Voves-Wirtschaftsprogramm für KPÖ "Wählertäuschung"
„Links antäuschen, rechts vorbei“: SPÖ Steiermark stimmt systematisch gegen eigenes Wirtschaftsprogramm
Murgg hält der SPÖ zugute, dass sie die Fragen, die viele Menschen angesichts der Krise stellen, geschickt aufgreife. Die Ernsthaftigkeit der SPÖ-Forderungen zieht er aber nicht zuletzt aufgrund des Abstimmungsverhaltens der SPÖ im steirischen Landtag massiv in Zweifel. Nicht einmal dort, wo Voves selbst Regierungsverantwortung habe, seien die SPÖ-Forderungen umgesetzt worden.
KPÖ-LAbg. Werner Murgg: „Wir laden die SPÖ ein, ihre eigenen Vorschläge im steirischen Landtag mit uns zu verwirklichen. Dafür müssten sie aber mit ihrer derzeitigen Politik brechen. Dazu wäre eine Konfrontation mit der Industriellenvereinigung und mit der EU nötig.“
Die KPÖ kündigt an, alle von der SPÖ abgelehnten Anträge, die sich nun im SP-Wirtschaftsprogramm wieder finden, erneut einzubringen.
SPÖ-Wirtschaftspolitik auf dem Prüfstand
Der
Entwurf eines neuen Wirtschaftsprogramms unter Federführung des steirischen
Landeshauptmannes Voves wird derzeit, trotz Widerstandes aus den eigenen
Reihen, von der SPÖ als großer Wurf gefeiert. Aber wie ernst sind die
Vorschläge gemeint? Abgesehen von den unausgegorenen Thesen des
Wirtschaftsprogramms wird die Forderungen dort, wo Voves selbst
Regierungsverantwortung trägt, gegen seine eigenen Thesen Politik gemacht.
Beispiele
1. Rückkauf der
EStAG
Trotz
Landtagsbeschluss unternimmt die SPÖ keine ernsthaften Schritte, um den
Rückkauf der EdF-Anteile in die Wege zu leiten. Das letzte was er in der
Richtung unternommen hat, war ein unverbindliches Gespräch mit Direktor Boudier
(SIA bzw. EdF) im Juni 2008.
SPÖ-Wirtschaftsprogramm:
„Für jene
Dienstleistungen, die bereits vollständig oder teilweise liberalisiert wurden
(Telekommunikation, Strom, Gas, Eisenbahnen) … halten wir eine Rückführung in
öffentliches Eigentum für gerechtfertigt.“ (S. 11)
2. Liberalisierung
des Postmarktes
Einem
Antrag der KPÖ, sich bei der Bundesregierung für die Rücknahme der
Teilprivatisierung der Post sowie für eine Aussetzung der
EU-Liberalisierungsrichtlinien einzusetzen, erteilte die SPÖ eine Abfuhr.
SPÖ-Wirtschaftsprogramm:
„Wir brauchen einen
neuen ordnungspolitischen Rahmen, der den vielfältigen Formen des
Marktversagens vorbeugt (…) und die Sicherung der ausreichenden Versorgung der
Bürgerinnen und Bürger mit Dienstleistungen von allgemeinem Interesse garantiert.“(S. 6)
3. Enquete zum Thema
Maastricht-Kriterien
Auf
Antrag der KPÖ sollte der Steiermärkische Landtag über die Auswirkungen der
Maastricht-Kriterien auf den Landeshaushalt diskutieren, mit dem Ziel, alternative
Handlungsmöglichkeiten jenseits des Maastricht-Korsetts zu erschließen. Die SPÖ
lehnte das ohne Kommentar ab.
SPÖ-Wirtschaftsprogramm:
„Zur Bekämpfung der
Wirtschaftskrise muss auf europäischer Ebene (…) der Pakt für Stabilität und
Wachstum temporär ausgesetzt werden.“ (S. 5)
4. Abfallwirtschaft
/ PPP-Modelle im Straßenbau
In einem
KPÖ-Antrag zur Novellierung des Steiermärkischen Abfallwirtschaftsgesetzes wird
unter anderem gefordert, Sammlung, Abfuhr und Behandlung der Abfälle wieder zur
Gänze der öffentlichen Hand zu unterstellen und von PPP-Modellen Abstand zu
nehmen. Diesem Gedanken konnte die SPÖ nicht näher treten.
In einem
weiteren KPÖ-Antrag werden PPP-Modelle im Straßenbau grundsätzlich abgelehnt.
Die SPÖ stimmte gegen diesen Antrag.
SPÖ-Wirtschaftsprogramm:
„Die Aushöhlung der
Souveränität der Wählerinnen und Wähler kann auch schleichend durch PPP-Modelle
und Auslagerungen in KEGs erfolgen.“ (S. 17)
5. Landesholding
Mehrmals
hat die KPÖ im Landtag in Antragsform die Errichtung einer Landesholding gefordert
und damit ein Wahlversprechen von Landeshauptmann Voves aufgegriffen. Mit einer
Landesholding sollen langfristige Beteiligungen an Unternehmen mit Standorten
in der Steiermark erworben werden. LH Voves erachtet es in einer schriftlichen
Anfragebeantwortung „nicht für sinnvoll,
dem Landtag Steiermark lediglich gesellschaftsrechtliche Konzeptionen zur
Diskussion vorzulegen, wenn entsprechende Budgetmittel nicht zur Verfügung
stehen.“
SPÖ-Wirtschaftsprogramm:
Hier wird auf S. 12 in Hinblick auf die Verwendung
von Dividenden ausdrücklich von Unternehmen mit Staatsbeteiligung gesprochen.
6. Sicherung des
Landeseigentums
Um einen
weiteren Ausverkauf von strategischem Landeseigentum zu verhindern, hat die KPÖ
den Antrag eingebracht, die Landesverfassung in einem wesentlichen Punkt zu
ändern. Damit soll sichergestellt werden, dass indirektes im Besitz des Landes
befindliches Eigentum (KAGes, Steweag-Steg usw.) nicht am Landtag vorbei
veräußert werden kann. Diese Forderung wurde mit den Stimmen der SPÖ abgelehnt.
SPÖ-Wirtschaftsprogramm:
„Die Aushöhlung der
Souveränität der Wählerinnen und Wähler kann auch schleichend durch PPP-Modelle
und Auslagerungen in KEGs erfolgen.“ (S. 17)
7. Amtliche
Preisregelung
Eine
KPÖ-Petition an die Bundesregierung, gesetzliche Grundlagen für amtliche
Preisregelungen im Energiesektor zu schaffen, wurde nach ablehnender
Stellungnahme des Bundeskanzleramtes von der SPÖ verworfen.
SPÖ-Wirtschaftsprogramm:
Im SPÖ-Wirtschaftsprogramm wird die Rolle des
Staates ausdrücklich darin gesehen, dass er „die
Preise einer begrenzten Verbrauchsmenge stützen“ könne. (S. 12)
Veröffentlicht: 30. Mai 2009