Leistbare Pflege zuhause muss landesweit möglich sein
Grazer Modell ist Vorbild für die Steiermark - Landesregierung ist am Zug
Niemand soll gezwungen sein, in ein Pflegeheim zu gehen, nur weil er sich mobile Pflegedienste nicht leisten kann. Das ist der Grundgedanke des neuen Kliententarifmodells der Stadt Graz. Das erfolgreiche Konzept soll auf die gesamte Steiermark ausgedehnt werden, fordert Claudia Klimt-Weithaler, Klubobfrau der KPÖ im steirischen Landtag. Ein Antrag an den Landtag wurde eingebracht, jetzt berät die Landesregierung.
Im zuständigen Ausschuss des Landtags wurde am 2. Oktober beschlossen, die Vorschläge der KPÖ an die Landesregierung weiterzureichen. Diese hat nun drei Monate Zeit hat, um eine Stellungnahme abzugeben. Für die Einführung sprechen viele Gründe: Für die pflegebedürftigen Menschen ist es besser, möglichst lange zuhause bleiben zu können, aber auch die finanzielle Lage in den Sozialhilfeverbänden könnte dadurch wesentlich verbessert werden.
Viele pflegebedürftige Menschen wären gesundheitlich durchaus in der Lage, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Sie müssen aber in ein Heim, weil die Kosten für Hauskrankenpflege, Pflegeassistenz oder Heimhilfe so hoch sind, dass mit der verbleibenden Pension Miete und Lebensunterhalt nicht mehr bestritten werden können. Bei dem in Graz von Pflegestadtrat Robert Krotzer (KPÖ) bereits umgesetzten Modell bleibt Betroffenen die Mindestpension (863 Euro) vollständig erhalten – unabhängig vom Betreuungsausmaß. Dafür sorgen automatische Ausgleichszahlungen der Stadt, die im neuen Kliententarifmodell für die mobile Pflege- und Betreuung sowie die Hauskrankenpflege vorgesehen sind. Im Gegenzug fallen die wesentlich höheren Kosten für eine stationäre Pflege weg, die ebenfalls von der Stadt zu finanzieren wäre.
Viele Pensionistinnen und Pensionisten haben ein Leben lang hart gearbeitet und bekommen trotzdem nur eine kleine Pension. Es wäre zutiefst unfair, wenn sie deshalb nicht in ihrem Zuhause bleiben können. Wenn Menschen länger zuhause bleiben können, ist das nicht nur gut für sie, sondern kostet auch weniger. Ein Platz im Pflegeheim ist wesentlich teurer als mobile Dienste.
Auch das in den steirischen Bezirken von Landesrat Drexler umgesetzte Konzept stellt eine Verbesserung dar, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie es in Graz der Fall ist. Die KPÖ drängt deshalb auf eine Ausdehnung auf die gesamte Steiermark.
KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: „Das Land hat viel zu lange auf profitorientierte Heime gesetzt, jetzt fällt der Ausstieg aus dem teuren System schwer. Graz zeigt, dass Verbesserungen möglich sind, und das sogar mit geringeren Kosten. Sowohl die Pflegebedürftigen als auch die Sozialhilfeverbände und das Land würden von einer raschen Umsetzung profitieren!“
Veröffentlicht: 3. Oktober 2018