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Höchste Eisenbahn – Für eine Verkehrswende

Kostenloser öffentlicher Verkehr!

Die von der EU verordnete Liberalisierung der Postmärkte hat zur Schließung der Hälfte aller Postämter geführt. Mit der Liberalisierung der Bahn ab 2010 wiederholt sich dasselbe im Schienenverkehr: Bis zu einem Drittel des Schienennetzes soll stillgelegt, tausende Arbeitsplätze sollen vernichtet werden. Die Bahnkund­Innen, die Beschäftigten, unsere Umwelt und Gesundheit verlieren.

Petition unterstützen!

Die Zukunft des Öffentlichen Verkehrs steht auf dem Spiel. Wird die EU-Liberalisierungspolitik umgesetzt, drohen weitreichende Streckenstilllegungen, Personalabbau und Privatisierung - mit all den negativen Folgen für Mensch und Umwelt. Wir fordern daher eine ökologische, soziale und demokratische Verkehrswende:
  • Sofortiger Stopp der Bahnliberalisierung und der Pläne zur Streckenstilllegung!
  • Ausweitung des öffentlichen Verkehrsnetzes und Taktfahrplan nach dem Muster der Schweiz!
  • Umstellung der Finanzierung von teuren Fahrpreisen auf einen solidarischen Mobilitätsbeitrag für alle, der sich an der Wertschöpfung bemisst!
  • Volksabstimmung über einen zukunftsfähigen Öffentlichen Verkehr statt Bahnliberalisierung!

Diese Forderungen an den Nationalrat können auch ONLINE unterstützt werden auf


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Aus der Steirischen volksstimme, Obersteiermark Ausgabe


Das Basistunnel-Paradoxon
Um die Alpen zu queren, werden für bekannte Eisenbahnverbindungen so genannte Basistunnel projektiert und gebaut, deren Kosten und Nutzen, ihre Finanzierung, ja die ganze Sinnhaftigkeit solcher Bauwerke heftig in der Öffentlichkeit diskutiert werden, wenn wieder einmal kein Geld da ist, wobei die stereotype Wiederholung bekannter Argumente spielend logische Überlegungen ersetzen kann, Logik eigentlich gar nicht vorkommt, sondern es nur um die Frage geht: Fortschritt oder Geldverschwendung?
Angenommen, ein Fahrdienstleiter kann alle vier Minuten einen Zug durch einen Basistunnel schicken, der die Fahrzeit gegenüber der Bergstrecke, sagen wir, um eine halbe Stunde verkürzt. Auch über den Berg oder um den Berg hat er bisher alle vier Minuten einen Zug schicken können. Wie viele Züge mehr können täglich bei einer halben Stunde kürzerer Fahrzeit durch den Tunnel fahren?
Im täglichen Betrieb fährt bei voller Auslastung kein zusätzlicher Zug durch den Berg, Auf los geht’s los, beispielsweise auf einer Modelleisenbahnanlage, gehen über die ganze Zeit, egal wie lange das Experiment dauert, ein, zwei Jahre, abgezählt die sieben Züge mehr durch den Tunnel, die beim Beginn des Experiments früher aus dem Tunnel auftauchen. Ab dann heißt es: Alle vier Minuten einer, egal ob über den Berg, um den Berg oder unten durch. Das zeigt bereits, dass jeder Cent für einen Basistunnel rausgeschmissenes Geld ist. Paradox wird es erst durch die zwei Schwachstellen, wo die neue Strecke in das vorhandene Netz einmündet. Mehr Umsicht und Zeit ist auf jeden Fall erforderlich, damit beim Einfädeln kein Unfall geschieht. Was daraus folgt, ist paradox. Ich will die Leistungsfähigkeit des Verkehrs erhöhen und bewirke das Gegenteil. Nur mehr alle acht Minuten und wenigstens eine Minute zur Sicherheit können Eisenbahnzüge an dieser Stelle die Alpen passieren.

Koralmtunnel
Besonders verrückt ist die Lage beim Koralmtunnel, an dem eifrig gebaut wird und eine beiläufige vorhandene Strecke durch das Drautal so gut wie nicht genutzt wird. Der Standard rechnete seiner Leserschaft die 576 Fahrgäste in den 14 Busverbindungen pro Tag zwischen Graz und Klagenfurt vor, die mit dem Geld für den Tunnel bis zum Jahre 2330 einzeln mit dem Taxi gratis über die Pack geführt werden können. Bei diesem Vergleich müsste jedem Politiker die Schaufel beim feierlichen ersten Spatenstich aus der Hand fallen. Dreimal sich bekreuzigen und unverzüglich zurücktreten, wäre die adäquate Reaktion. Wir erleben zurzeit das Gegenteil – wahre Schaukämpfe im Landtag und auf allen Plätzen in unseren Dörfern und Gemeinden. Wahlkampf paradox.
Wirklich witzig wird es erst bei der Vorstellung, dass alle Verantwortlichen und Ressortzuständigen das Basistunnel-Paradoxon kennen. Ich habe selbst dafür gesorgt und es allen geschickt. Seit drei Jahren ist es im Internet abrufbar. Die zuständige Frau Landesrätin war nicht die einzige, die sich dafür bedankt hat. Vielleicht hat sie sogar ihre Beamten aufgefordert, das Paradoxon zu widerlegen, widrigenfalls alle Tunnelprojekte sofort gestoppt werden müssten. Davon war nichts zu merken. Wichtige Journalisten treiben die Politiker zu den absurdesten Stellungnahmen. Alle kennen sie das Paradoxon und schreiben kein Wort darüber.
Was hier für ein Spiel getrieben wird, will ich so genau gar nicht wissen. Es ist auf jeden Fall zynisch und gemein gegenüber allen, die sich Sorgen um die heruntergekommenen Österreichischen Bundesbahnen machen. Im Fernreiseverkehr kommt sie schon lange nicht mehr ihren Verpflichtungen nach. Nach Triest werden die Kunden bereits im Fahrplan beschwindelt. Es ist eine Schande, in einem Dorf auf dem Karst ins Taxi steigen zu müssen, um nach Triest, Venedig oder Mailand weiter fahren zu können oder per Autostop ein paar Kilometer von Triest nach Sežana zu trampen, um wieder nach Graz heimkehren zu können, eine Schande, dass ich in Freiburg vor dem nächsten Morgen zwar in Klagenfurt oder Triest ankomme, aber in Graz erst am nächsten Nachmittag, dass ich aber am selben Abend in London noch ins Theater gehen kann, wiewohl nicht mehr ins Burgtheater, wenn ich am selben Abend wieder in Graz sein will. Das konnte ich bis vor ca. 20 Jahren.

Der letzte Zug
Seit langem endet der letzte Zug aus Wien in Mürzzuschlag. Eine Zeitlang fuhr die Lok bis Graz weiter. 19 Jahre hat der zweigleisige Ausbau der Schoberpass-Strecke gebraucht, zwei Jahre die Autobahn. Wir sind jetzt mit dem Zug vielleicht zehn Minuten schneller in Salzburg als früher, als der Lokwechsel in Selzthal noch über zwanzig Minuten dauerte, jetzt acht Minuten. Die Städteschnellzüge wurden ins Ruhrgebiet verscherbelt, um die Bilanzen zu schönen. Eurofimawagen für das aberwitzige Railjet-Projekt umgepinselt und aus den Eurocities aussortiert. Würde das ÖBB-Management Zug fahren müssen, würden sie sich wahrscheinlich wie in der Volksschule nicht aufs Klo zu gehen oder aus dem Fenster zu schauen trauen. So klein, verdreckt und versifft ist das alles. Weil sie erst mit 16 allein ins Wirtshaus gehen durften, gibt es bei den ÖBB folglich auch keine Zugrestaurants, sondern diese erbärmlichen aufgemöbelten Teewagerln. Das Mitführen von Passagieren so wie im Nachtzug von Graz nach Zürich gilt inzwischen als verfassungswidrig. Wer von Klagenfurt nach Slowenien will, fährt über Villach zwar die doppelt so lange Strecke wie durch das Rosental, dafür aber 20mal am Tag. Fortsetzung folgt nach Belieben. An die Bahnspitze gehören Leute mit Herz und Sachverstand und die Politiker auf die Schulbank.    Hans Fraeulin

Veröffentlicht: 4. Juni 2010

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