So gefährlich ist die steirische "Spitalsreform"
KPÖ will Neustart für Verhandlungen - "Bevölkerung einbeziehen!"
Weil die Landesregierung das Budget nicht im Griff hat, soll die medizinische Versorgung im Bezirk Liezen auf ein Minimum reduziert werden. Alle öffentlichen Spitäler im flächenmäßig größten Bezirk Österreichs sollen geschlossen und durch einen einzigen Neubau ersetzt werden. Vor Ort wächst der Widerstand gegen diese Pläne. Die KPÖ hat von Anfang an vor den Folgen der Drexler-„Spitalsreform“ gewarnt.
„Gesundheit ist eine öffentliche Verantwortung und kein Feld für Budgetexperimente. So wie die Spitalsreform jetzt geplant ist, kann für die Steiermark nichts Gutes herauskommen. Deshalb wäre ein Neustart der Verhandlungen die beste Lösung – unter Einbeziehung der Bevölkerung und des Landtags.“ – Das betont Claudia Klimt-Weithaler, Klubobfrau der KPÖ. „Aus budgetären Nöten zustande gekommene Kürzungen werden der Bevölkerung wieder einmal als Reformen verkauft. Dabei sind Verbesserungen dringend nötig – aber was uns die Landesregierung hier verkaufen will, bedeutet vor allem eine Einschränkung der Versorgung.“
Extreme Maßnahmen geplant
Landeshauptmann Schützenhöfer und Spitalslandesrat Drexler lassen seit Jahren keinen Zweifel daran, dass sie extreme Maßnahmen bei der Gesundheitsversorgung vorbereiten. Die angekündigten Primärversorgungszentren werden nur zu einem sehr geringen Teil umgesetzt werden. Das ist seit dem Sommer klar, als Landesrat Drexler besorgniserregende Zahlen vorgelegt hat.
Claudia Klimt-Weithaler: „Sollte die Regierung diesen radikalen Plan zur Entsorgung der öffentlichen medizinischen Versorgung tatsächlich umsetzen wollen, wird sie auf erheblichen Widerstand stoßen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Gesundheitssystem ausgedünnt und ausverkauft wird.“
Der Triebener KPÖ-Gemeinderat Michael Jansenberger: „Die KPÖ unterstützt die Initiativen gegen die Zusperrpolitik des Landes. Bei der Gesundheitsreform in der Steiermark geht es nämlich in erster Linie nicht um das Wohl der Patienten, sondern um Einsparungen und Kürzungen. Die Schließung von Standorten bedeutet auch lange Anfahrtswege für Bedienstete, Patienten und deren Angehörige. Und sie bedeutet eine weitere Ausdünnung der Region.“
Zusammenfassung der steirischen „Spitalsreform“
- Minus 800 Krankenhausbetten, Wegfall von Abteilungen und Spitälern fixiert, Ersatz unklar
- Mehrere 24-Stunden-Ambulanzen fallen weg
- Keine einzige zusätzliche Stelle für Allgemeinmedizin
- Abbau der Kassenstellen von Kinderärzten, obwohl die Versorgung mangelhaft ist
- Vorerst nur 11 statt der 100 angekündigten Gesundheitszentren (Primärversorgungszentren), obwohl mindestens 30 nötig wären, um ein Mindestmaß an medizinischer Versorgung zu garantieren.
- Das gesamte Konzept beruht auf der Wunschvorstellung, der Bund und vor allem die GKK würden Kosten und Aufgaben, die bisher von der KAGes getragen wurden, zu einem großen Teil (mindestens 50 %) übernehmen. Es gibt aber keine Signale, dass dies auch nur ansatzweise Realität werden könnte.
So will die KPÖ das Gesundheitssystem verbessern:
- Der erste Schritt muss sein, im niedergelassenen Bereich die nötigen Strukturen aufzubauen, damit die Menschen eine sichere, medizinisch hochwertige, wohnortnahe Versorgung vorfinden. Die Kürzung der stationären Versorgung darf nur insoweit erfolgen, wenn betroffene Einrichtungen erwiesenermaßen aus medizinischer Sicht nicht notwendig sind.
- Die Versorgung muss durch kassenfinanzierte Einrichtungen gesichert sein. Privat- und Wahlärzte dürfen nicht die Kassenärztinnen und –ärzte ersetzen.
- In Einzelordinationen kann vieles an Therapien und Diagnosen abgefangen werden. Es muss ein verbindlicher allgemeiner Versorgungskatalog für die Primärversorgung definiert werden.
- Die Standorte müssen am Bedarf orientiert sein und nicht nur an der derzeitigen Inanspruchnahme.
- Die Umgestaltung des Gesundheitssystems muss offen, demokratisch und transparent diskutiert und umgesetzt werden, nicht von oben herab diktiert.
Veröffentlicht: 23. November 2017