Hier wie dort

Über die Herkunft mancher Aufreger. Kommunalpolitische Erkenntnisse einer Hamburg-Reise von Hanno Wisiak

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Die Elbphilharmonie in der Hamburger Hafencity: Ausgerechnet das Flop-Projekt und Millionengrab war Vorbild für die „Entwicklung“ des Reininghaus-Areals.

 

Wird in Graz über Ideen von Bürgermeister Nagl debattiert, dauert es meist nicht lange, bis der Begriff „Schnapsidee“ fällt. Diese haben ihren Ursprung aber offenbar andernorts.

 

Nur mehr vorne in den Bus

Offenbar um Kosten für Fahrscheinkontrollen einzusparen, ist seit kurzem das Einsteigen in GVB-Busse ab 20 Uhr nur mehr bei der Vordertür möglich. Auch das ein Konzept, das zuerst in Hamburg Anwendung gefunden hat. Hier wie dort führt das zu Verzögerungen – und wird deshalb auch selten rigide umgesetzt. Öffnet sich wirklich nur die Vordertür, bleibt den FahrerInnen oft nichts anderes übrig, als die Fahrscheine nicht allzu penibel zu kontrollieren, damit der Fahrplan einigermaßen eingehalten werden kann.

 

Mur-Gondel und Elb-Seilbahn

Längst verworfen und nur mehr von wenigen betrauert war der Plan, eine Seilbahn zwischen St. Pauli und Wilhelmsburg über die Elbe zu bauen. Was in Hamburg schon entsorgt wurde, taugt in Graz aber offenbar noch zur (Selbst-)Inszenierung auf den Regionalseiten der Tagespresse.

Dass die Seilbahnen – da wie dort – eher Tourismus-Subvention als Beitrag zur Entlastung des öffentlichen Verkehrs sind, verwundert dabei weniger als die Tatsache, dass sich Verantwortliche in beiden – schwer verschuldeten – Städte sich keine Sorgen zu machen scheinen, woher denn das Geld für derlei Projekte kommen sollte.

 

Die Reininghaus-Gründe und ein Millionengrab

Nichts schien zu gigantomanisch, um den Ankauf der Reininghausgründe zu rechtfertigen. Nicht einmal der Vergleich mit dem Flop-Projekt – und Milliardengrab – Hamburger Hafencity wurde gescheut.

Hier wie dort sind an fast jeder zweiten Hausecke in der Innenstadt Schilder und Transparente mit der Aufschrift „Büroflächen zu vermieten“ zu sehen. Hamburg ist mittlerweile – nach München – die zweitteuerste Stadt, was das Wohnen betrifft. Und Mieten und Einwohnerzahl steigen weiter. In Graz ebenso. Weniger Bürotürme und mehr kommunaler Wohnbau wäre in beiden Städten eigentlich Gebot der Stunde.

 

Dort wie hier

Greift aber Hamburg eine Idee aus Graz auf, scheint das weit weniger hanebüchen. Was als „Wohnen auf Kasernengrund“ von der KPÖ in Graz initiiert und umgesetzt wurde, macht nun auch an der Elbe Schule. Auch dort werden auf dem Gelände eine ehemaligen Kaserne Wohnungen entstehen. Ob sie leistbar sein werden, ist noch nicht sicher. In Graz ist das gewährleistet. Es sind nämlich Gemeindewohnungen.

 

Hanno Wisiak ist Historiker und zweiter Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Graz-Geidorf.

Veröffentlicht: 22. August 2013