Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.

KPÖ: Auch OrdinationsgehilfInnen haben Recht auf berufliche Qualifikation!

SPÖ und ÖVP verweigern Berufsgruppe berufliche Qualifikation; dafür Mehrheit für KPÖ-Vorschlag gegen Abwanderung junger ÄrztInnen

In der Steiermark gibt es im niedergelassenen Bereich 2.565 Ärztinnen und Ärzte. Davon sind 1.008 AlleinmedizinerInnen und 1.051 FachärztInnen ohne ZahnmedizinerInnen. In allen Praxen sind OrdinationsgehilfInnen beschäftigt, die aufgrund ihrer Ausbildung als Hilfskräfte eingestuft und bezahlt werden.

Derzeit umfasst die Ausbildung zur Ordinationsgehilfin 135 Unterrichtseinheiten, Möglichkeiten zur Weiterbildung und beruflichen Qualifikation sind nicht vorgesehen. Für HilfsarbeiterInnen gibt es keine Möglichkeit, eine Berufsreifeprüfung abzulegen, um eine Besserstellung im Berufsleben zu erreichen. Da gerade diese Tätigkeit vor allem von Frauen ausgeübt wird, könnte somit auch eine Verbesserung der Einkommenssituation von in diesem Bereich tätigen Frauen erzielt werden. Das ist in Deutschland anders: Dort wird seit 2005 eine dreijährige Ausbildung zur/zum medizinischen Fachangestellten als anerkannter Lehrberuf angeboten.

 
Die KPÖ hat in der heutigen Sitzung des Landtags den Antrag gestellt, auch in Österreich die Möglichkeit einer Berufsausbildung nach deutschem Vorbild, die für den niedergelassenen Bereich konzipiert ist, einzuführen. Diese Petition wurde von SPÖ und ÖVP abgelehnt, was für die KPÖ eine inakzeptable Haltung ist.

 
Ernest Kaltenegger setzte sich in seiner Wortmeldung für die Möglichkeit der beruflichen Qualifizierung dieser Berufsgruppe ein: „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und angesichts einer alarmierend hohen Jugendarbeitslosigkeit sollte alles unternommen werden, um im Bereich der Ausbildung und Qualifizierung Verbesserungen zu erreichen. In anderen Berufsfeldern wird viel Geld in Fort- und Weiterbildung investiert. Vor diesem Hintergrund sollte man auch dieser Berufsgruppe die Möglichkeit geben, vom Hilfsdienst in einen anerkannten, qualifizierten Beruf zu wechseln. Es ist völlig unverständlich, dass sich SPÖ und ÖVP gegen diesen Vorschlag stellen.“

 

Einstimmig angenommen wurde hingegen ein KPÖ-Antrag zur Verhinderung der Abwanderung junger ÄrztInnen vor allem nach Deutschland. Der Grund für die Abwanderung sind oft jahrelange Wartezeiten auf die Turnusausbildung. Deutsche Bundesländer wie Thüringen oder Sachsen werben sogar auf Jobmessen um österreichische JungmedizinerInnen, die auf diese Weise ihre weitere Ausbildung direkt an das Studium anschließen können. Viele dieser jungen Ärztinnen und Ärzte werden in einigen Jahren in Österreich fehlen.

 
Der Vorschlag der KPÖ, Medizinerinnen und Medizinern mit abgeschlossenem Studium sofort eine Berufsberechtigung (ius practicandi) zu ermöglichen und damit den Hauptgrund der Abwanderung zu entkräften, wurde mit den Stimmen aller im Landtag vertretenen Fraktionen beschlossen. Die KPÖ hofft auf eine positive Reaktion des Bundesregierung.

26. Mai 2009