Erinnerung an Enrico Berlinguer
20. Jahrestag des Todes von Enrico Berlinguer
Vor 20 Jahren – am 11. Juni 1984 – ist der damalige
Generalsekretär der Italienischen Kommunistischen Partei, Enrico
Berlinguer, in Padua nach einem Gehirnschlag verstorben, den er
während einer Rede auf einer Kundgebung zu den damaligen
EU-Parlamentswahlen erlitten hatte.
Berlinguer (1922 – 1984) war nach Antonio Gramsci und Palmiro
Togliatti ein bedeutender Exponent des Kommunismus in Italien. Er
hat Denkanstöße geliefert, seine Versuche, in Italien eine
originäre politische und gesellschaftliche Alternative zum
kapitalistischen Gesellschaftssystem zu finden, verdienen
Respekt.
Wie einer seiner damaligen innerparteilichen Kritiker –
Armando Cossutta – dieser Tage in einer Würdigung
festgehalten hat, ist die von Berlinguer geübte Kritik an Aspekten
des Sozialismus in der Sowjetunion von der Geschichte bestätigt
worden, andere Konzepte – wie der historische Kompromiss oder
der „Eurokommunismus“ – haben den Test der
gesellschaftlichen Praxis nicht bestanden.
Bedeutsam auch für unsere Arbeit erscheint das Beharren Berlinguers
darauf, dass die Kommunistische Partei keine Partei wie jede andere
sein darf, sondern sich durch ihre positive Haltung gegenüber den
arbeitenden Menschen so wie sie sind und durch die Ablehnung
jeglicher Privilegien für Parteifunktionäre und Mandatare von den
bürgerlichen Parteien und der Sozialdemokratie unterscheiden muss.
Er war der letzte große politische Führer Italiens, der den Mut
hatte, eine Alternative zum Modell des Konsumkapitalismus zu
propagieren.
Dabei ist das Beispiel der damals mustergültig von kommunistischen
Bürgermeistern verwalteten italienischen Großstädten auch für
unsere heutige Arbeit in der Steiermark von Bedeutung.
Seine Gedanken sind deshalb kein Material für die Archive, sondern
können auch für uns zum aktuellen Instrument der politischen
Initiative werden.
Franz Stephan Parteder
Steirischer KPÖ-Vorsitzender
Rückfragehinweis: 0316/ 71 24 36
Veröffentlicht: 9. Juni 2004