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12-Stunden-Tag – leben wie im Frühkapitalismus

Kommentar von Renate Pacher

An der Wiege des Kapitalismus stand extreme Ausbeutung. Im so genannten Frühkapitalismus waren lange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung und soziales Elend Alltag. Es entwickelte sich eine Arbeiterbewegung. Eine der ersten Forderungen war die nach dem 8-Stunden-Tag.

Das ist mehr als hundert Jahre her. Heute ist unsere Gesellschaft reich und produktiv, Technik und Wissenschaft sind hoch entwickelt. Immer mehr wird in immer immer kürzerer Zeit produziert. Doch die arbeitenden Menschen haben immer weniger von diesem Fortschritt. Seit den 80er-Jahren gibt es keine Arbeitszeitverkürzungen mehr. Im Gegenteil, nun soll auch noch der 12-Stunden-Arbeitstag gesetzlich verankert werden. Die Wirtschaft macht Druck, die Regierung ist bereit zu verhandeln.

In den letzten Jahren kam es zu einer laufenden Verlängerung der Arbeitszeiten und einer Verschlechterung der Überstundenbezahlung. 10 und auch 12 Stunden Arbeitszeit pro Tag sind leider auch heute schon möglich, nun soll die Schraube weiter angezogen werden.

Lange Arbeitszeiten sind familienfeindlich und schaden der Gesundheit. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass nach 7 bis 8 Stunden die Fehlerhäufigkeit steigt. Je länger die Arbeitszeiten, desto größer auch die Unfallgefahr und desto länger die Zeitspanne, die man braucht, um sich wieder zu erholen. Nach zwei Tagen mit 12 Stunden Arbeit braucht man drei freie Tage, um sich wieder zu erholen. Langes Arbeiten ohne die unmittelbar darauffolgende nötige Freizeit schadet der Gesundheit.

Die Arbeitswelt und unser Alltag werden immer hektischer. Anstatt die Arbeitszeit zu verlängern brauchen wir eine drastische Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. „Mehr Zeit zum Leben, Lieben, Lachen“ lautet eine Forderung. Damit hätten wir alle mehr Lebensqualität und unsere Jugend die Chance auf Arbeit. Ansonsten nähern wir uns immer mehr frühkapitalistischen Verhältnissen.

Renate Pacher, KPÖ-Stadträtin in Knittelfeld

21. März 2017