Eisenerz, Hallenbad, Karl Fluch
"Ich reg' mich so auf, weil mir um Eisenerz leid
ist"
Bei der jüngsten Eisenerzer Gemeinderatssitzung gingen wieder
einmal die Emotionen hoch: Das Thema Hallenbad sorgte für rote
Köpfe.
JOHANNA BIRNBAUM
Emotional und auch schon kreislaufschädigend verlief zeitweise die jüngste Gemeinderatssitzung in Eisenerz. Ein rotes Tuch für ÖVP, KPÖ und die Grünen war diesmal wieder der bereits beschlossene Hallenbadumbau um 1,8 Millionen Euro.
Während sich die SPÖ-Mehrheit schon von Anfang an für die geplante Aufteilung des derzeitigen Sportbeckens in einen Erlebnis- und Schwimmbereich entschieden hat, plädierte die ÖVP immer für die komplette Beibehaltung des Sportbeckens (wir berichteten mehrmals). Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung sorgte der Punkt "Darlehensaufnahme Hallenbad" für hitzige Diskussionen und einen Antrag der Grünen.
Finanzstadtrat Horst Tilzer beantragte, sich für die PSK zu entscheiden. Diese sei mit Zinsen von derzeit 2,109 Prozent auf 20 Jahre Bestbieter. "Wenn wir so weiter machen, werden wir nächstes Jahr 7,2 Millionen Euro Schulden haben. Ihr könnt nicht wirtschaften. Man haut Geld hinaus, das man nicht hat", wurde KP-Gemeinderat Karl Fluch laut. "Das hat nichts mit KP-Politik zu tun, das ist Menschenverstand. Ich reg' mich da so auf, weil mir um Eisenerz so leid ist", fuhr er aufgeregter fort.
SP-Bürgermeister Gerhard Freiinger erklärte: "Man muss sagen, die Stadt Eisenerz kann sich eigentlich kein Hallenbad leisten. Aber, wenn wir uns touristisch positionieren wollen, brauchen wir das Hallenbad. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten: Schließen oder Sanieren."
Sport und Schule
VP-Vizebürgermeister Gerhard Niederhofer konterte zum wiederholten Mal mit einem Plädoyer für die Beibehaltung des jetzigen Sportbeckens: Sanierung ja, aber ohne Einschränkung für sportliche Schwimmer. "Ich habe noch nie soviel Zustimmung gesehen, das Sportbecken so zu erhalten", erklärte er in Anspielung auf die vielen Unterschriften, die im Vorfeld gesammelt wurden. "Ich wehre mich strikte gegen dieses vorliegende Konzept", wurde auch er emotionaler. "Wir sind eine Sport- und Schulstadt und machen so etwas."
Antrag
Grün-Gemeinderat Helmut Stangl startete einen "letzten Versuch", etwas zu ändern. Er brachte den Antrag ein, die Tagesordnungspunkte zum Thema Hallenbad abzusetzen und eine "optimale, zukunftsorientierte Planung und Finanzierung im Sinne der gesamten Bevölkerung und der Wirtschaftlichkeit" durchzuführen. Das wurde mit den Stimmen der SPÖ und FPÖ abgelehnt. SP-Finanzstadtrat Tilzer erklärte, dass viele Ideen eingeflossen und berücksichtigt worden seien. "Es hat sich keiner leicht gemacht", erklärte er.
Für Unverständnis und Kopfschütteln bei der VP, den Grünen und der KPÖ sorgte seine Einleitung zur Abstimmung: "Da wir von den Sozialdemokraten nicht der Ansicht sind, das Hallenbad zu schließen, stelle ich den Antrag. . .". Empört antwortete Niederhofer: "Ich wehre mich entschieden gegen diesen Vorwurf des Schließenwollens."
Die Darlehensvergabe wurde gegen die Stimmen der ÖVP, KPÖ und Grünen beschlossen. Der Umbau beginnt am 13. April.
(Kleine Zeitung, 3. 4. 04)
Veröffentlicht: 3. April 2004