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"Fürchtet Euch nicht vor der KPÖ!"

Die "Kleine Zeitung" begleitet F.St.Parteder auf Wahlkampftour

„Fürchtet euch nicht vor KPÖ“

ULRICH DUNST

Er ist wohl der einzige steirische Spitzenkandidat bei diesen Nationalratswahlen, der mit dem Zug wahlkämpfen geht. Weil er kein Auto hat. Und Handy auch keines. Franz Stephan Parteder (58) mischt seit 1975 in KPÖ-Wahlkämpfen mit. Heuer steht er erstmals an der Spitze der KPÖ-Landesliste und an diesem Vormittag auf dem Infostand der Kommunisten am Knittelfelder Hauptplatz. Schon am Vortag ist er mit dem Zug hierher gekommen, damit er nur ja rechtzeitig da steht, wenn die meisten Leute unterwegs sind. Statt Wahlkampftross gibt es bei der KPÖ ein kleines Tischerl, drei verschiedene Prospekte, Broschen und Honig.

Hier in Knittelfeld schneidet die KPÖ stets überdurchschnittlich gut ab. „Wobei überdurchschnittlich auf Nationalratswahl-Ebene bedeutet, dass wir weit über einem Prozent liegen“, relativiert Parteder. Bundesweit waren es 2002 nicht mehr als 0,56 Prozent. Doch bei den letzten Gemeinderatswahlen erreichten die Kommunisten in Knittelfeld mehr als zehn Prozent. Dunkelrotes Kerngebiet quasi.

„Fürchtet Euch nicht“, steht auf der roten Brosche, die Parteder gut auf seinem grauen Sakko platziert hat. Vielmehr begegnen Passanten ihm und seinen regionalen Wahlhelfern freundlich und auffordernd: „Reißt’s euch zusammen, damit Österreich endlich aus dem braunen Sumpf rauskommt“, sagt einer. Und Parteder freut sich über seine steigende Bekanntheit. „Die Leute erkennen mich schön langsam und fragen nicht nur mehr, wo denn Ernst Kaltenegger geblieben ist.“ Und darin liegt das Wahlziel: Weg vom Image der Ein-Mann-Partei Kalteneggers, der die Kommunisten aus dem Tiefschlaf geholt und in Graz in lichte Höhen geführt hat. Auch die Organisation ist auszubauen: „In ein paar Jahren trauen wir uns mit einem Wahlkampfstandl nach Mariazell“, so Parteder.

Die Botschaft ist ohnehin schon biblisch genug, auch wenn sie nicht neu ist. „Geben statt nehmen“ – heuer verbunden mit der Forderung nach einer Sondersteuer für Euromillionäre. „Geben statt nehmen“: Auf dem Deckel der Honiggläser, die hier in Knittelfeld verschenkt werden, wirkt die biblische Botschaft besonders süß. Der Honig des hiesigen KPÖ-Urgesteins Leopold Pacher erweist sich als echter Renner bei den Passanten.

Aus dem Schatten

Punkt zwölf Uhr geht es zurück nach Graz. Am Nachmittag mischt sich Parteder bei einem KPÖ-Fest unters Volk. Heimspiel. Auch Kaltenegger ist da. Während dieser in einer Tombola Zuckerstreuer und Zwiebelhacker verlost, bereitet sich Parteder auf seinen großen Auftritt vor. Später singt er Mundart-Übersetzungen von Beatles-Klassikern. Das Publikum johlt. Und tatsächlich schafft es Parteder an diesem Abend, den sonst alles überstrahlenden Kaltenegger in den Schatten zu stellen.

(Kleine Zeitung, 11. 9. 06)

Veröffentlicht: 11. September 2006

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