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Georg Fülberth über Karl Marx (geboren am 5. 5. 1818)

Artikel aus kommunisten.eu

Am 5. Mai 2009 ist der 191. Geburtstag von Karl Marx. Das ist ein krummes Jubiläum. Vielleicht sollten die Kommunistinnen und Kommunisten jedes Jahr den Marx-Geburtstag zum Anlass nehmen, um sich Rechenschaft darüber abzulegen, welche Teile seiner Lehre diesmal besonders aktuell oder auch unaktuell sind.
Beginnen wir für 2009 damit. Viererlei wäre da zu nennen:
1. Die vergangenen dreieinhalb Jahrzehnte waren ein Lehrbeispiel für das „Allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation“ aus dem ersten Band des „Kapital“: ständig zunehmende Arbeitslosigkeit durch die Ersetzung von Arbeitskraft durch (elektronisch gesteuerte) Maschinen.

2. Die gegenwärtige Krise bestätigt Marx’ These von der prinzipiellen Krisenhaftigkeit des Kapitalismus.
3. Allerdings enthält das „Kapital“ kaum Belege für den Hexensabbat, den das aus der Produktion flüchtende Kapital im finanzmarktgetriebenen Kapitalismus der vergangenen Jahre aufführte: für Marx war auch der Kredit letztlich auf die Produktion bezogen. Swaps, Futures, Optionen, Leerverkäufe: das kannte er nicht. Dass die Spekulation aber letztlich wieder auf den harten Boden der Produktion aufschlagen musste und dort keine Investitionsmöglichkeit findet: das ist ebenso wie seine zeitweiligen Ausweichmanöver doch wieder mit Marx zu erklären: Überakkumulation.
4. Als eine Widerlegung von Marx betrachten einige Leute die Tatsache, dass in der gegenwärtigen Krise kein Aufschwung der Linken stattfindet. Marx hat aber nur in seinen jüngeren Jahren einen Zusammenhang von Krise und Revolution gesehen. Nach dem Abflauen der Revolution 1848/49 sagte er voraus: eine neue Revolution sei nur denkbar in einer neuen Krise; sie sei aber auch so sicher wie diese. Die nächste Krise kam 1857, Marx und Engels waren sehr aufgeregt: jetzt gehe es los. Nichts geschah. 1859, im Vorwort zu seiner Schrift „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“, legte Marx sich Rechenschaft darüber ab, warum das so war: eine alte Gesellschaft gehe erst unter, wenn die Elemente einer neuen schon in ihr angelegt seien. Es war noch nicht so weit. Marx arbeitete ab 1864 an der Gründung und Entwicklung der Internationalen Arbeiterassoziation. Nachdem diese 1872 faktisch zusammengebrochen war, maß er dem Gründerkrach 1873 keine revolutionäre Potenz zu.
Heute würde er sagen: Solange die DKP so schwach ist wie gegenwärtig, ist die schönste Krise für die Katz’.

Georg Fülberth

Veröffentlicht: 5. Mai 2009

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