Kindergärten: 30-Stunden-Kurs soll Ausbildung ersetzen
Claudia Klimt-Weithaler: „Sparen auf Kosten der Kinder wird sich rächen"
Seit Jahren warnt die KPÖ vor einem Mangel an ElementarpädagogInnen. Der Grund dafür sind schwierige Rahmenbedingungen und niedrige Bezahlung. Statt den Beruf attraktiver zu machen, werden die Anforderungen so weit gesenkt, dass die Arbeit mit Kindern künftig in die Hände von Personen gelegt wird, die über keine elementarpädagogische Ausbildung verfügen. Als Begründung wird der Fachkräftemangel durch Corona vorgeschoben.
Im von SPÖ und ÖVP gemeinsam vorgelegten Antrag an den steirischen Landtag wird die erforderliche Qualifikation so weit gesenkt, dass beinahe jede pädagogische Ausbildung anerkannt wird. Innerhalb von sechs Monaten muss dann lediglich ein 30-stündiger Crashkurs in „pädagogischen Grundlagendokumenten“, so der Antrag, absolviert werden. Die auf diese Weise Ausgebildeten werden nicht nur für Assistenztätigkeiten herangezogen, sondern können auch die Verantwortung für Kindergruppen übernehmen.
KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler, selbst ausgebildete Elementarpädagogin, warnt vor den Folgen einer solchen Entwicklung: „Die umfassende Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen dauert nicht ohne Grund mehrere Jahre. Wenn die Qualifikationen gesenkt werden, wird das Auswirkungen auf die Qualität haben und die Kinder werden die Leidtragenden sein. Das Vorhaben zeigt, welches Bild die Regierungsbüros von der Arbeit in Kinderbildungs- und -betreuungsreinrichtungen haben.“
Die Regelung soll vorerst auf zwei Jahren begrenzt werden, aber bereits im Antrag ist die Möglichkeit einer Verlängerung nach diesem Zeitraum vorgesehen, sollte eine (von der Landesregierung beauftragte) Evaluierung dies befürworten.
Ein 30-Stunden-Crashkurs in Pädagogik wird nach dem Willen von SPÖ und ÖVP einer mehrjährigen Elementarpädagogik-Ausbildung gleichgestellt.
Veröffentlicht: 2. Oktober 2020