Unser Gesundheitssystem vor Privatisierung schützen

Knittelfeld: Diskussion "unser krankes Gesundheitssystem"

Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der KPÖ-Steiermark wurde auch in Knittelfeld über verschiedene Probleme in unserem Gesundheitssystem diskutiert. Vor knapp 50 Personen wurde das Podium von Martin Schriebl-Rümmele, Gesundheitsexperte und Autor, Mag. Karin Reimelt, Direktorin des KPÖ Landtagsklubs und Dr. Heimo Korber, Allgemeinmediziner und Gemeindearzt, gebildet. Die Moderation übernahm Elke Heinrichs, biomedizinische Analytikerin und KPÖ-Gemeinderätin in Graz.

Ärztemangel

Erstes Thema war der Ärztemangel. Dr. Heimo Korber erinnerte in seiner Antwort daran, dass zu seiner Studienzeit ein starker Ärzteüberschuss herrschte und viele seiner StudienkollegInnen, die oft jahrelange, Wartezeit auf eine Turnusstelle mit Taxifahren überbrücken mussten. „Auch als ich mich zum ersten Mal für eine Kassenstelle bewarb, war ich auf Platz 283 der Warteliste gereiht.“ Der Allgemeinmediziner konnte durch seine Tätigkeit als Gemeindearzt von St. Margarethen, Kobenz, Spielberg und Knittelfeld, ausführlich über die täglichen Herausforderungen für  LandärztInnen berichten. Als eine mögliches Mittel gegen den Ärztemangel beschreibt Dr. Korber die, abgeschaffte, Institution des Distriktarztes. DistriktärztInnen waren Landesbeamte und so im Gegensatz zu heute, sozial abgesichert.

Viele, besonders FachärztInnen tendieren dazu Wahlarzt zu werden. Dr. Korber berichtet über die Belastung von KassenärztInnen.

Eine weitere problematische Entwicklung für unsere Versorgung wurde thematisiert: Ab 01. April wird es im Murtal zwischen 00:00 und 07:00 Uhr keinen Ärztenotdienst mehr geben, die Nachtdienstverpflichtung wird wegfallen.

Explodieren die Kosten?

Martin Schriebl-Rümmele, Autor von „Genug gejammert“, betonte in seinem Eingangsstatement, dass unser Sozialsystem eine Erfolgsgeschichte sei: „Wir haben uns ein dichtes soziales Netz geschaffen. Wir müssen wissen was unser Gesundheitssystem leistet und was wir verlieren können.“ Schriebl-Rümmele lehnt Einsparungen im Gesundheitswesen ab, im Ärztemangel sieht er primär ein Organisationsproblem.

Ein pensionierter Eisenbahner im Publikum informierte sich über Unterschiede zwischen den verschieden Krankenkassen. Schriebl-Rümmele ging auf die historischen Unterschiede ein und betonte: „Durch die geplante Reform werden die Unterschiede nicht gedämpft sondern endgültig festgeschrieben.“

Sowohl Mag. Karin Reimelt, als auch Martin Schriebl-Rümmele zeigten auf das unser Gesundheitssystem weiterhin finanzierbar bleibt und die Kosten in den vergangenen Jahren nur minimal gestiegen sind. Schriebl-Rümmele: „Obwohl die Menschen immer älter werden und der Anteil Älterer steigt, bleiben die Kosten, verglichen mit dem BIP, im wesentlichen gleich.“

Privatisierung droht

Mag. Karin Reimelt spricht von den Interessen privater Versicherungskonzerne die hinter dem Gerede von einer Kostenexplosion stecken. „Gesundheit ist ein schwankungssicherer Markt, den private Unternehmen für sich geöffnet haben wollen.“ Mag. Reimelt wies auf die Rolle der EU hin: „Die EU verlangt das Wachstum der Gesundheitsausgaben zu drosseln. Ohne natürliche Notwendigkeit werden die Ausgaben künstlich gesenkt, um den Privaten Geschäftsfelder zu eröffnen.“

Das Solidaritätsprinzip in unserem Versicherungssystem wurde von allen am Podium hervorgehoben, egal warum jemand krank ist, er muss das Recht auf gute Behandlung haben.

Auf Frage aus dem Publikum wurden Pflichtversicherungen und Versicherungspflicht verglichen. Die Abschaffung der Versicherungspflicht würde die Sozialversicherungen dazu zwingen Kunden zu werben, was die Verwaltungskosten in die Höhe treiben würde. In Deutschland beispielsweise sind die Kosten und die Profite gestiegen, die Leistungen wurden trotzdem gesenkt.

Abschließend waren die geplanten Primärversorgungszentren Thema, von Anfangs 100 geplanten sollen es nur noch 11 werden, auch ein breites Versorgungsangebot wurde auf zwei AllgemeinmedizinerInnen zurückgefahren. Dr. Korber ist der Meinung, dass es sinnvoller wäre, wenn sich die ÄrztInnen besser vernetzen und auch zeitlich abstimmen würden: „Gesundheitspolitik sollte nicht am Reißbrett gemacht, sondern breit, mit allen Betroffenen, diskutiert werden.“

Gesundheit ist ein Menschenrecht

Die KPÖ meint das ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, angefangen von der Pflege bis zur ärztlichen Versorgung, ein Menschenrecht ist. Private Profitinteressen haben im Gesundheitswesen nichts verloren. Die KPÖ tritt für den Erhalt und Ausbau der öffentlichen Gesundheitsversorgung ein.

 

 

 

Veröffentlicht: 29. Januar 2019