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Der mieterfreundliche Mur-Kommunismus

Eine Glosse im Standard (17. 9. 05)

[dag]: Der Nichtpolitiker
Schauen wir einmal in der Steiermark, wie viele Stimmen so jemand bekommt

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Ernest Kaltenegger, der Erfinder des mieterfreundlichen Mur-Kommunismus, darf sich einen interessanten Vorwurf gefallen lassen. Die Grazer Grünen kritisieren seine "schon fahrlässig populistische Nichtpolitik". Den Ausdruck könnte man sich merken müssen. Denn wie die Politik lebt wohl auch die Nichtpolitik von Nachahmungstätern.

Der Trend geht ja schon länger in die Richtung "weniger Politik in der Politik". Zuerst hat man die blutdrucksenkenden Sachthemen abgebaut. Blieben immer noch die faden Plakatwandgesichter dazu. Die hat man dann durch "Quereinsteiger"ausgetauscht, Träger prominenter Antlitze, die woanders hingehörten und etwas von der Ödnis der Parteibasen ablenken sollten. Allerdings mussten sie sich diesen im Eiltempo anpassen, um dem Fluch des Senkrechtaussteigertums zu entgehen.

Nun also eine neue, erfrischende Polit-Spezies: der Nichtpolitiker. Das ist einer, der nicht nur nicht sagt, was ein Politiker sagt, sondern der auch noch macht, was ein Politiker nicht macht, weil der es stattdessen verspricht. Ob "fahrlässig populistisch" oder nicht, exotisch ist es jedenfalls. Schauen wir einmal in der Steiermark, wie viele Stimmen so jemand bekommt. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2005)

17. September 2005