Antwort auf einige Fragen über die steirische KPÖ
SN-Gespräch mit F. St. Parteder
Salzburger Nachrichten am 22. September 2005 - Bereich: oesterreich
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Jagd auf Roter Oktober
Der Gedanke an die KPÖ in einer steirischen Regierung bereitet VP-Minister Martin Bartenstein Übelkeit. KP-Landeschef Parteder kontert: "Dämonisierung".
GRAZ (SN-m.b.). Die Volkspartei verstärkt ihre Angriffe auf die steirischen Kommunisten. Die vor einigen Tagen eröffnete Jagd auf Roter Oktober (Klubchef Drexler) gipfelte am Mittwoch in Aussagen von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, wonach im Falle einer rot-roten Koalition eine Vollverstaatlichung&drohe"Bei dem Gedanken, dass in meiner Steiermark Kommunisten in die Regierung gewählt werden, wird mir übel", betonte Bartenstein und nannte Spitzenkandidat Ernest Kaltenegger einen "Wolf im Schafspelz".
Landtags-Klubchef Christopher Drexler wiederum will in dem Umstand, dass ein Grazer KP-Gemeinderat nach 47 Berufsjahren ein Jahr vorzeitig in Pension geht und dafür eine Abschlagszahlung erhält, einen Skandal sehen. Er spricht von einer "Bonzenpartei" und "ersten Auswüchsen von kommunistischem Machtverständnis".
Für den KP-Landesvorsitzenden Franz-Stephan Parteder sind dies "Angriffe unter der Gürtellinie". Nach der "Dämonisierung"des Landesprogramms werde nun auf unstatthafte Weise versucht, die soziale Glaubwürdigkeit der Kommunisten zu erschüttern.
Auf die ebenfalls aus VP-Kreisen kommenden Behauptungen, wonach in der grünen Mark Kolchosen geplant seien, will der 58-jährige Obersteirer Parteder nicht eingehen. "Es gibt Dinge, die sind mir einfach zu niveaulos",sagt der stets im Hintergrund von Spitzenkandidat Kaltenegger agierende Landeschef, der den Ruf eines "Chefideologen"genießt.
Der frühere Journalist und Lyriker - Parteder ist mit Mundart-Übersetzungen von Beatles- und Kinks-Songs bekannt geworden - grenzt sich von den Verbrechen vieler KP-Regimes deutlich ab, will aber auch nicht verheimlichen, ein Kommunist zu sein.
"Ein richtig verstandener Marxismus kann auch heute, da alle Sicherheiten in Frage gestellt werden, noch ein brauchbarer Ideologieansatz sein",glaubt Parteder. Jeder, der heute keine kritische Sicht auf die kommunistische Bewegung habe, sei aber fehl am Platz. Ob aus der KPÖ eine Linkspartei wie jene in Deutschland werden könne? "Denkbar ist alles, auch eine Namensänderung". Parteder glaubt aber, dass vor einer solchen Entwicklung erst prominente SP-Politiker in das dunkelrote Lager überwechseln müssten. Nun gehe man aber einmal den "härteren Weg".
"Äußerlichkeiten, etwa eine fernsehgerechte Frisur, sind mir absolut unwichtig", erklärt der oberste steirische Kommunist, in dessen Büro ein Jugoslawien-Wimpel und ein Plakat mit dem Bild von der Feierlichen Eröffnung des 2. Kongresses der Kommunistischen Internationaleaus den 20er Jahren hängen. 500 Mitglieder zählt die steirische KP derzeit, 200 davon leben in Graz: "Aber wir registrieren ein, zwei neue Mitglieder pro Woche" .Bei der Landtagswahl 2000 kam die KPÖ auf 1,03 Prozent, ihr bestes Ergebnis (5,4) stammt aus 1945.
Parteder hofft, dass sich die Hysterie um die KPnach der Wahl legen wird und ;die Gegner einsehen, dass eine demokratische Kraft links der SPÖ Teil der Gesellschaft ist. Auf Grazer Bezirksebene gebe es heute schon gemeinsame Beschlüsse von KPÖ und ÖVP.
Veröffentlicht: 23. September 2005