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"Ein besserer Lebensstandard für die arbeitende Bevölkerung"

Claudia Klimt-Weithaler zum 10. Todestag von Grete Schütte-Lihotzky

Als Schöpferin der „Frankfurter Küche“ – Prototyp der modernen Einbauküche in den 1920er-Jahren – erlangte sie weltweite Bekanntheit. Allerdings spiegelt das nur einen kleinen Teil ihres Schaffens und der Biografie von Margarete Schütte-Lihotzky wider. Daran erinnert KPÖ-LAbg. Claudia Klimt-Weithaler anlässlich des 10. Todestages der großen österreichischen Architektin und Kommunistin, die am 18. Jänner 2000 im Alter von 103 Jahren in Wien verstarb.

Schütte-Lihotzky war 1915 die erste Frau, die in Österreich-Ungarn Architektur studierte. Die Mitarbeiterin und Freundin von Adolf Loos wurde 1926 ins Bauamt der Stadt Frankfurt berufen, wo sie sich, wie einige Jahre später in Wien, dem Sozialen Wohnbau verschrieb. In Istanbul entwarf sie 1938 einen Kindergartenpavillon, der auf Ideen der Reformpädagogin Maria Montessori beruhte.

In Istanbul traf Grete Schütte-Lihotzky auch den Grazer Architekten Herbert Eichholzer, mit dem sie 1940 gemeinsam – inzwischen beide als Mitglied der illegalen KPÖ – nach Wien reiste, um sich der antifaschistischen Widerstandstandsbewegung in Österreich anzuschließen. Nach wenigen Wochen wurden beide von der Gestapo verhaftet und von der NS-Justiz wegen „Hochverrats“ zum Tode verurteilt. Während Eichholzer am 7.1.1943 hingerichtet wurde, wurde das Todesurteil gegen Schütte-Lihotzky in eine Haftstrafe umgewandelt.

Ab 1947 versuchten Schütte-Lihotzky und ihr Ehemann, der Architekt Wilhelm Schütte, wieder in Österreich Fuß zu fassen, bekamen aber als KPÖ-Mitglieder kaum Aufträge, obwohl es im durch den NS-Krieg zerstörten Land mehr als genug Arbeit für sie gegeben hätte. Erst in den 1970er-Jahren wurde auch das „offizielle Österreich“ auf sie aufmerksam.

In der Steiermark hinterließ Grete Schütte-Lihotzky, seit 1989 Trägerin der Ehrendoktorin der TU Graz, Spuren. So war sie bei der Errichtung des KZ-Denkmals in Knittelfeld ebenso beteiligt wie beim Volkshaus in Graz.

Klimt-Weithaler: „Die erste Architektin Österreichs beschäftigte sich vor allem mit dem Sozialen Wohnbau. Durch ihr gesamtes Werk zieht sich das Bemühen, der arbeitenden Bevölkerung einen besseren Lebensstandard zu ermöglichen, wie ein roter Faden. Und das ist auch am 110. Geburtstag von Grete Schütte-Lihotzky ein aktuelles Thema.“

18. Januar 2010