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Fidel Castro 1926–2016

Die KPÖ Steiermark zum Ableben des kubanischen Revolutionärs

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Foto: Antonio Milena, CC 3.0 Brasil
Foto: © Antonio Milena, CC 3.0 Brasil

Am 25. November 2016 ist Fidel Castro im Alter von 90 Jahren verstorben. Sein Name und sein Wirken ist untrennbar mit der kubanischen Revolution verbunden, die am 1. Jänner 1959 die Herrschaft des Diktators Fulgencio Batista stürzte und sich daran machte, Armut, Analphabetismus und koloniale Ausbeutung zu beseitigen.

Über die Lage der kubanischen Bevölkerung vor der Revolution schrieb Fidel einst:

„Neunzig Prozent der Landkinder werden von Parasiten aufgefressen, die aus der Erde unter die Nägel ihrer nackten Füße dringen. (...) Und wenn ein Familienvater vier Monate im Jahr arbeitet - wovon soll er Kleider und Medikamente für seine Kinder kaufen? Sie werden also rachitisch heranwachsen, mit dreißig Jahren haben sie keinen gesunden Zahn im Mund, sie werden zehn Millionen Reden gehört haben und schließlich elend und enttäuscht sterben. In die immer überfüllten staatlichen Krankenhäuser kommt man nur auf Empfehlung eines politischen Magnaten, der dem Unglücklichen und seiner ganzen Familie ihre Wahlstimmen abverlangt, damit es in Cuba auf ewig so oder schlimmer weitergehe.“

Aber es kam anders, dank der kleinen Gruppe von Männern und Frauen, die den Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit auf der karibischen Insel aufnahmen und rasch die Unterstützung immer breiterer Teile der Bevölkerung erhielten - nur so konnte die Revolution schließlich siegen und bis heute breiten Rückhalt erreichen.

Der Sozialismus brachte den Menschen auf Kuba die Alphabetisierung, den (bis heute) kostenlosen Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung, eine gerechte Verteilung der gemeinsam produzierten Güter, die Beseitigung der Arbeitslosigkeit, die Unabhängigkeit vom Diktat der USA, Selbstbestimmung und Mitsprache.

Und das alles in einem Entwicklungsland, das über all die Jahrzehnte unter einem Wirtschaftskrieg, eine versuchte militärischen Invasion, ständiger Einmischung und einer Blockade durch die vor der Haustür liegende mächtigste imperialistische Macht litt. Um zu verstehen, was diese Errungenschaften für die Menschen auf Kuba bedeuten, möge man den Blick auf den Lebensstandard der Menschen etwa auf Haiti oder Jamaika richten.

Dabei ist Kuba selbstverständlich kein Paradies und die Probleme des Landes werden von den KubanerInnen in großer Offenheit diskutiert. Aber es ist gerade in Zeiten wie diesen ein Hoffnungsschimmer dafür, dass eine Welt jenseits des Kapitalismus möglich und erstrebenswert ist.

Die steirische KPÖ würdigt die vielseitigen Verdienste Fidel Castros – für die kubanische Revolution und die daraus entstandenen sozialen Fortschritte für die kubanische Bevölkerung, seinen Beitrag und die Inspiration für die Kämpfe gegen (neo-)koloniale Unterdrückung im globalen Süden oder auch seinen Beitrag zum Kampf über das rassistische Apartheidsregime in Südafrika, welches Nelson Mandela mit folgenden Worten beschrieb:

„Die kubanischen Internationalisten haben sehr viel für die Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika getan. Wir bewundern die Opfer des kubanischen Volkes, die es bereit ist zu erbringen im Kampf um seine Unabhängigkeit und Souveränität gegenüber einer brutalen imperialistischen Kampagne, die die Fortschritte der Kubanischen Revolution zerstören soll. Die Kubanische Revolution ist eine Quelle der Inspiration für alle freiheitsliebenden Völker.“

Die KPÖ Steiermark bekräftigt ihre Solidarität mit der kubanischen Bevölkerung und ihrem Streben, den Sozialismus zu vertiefen und zu stärken.

„Die Gleichheit aller Bürger bei ihrem Anspruch auf Gesundheit, Bildung, Arbeit, Ernährung, Sicherheit, Kultur, Wissenschaft und Wohlergehen, d.h. die gleichen Rechte, die wir proklamierten, als wir mit unserem Kampf begannen, zusätzlich zu denen, die aus unseren Träumen entstehen, wie Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Bewohner unserer Welt, das ist das, was ich allen wünsche.“

(Fidel Castro Ruz)

Werte Genossinnen und Genossen!

In unsagbarer Trauer mußten wir die schlimme Nachricht über den Tod von Fidel zur Kenntnis nehmen - das Unausweichliche ist eingetreten.

Wir übermitteln Euch, wir übermitteln dem ganzen kubanischen Volk unser aufrichtiges Beileid. Fidel war, und er wird es immer bleiben, der Inbegriff der kubanischen Revolution, des unbeugsamen Kämpfers für Bildung, Gesundheit, gesellschaftlichen Fortschritt gegen nationale und internationale Oligarchen. Fidel hat Beispiele gesetzt mit dem Fortführen der politischen Auseinandersetzung gegen die Marionette des kubanischen Zweigs der US-amerikanischen Mafia durch bewaffneten Kampf; als Führer der Guerilla in der Sierra Maestro hat er erstmals seine überragenden militär-strategischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Langwieriger, und auch schwieriger, waren die folgenden auch politischen Aufgaben, bei denen mit weisen Entscheidungen Fidel verschiedene revolutionäre Gruppen geformt und geeint hat zur Kommunistischen Partei Kubas, und gleichzeitig mit Flexibilität und erforderlicher Härte die Konterrevolution bekämpft hat.

Fidel hat, weit über seine in der Guerilla bewiesenen Fähigkeiten hinausgehend, dem kubanischen Volk mit dem Bildungsprogramm die Straßen der Wissenschaft geöffnet - erstmals in seiner Geschichte. Fidel ist den Zielen der Revolution ’Kasernen zu Schulen machen’ treu geblieben, mit der Gründung der Universidad de las Ciencias Informaticas auf dem Gelände der aufgelassenen sowjetischen Lauschstation in Boyeros, am Stadtrand von Havanna.

Fidel hat mit so vielen Vorhersagen recht gehabt, auch mit dem Erwachen eines Morgens, dem Verschwinden der sozialistischen Länder in Osteuropa - und dem folgenden unbeugsamen Festhalten an Eurem kubanischen Sozialismus. Wir steirische Kommunisten, so wie alle fortschrittlichen Menschen der ganzen Welt, werden Euch immer dafür dankbar sein, daß ihr die Fahne des Sozialismus unter riesigen Entbehrungen weiter hochgehalten habt, als Verräter und Schurken in anderen Ländern Macht und Geld an sich rissen. Die bedeutendste Entscheidung war der Einsatz Kubas im Süden Afrikas, bei dem der faschistische Apartheidstaat militärisch geschlagen wurde - dieser jahrelange Kampf mit seinem wahrhaft weltpolitisch historischem Erfolg ist untrennbar mit Fidel verbunden, als militärischer Stratege und als politischer Revolutionär. Fidel Castro war der größte revolutionäre Führer, den wir erlebt haben. Er hat auch mit seiner Aussage von Eurem Parteitag Recht gehabt, daß er zum letzten Mal zu Euch sprechen werde - leider!

Aber Fidel hat Euch siegen gelehrt, und er hat uns allen gelehrt, unbeugsam mit Intelligenz und Härte aufrecht zu gehen, und so für eine bessere, eine sozialistische Welt zu kämpfen.

Hasta la victoria siempre!

Werner Murgg

Sprecher für Internationale Beziehungen der KPÖ Steiermark

Veröffentlicht: 2. Dezember 2016

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