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Eine bildungspolitische Bankrotterklärung

Wachsender Widerstand gegen steirischen Kindergarten-Plan

Seit Jahrzehnten gibt es im Bereich der Elementarpädagogik in der Steiermark keine Fortschritte. Zu große Gruppen, ein hoher Verwaltungsaufwand und geringe Einkommen haben dazu geführt, dass immer weniger qualifiziertes Personal in Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen arbeiten will. Statt die Rahmenbedingungen zu verbessern, bereiten SPÖ und ÖVP ein Gesetz vor, das die Einstellung von Personal ermöglicht, das nicht über die bisher nötigen Ausbildungen verfügt. Die KPÖ warnt vor diesen Plänen und befürchtet, dass die Qualität darunter leiden wird.

Schon bisher war es möglich, in Notfällen kurzfristig Ersatzkräfte einzustellen. Diese Notlösung wird nun aber ausgeweitet und zum Normalfall. Die vorerst auf zwei Jahre befristete Regelung kann nach einer Evaluierung unbegrenzt verlängert werden. Diese Pläne aus dem Ressort der zuständigen Landesrätin Dr.in Juliane Bogner-Strauß haben mittlerweile zu einer Welle von negativen Reaktionen von Einrichtungen und Betroffenen ausgelöst. Pädagoginnen und Pädagogen, die eine umfangreiche Ausbildung abgeschlossen haben, werden nun zu gleichen Bedingungen beschäftigt wie Ersatzkräfte mit beliebiger pädagogischer Ausbildung, die einen 30-stündigen Schnellkurs absolvieren.

KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: „Die Elementarpädagogik wird auf diese Weise immer mehr zur reinen Betreuung degradiert, der Bildungsauftrag rückt in den Hintergrund. Statt den Beruf durch angemessene Bezahlung und bessere Rahmenbedingungen attraktiver zu machen, werden einfach die Anforderungen heruntergeschraubt. Das ist nicht im Interesse der Kinder und eine bildungspolitische Bankrotterklärung.“

Einrichtungen, Gemeinden und Länder sparen sich durch die Änderung nichts, da das geringer qualifizierte Personal zu denselben Bedingungen wie ElementarpädagogInnen angestellt wird. „Die pädagogische Qualität kann unter diesen Umständen aber nicht aufrechterhalten werden. Natürlich muss verhindert werden, dass es in der derzeitigen Situation zur Schließung von Gruppen kommt, aber dafür sind diese Pläne weit überzogen“, betont Klimt-Weithaler.

Ohne eine wirkliche Verbesserung der Rahmenbedingungen und des Gehaltsschemas wird das Problem nicht zu lösen sein.

 

Zum Entwurf von SPÖ und ÖVP: https://pallast2.stmk.gv.at/pallast-p/pub/document?dswid=-2889&ref=81578918-0202-4740-a1e3-4484d2dceff1

Veröffentlicht: 7. Oktober 2020

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