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Ehrung für Mürzer Nazi-Opfer

Dringlichkeitsantrag im Gemeinderat

Die KPÖ-proMz richtete an den Gemeinderat von Mürzzuschlag den Dringlichen Antrag, eine Auszeichnung für Frau Herta Eisler-Reich sowie eine Verkehrsflächenbenennung durchzuführen.

Als letzte Überlebende der Familie Eisler wohnt Herta Reich heute im 95. Lebensjahr stehend in Jerusalem. Sie wurde 1938 aus ihrer Heimatstadt Mürzzuschlag vertrieben und musste während der darauffolgenden sechsjährigen Flucht viel Gewalt ertragen. Im Buch
„Zwei Tage Zeit” schildert sie ihre Erlebnisse.
Mit einer Ehrung würde der Gemeinderat das Wissen um die historische Verantwortung nachfolgender Generationen ausdrücken und würde Frau Reich zeigen, dass sie und ihre Familie in Mürzzuschlag nicht vergessen sind. Der Ausdruck der Bereitschaft, sich vergangenen Unrechts zu erinnern, hilft vielleicht auch Frau Reich, diese Last leichter zu ertragen.

Die Benennung einer Verkehrsfläche zur Erinnerung an die jüdische Familie Eisler, die in der Toni-Schruf -Gasse 11 lebte, wäre angebracht. Als Folge der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde die 21jährige Tochter Herta nach mehrwöchiger Gestapohaft im Sommer 1938 gezwungen, ihre Heimatstadt zu verlassen. Ignaz Eisler und Sohn Erich wurden im KZ Dachau inhaftiert und nach der Freilassung Ende 1938 ultimativ aufgefordert, mit der restlichen Familie Mürzzuschlag zu verlassen.

Nach dem Verlust von Haus und Textilgeschäft und der vorübergehenden Übersiedelung nach Wien konnten sich Käthe und Ignaz Eisler mit der jüngsten Tochter Lilly einem Flüchtlingstransport nach Palästina anschließen. Auf dem Weg dorthin ertrank Lilly Eisler. Erich Eisler gelang die Flucht nach Skandinavien und Herta Eisler (verheiratete Reich) erreichte nach mehrjähriger Flucht und Verfolgung 1944 ebenfalls Palästina.
Durch die unmittelbare Nähe zum früheren Wohnort der Familie wäre die Benennung des Jaklin-Platzes als „Eisler-Platz” eine würdige Form der Erinnerung. Eine Anbringung einer Gedenktafel wäre weiters wünschenswert.

Gemeinderat Franz Rosenblattl: „Der Gemeinderat beschloss eine Zuweisung an den Kulturausschuss. Dieser wird sich frühestmöglich mit dieser Frage auseinandersetzen und die Möglichkeit einer Ehrung sowie die Benennung der Verkehrsfläche mit den Eigentümern des Grundstücks in die Wege leiten. Frau Eisler-Reich sollte diese Anerkennung durch ihre Heimatstadt noch zu Lebzeiten erreichen.“

23. Dezember 2011