Kein Arzt zu Weihnachten – Wie steht es um den Bereitschaftsdienst?

Seit 1. April 2019 gilt in der Steiermark ein neues Ärztebereitschaftsmodell. Zwischen Mitternacht und 7:00 Uhr gibt es keinen Bereitschaftsdienst mehr. Ein Gesundheitstelefon wurde eingerichtet. AllgemeinmedizinerInnen sind nicht mehr verpfl ichtet Dienste zu übernehmen, sie können sich freiwillig melden.

Wir haben Dr. Heimo Korber, Allgemeinmediziner und Gemeindearzt in St. Margarethen, gefragt wie er das neue Modell beurteilt.

Über die Feiertage stand in unserer Region keine Ärztebereitschaft zur Verfügung, wie kam es dazu?

Zum einen wurde die Verpflichtung abgeschafft. Nun können sich ÄrztInnen auf freiwilliger Basis über eine Plattform einloggen und sich für einen Dienst anmelden. Es gibt aber keinen Einblick in die Meldungen. So können sich z.B. für einen Tag fünf KollegInnen melden ohne voneinander zu wissen, zu einem anderen Termin aber niemand. Es fehlt die Koordination. Früher war ein Arzt für die Diensteinteilung verantwortlich, das ist nun weggefallen.

Wurden die ÄrztInnen in die Entwicklung des neuen Modells eingebunden?

Überhaupt nicht. Das Land, die Gesundheitsplattform und die Funktionäre der Ärztekammer haben das neue System ausverhandelt, die arbeiten aber nicht an der Basis. So war z.B. am Anfang unser Zuständigkeits
sprengel viel zu groß. Der wurde nun auf Grund der vielen Beschwerden geteilt.

Was wäre zu tun damit die Bereitschaftsdienste wieder funktionieren?

Nicht alles am neuen System ist schlecht. So werden durch das Gesundheitstelefon Fälle in denen kein Arztbesuch notwendig ist vorgefi ltert, das bringt Entlastung.  Auf der anderen Seite gibt es nun keinen direkten Kontakt zum Arzt mehr. Die Person am Gesundheitstelefon kennt die PatientInnen aber nicht. Das ist ein großer Nachteil. Es sollte wieder möglich sein dass der Bereitschaftsarzt in defi nierten Fällen, z.B. wenn Apotheken Auskünfte brauchen oder ein direkter Kontakt sinnvoll erscheint, wieder angerufen werden können. Wichtig wäre, dass die Koordination der ÄrztInnen untereinander wieder hergestellt wird.

Wie hat sich das neue System bisher ausgewirkt?

Eigentlich wurde das Gegenteil von dem erreicht was beabsichtigt war, denn die Zahl der Einlieferungen ins Krankenhaus ist gestiegen und die Spitalsambulanzen sind noch mehr überfüllt.  

Was wäre noch wichtig?

Wichtig wäre eine bessere Koordination der Öffnungszeiten der Arztpraxen. Auch eine vermehrte Aufklärung der PatientInnen darüber, wann  man dringend einen Arzt braucht und  wann man warten kann wäre sehr hilfreich.  Gesundheitsvorsorge ist grundsätzlich wichtig und vor allem, dass Neuerungen nicht von oben diktiert sondern alle Beteiligten eingebunden werden.                       

Danke für das Gespräch  
 

 

22. Januar 2020