ende betrug hier die maximale Wartezeit 49 Tage. Anzumerken ist, dass es sich hierbei auch um von der Klinik definierte „high risk“-Patientinnen handelt.

Bei der Radiotherapie des Prostatakarzinoms, die die viertgrößte Patientengruppe betrifft, mussten selbst nach dem definierten Soll-Zeitraum von neun Monaten immer noch 23 % auf den tatsächlichen Behandlungsbeginn warten. Nach einem Soll-Zeitraum von neun Monaten ab Beginn einer Hormontherapie betrug hier die maximale Wartezeit 31 Tage. Anzumerken ist, dass es sich hierbei um von der Klinik definierte „intermediate“ und „high risk“-Patienten handelt.

Veröffentlicht: 11. April 2018

Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.