KPÖ-Anfrage bringt Absage an Olympia-Finanzierung durch Land
„Spiele sind nach wenigen Tagen vorbei, Schuldenberg würde Jahrzehnte bleiben“
Die steirischen Städte Graz und Schladming planen eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2026. Das würde zweifellos sehr viel Geld kosten. Das Bewerbungsverfahren wird bereits im März gestartet, während es noch keinerlei Abschätzung der Kosten und Risiken gibt. Die KPÖ hat in der Sitzung des steirischen Landtags am 6. Februar 2018 deshalb eine Dringliche Anfrage an die Landesregierung gerichtet. Diese hat eine überraschend deutliche Absage an eine Finanzierung aus Landesmitteln gebracht.
Die KPÖ lehnt die Verwendung von öffentlichem Geld für Olympische Spiele bzw. ein Bewerbungsverfahren ab, wenn es dafür nicht den eindeutigen Auftrag der Bevölkerung durch eine Volksbefragung gibt. Das wurde von einer Mehrheit aus SPÖ, ÖVP und FPÖ heute abgelehnt. Allerdings sei auch keine finanzielle Beteiligung des Landes möglich, wie der erkrankte Landesrat Lang unmissverständlich ausrichten ließ.
KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler wies in ihrer Wortmeldung darauf hin, dass „Olympia ohne Gigantomanie“, wie es der Grazer Bürgermeister Nagl nennt, völlig unrealistisch ist. Selbst wenn man Sotschi 2014 (Kosten: mindestens 40 Milliarden Euro) außer Acht lässt: Vancouver 2010 hat 4,5 Milliarden Euro gekostet, Turin 2006 3,6 Milliarden Euro, Nagano 1998 sogar 10,5 Milliarden Euro.
Die schon jetzt nicht gering verschuldete Stadt Graz müsste nicht nur ein olympisches Dorf, sondern auch mehrere Sportstätten errichten. Es besteht kein Zweifel, dass die Stadt das nicht aus eigener Kraft und auch nicht mit den Mitteln des IOC schaffen wird. Ohne Mitfinanzierung durch Bund und Land sind Winterspiele in Graz und Schladming völlig unrealistisch.
Claudia Klimt-Weithaler: „Einige agieren nach dem Motto: Sofort bewerben, später nachrechnen. So, als würde Geld keine Rolle spielen. Die Bevölkerung sieht das vernünftiger und realistischer als Politiker, die sich mit Olympischen Spielen ein Denkmal setzen wollen. Die Veranstaltung ist nach wenigen Tagen vorbei, der Schuldenberg wird uns aber Jahrzehnte erhalten bleiben.“
"Keine kostenneutralen Spiele möglich"
Olympische Spiele haben in der Vergangenheit immer dazu geführt, dass an den Veranstaltungsorten Mieten und Grundstückspreise stark gestiegen sind. Durchschnittlich sind die Lebenshaltungskosten um 8,6 Prozent gestiegen. In Schladming erhöhten sich die Grundstückspreise seit der WM 2013 um 30 Prozent. „Krankenhäuser, Pflege, Schulen, öffentlicher Verkehr: Das Land Steiermark und die Stadt Graz haben genug Probleme. Die Menschen haben die Politikerinnen und Politiker gewählt, um Probleme zu lösen, und nicht, um neue zu erfinden. Deshalb darf es ohne Volksbefragung keine Olympischen Spielen geben“, betonte KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler.
Sport- und Finanzlandesrat Anton Lang (SPÖ) wurde von Landesrätin Ursula Lackner vertreten, die für ihn die Antworten vortrug. Lang räumt darin ein, dass es eine kostenneutrale Bewerbung und Durchführung von Olympischen Spiele nicht gibt. „Ich sehe derzeit nicht den geringsten Spielraum im Landesbudget für eine Beteiligung an den Kosten für Olympische Spiele“, so Lang. Dies habe er auch den Bürgermeistern von Schladming und Graz mitgeteilt.
Veröffentlicht: 6. Februar 2018