Franz Rosenblattl: Budgetrede Mürzzuschlag
Budget 2005
Franz Rosenblattl
Förderrichtlinien überarbeiten
KPÖ-Beitrag in der Haushaltsdebatte des Gemeinderates von Mürzzuschlag (16. 12. 04)
Die Entwicklung der Steuermittel lässt auf dem ersten Blick
tatsächlich so etwas wie Hoffnung aufkommen. Wie im Vorbericht des
Voranschlages zu lesen ist, wurde durch den Einsatz der Städtebund-
Verhandler, der „gewohnte Anteil an Ertragsanteilen erhalten
“.
Die KP- Kritik, dass der Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und
Gemeinden schon längst kein gerechter mehr ist, wurde von den
Finanzverantwortlichen zuletzt gar nicht mehr bestritten.
Doch erlauben wir uns einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. In
Wirklichkeit wurden die Zugeständnisse der Regierung im
Finanzausgleich durch eine neue Belastungswelle auf die Bevölkerung
abgewälzt. So zum Beispiel die Anhebung der
Krankenversicherungsbeiträge, Anhebung der Spitalssteuer, Erhöhung
der Rezeptgebühr und noch einiges mehr,.
Ich würde mir von einer Sozialdemokratischen Gemeindeführung auf
alle Fälle mehr eine kritische als eine untertänig- dankbare
Haltung, erwarten.
Ein ausgeglichener Haushalt ist begrüßenswert. Allerdings wurde
dieser in den letzten Jahren oftmals erst durch verschiedene
Maßnahmen wie zum Beispiel den Verkauf des WGM, durch verstärkten
Holzverkauf oder auch durch Gebühren- und Tariferhöhungen erreicht.
Der Voranschlag 2005 erreicht seine „Ausgeglichenheit“
nicht zuletzt durch Rücklagenentnahme sowie durch
„Veräusserung“ besser gesagt durch Einsparung wie beim
Volkshaus und „Nichtbetrieb“ beim Schulgebäude Grüne
Insel. Der vorherige Finanzstadtrat Pickl sprach in dem
Zusammenhang immer von den „Dauerverlustbringern“.
Jetzt schüttelt man sie schön langsam ab.
Das Kapitel 1 im Ordentlichen Haushalt bekommt wie immer keine
Zustimmung der KPÖ. Die Kritik spannt sich von den Bezügen der
Organe über die Medien bis hin zu den Repräsentationsspesen.
Bei den Bezügen setzt meine Kritik diesmal bei jenen
Ausschussvorsitzenden an, welche es oftmals zu maximal 2 Sitzungen
im Jahr bringen und trotzdem dem Steuerzahler monatlich auf der
Tasche liegen. Immer mehr Beschlüsse werden in irgendwelchen
Gremien gefasst- nur nicht im Gemeinderat. Man liest und hört etwas
von einem Stadtplatz, Jaklinplatz oder von einem Stadtsaal- und
keiner hat`s öffentlich diskutiert oder beschlossen. Meiner Meinung
nach gehört so was in den Gemeinderat, aber auch dieser hatte ja in
letzter Zeit eine Pause von einem halben Jahr.
Die Kosten der Gemeindezeitung steigen unaufhörlich an. Wenn man
andere Mitteilungsblätter mit der Mürzer vergleicht, so fällt auf,
dass kaum eine schöner, aber auch kaum eine weniger an
Informationsgehalt hat. Hier wäre es notwendig- abzugehen von einem
Werbeprospekt hin zu einem wirklichen Informationsblatt. Dies würde
mit Sicherheit dann auch billiger sein.
Die Erhöhung der Beiträge für das Stadtfernsehen stiegen vom Jahre
2000 um 45% an. Abgesehen von den letzten politischen Hoppalas der
Redaktion könnte dieses Stadtfernsehen eine Möglichkeit sein um
jene Traditionen und Erfahrungen, welche sich in den letzten
Jahrzehnten durch die Medienarbeit im Mürzer Gymnasium
herausgebildet haben wieder neu zu Beleben. Die Kosten für das
Stadtfernsehen wären in diesem Moment auch für mich gerechtfertigt-
im momentanen Zustand sind sie es nicht.
Zum Kapitel 4 Soziales würde ich mir wünschen, dass es zumindest
genauso ansteigt wie die Zahlen der derjenigen die dies brauchen.
Damit meine ich nicht diejenigen MürzerInnen die in den Heimen des
Sozialhilfeverbandes durchaus gut untergebracht sind, sondern jene
die durch einschneidende Regierungsmaßnahmen wie Streichung des
Arbeitslosengeldes, der Notstandshilfe usw immer weiter an die
Armutsgrenze und darüber gedrängt werden. Eine jahrelange KP
Forderung betrifft die Überarbeitung der Förderrichtlinien. So, ist
es in Mürzzuschlag Realität, dass eine 5köpfige Familie
Notstandshilfe bezieht aber trotzdem keine Förderung für einen
Schulschwimmkurs erhält… Hier ist eine Nachbesserung
unumgänglich!
Die rückläufigen Zahlen bei Essen auf Rädern finde ich ebenfalls
höchst bedenklich. Dass die seinerzeitige Erhöhung vom VA2002 zum
VA 2005 „Kostenreduktion“ von rund 8000 € führte,
mag kühle Rechner erfreuen- mich nicht! Die Folge ist, dass sich
immer weniger dies leisten können oder wollen. Ich möchte mich hier
an dieser Stelle bei der Noch-Vorsitzenden des Sozialausschusses
Ingrid Prenner für Ihre Tätigkeit, Ihre Mithilfe und Unterstützung
in vielen Fragen bedanken. Ihr Nachfolger wird es schwer haben in
ihre Fussstapfen zu treten.
Eine andere Problematik- die Wirtschaftsförderung der Gemeinde. Sie
steigt und zwar vom VA 2002 zum VA 2005 um 31%. Innerhalb der
Wirtschaftsförderung gibt es die Arbeitsplatzförderung und diese
reduzierte sich im gleichen Zeitraum um 27%.
Hier wäre ebenfalls eine Nachbesserung erforderlich um diesen
Widerspruch aufzuheben. Es kann nur dann eine Förderung geben, wenn
in dem Zusammenhang Arbeitsplätze geschaffen werden. Anders herum
betrachtet ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt so, dass ein
Unternehmen für das wegrationalisieren von Arbeitsplätzen eine
Förderung erhalten kann und das ist nicht Sinn der Sache.
Ein weiterer Kritikpunkt ist in der Tatsache zu sehen, dass sich
Unternehmer, die es sich leisten können, neue Einrichtungen, neue
Produktionsmittel etc anzuschaffen- sehr wohl gefördert werden-
andere vor allem Neuanfänger ohne Mittel, die die Einrichtungen usw
gebraucht erwerben oder selbst machen nicht gefördert werden.
Unter Wirtschaftsförderung verstehe ich auch Ausbildungsmaßnahmen.
Die Gemeinde unterstützt die MIA mit einen Betrag in der Höhe von
29100 €. Gleich viel wie vor 3 Jahren…hier gab es auch
keine Erhöhung- höchstens ein Ansteigen der
Jugendarbeitslosigkeit.
Also, nicht alles was mit Wirtschaft zu tun hat kommt in den Genuss
Wirtschaftsförderung- hier wäre auch eine Überarbeitung
angesagt.
Die Förderung des Nachtbusses finde ich gut, die Entwicklung beim
City Taxi bedenklich. Wir stoßen hier auf die gleiche Problematik
wie beim Essen auf Rädern. Die Mehrheitsfraktion wird sich
entscheiden müssen: Will man in Zukunft keine roten Zahlen oder
steht man zu solchen Einrichtungen, dann müssen sie aber für die
Betroffenen leistbar und attraktiv sein.
Meine Zustimmung zum OH kann ich aus den vorher angeführten Gründen
nicht geben. Der Voranschlag des AOH ist meines Erachtens nach ein
typischer Wahlvoranschlag. Im Wahljahr 2005 sollte einiges
Geschehen sein- das Hallenbad renoviert- der Hammerplatz
fertiggestellt , der Stadtsaal neu eröffnet und die Schule in der
Au an den „Mann“ gebracht worden sein. In der Hoffnung,
dass der Wähler die trockenen Vorjahre vergisst. Nichtsdestotrotz
begrüße ich die Maßnahmen und stimme dem AOH zu.
Trotz meiner Ablehnung möchte ich mich bei der Finanzreferentin und
bei der Finanzverwaltung für die Diskussionsbereitschaft und für
die Informationen zum Voranschlag recht herzlich
bedanken.
Veröffentlicht: 17. Dezember 2004