Vermögensverteilung Made in Austria

Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer: Wie groß das Problem in Österreich ist, zeigt der Global Wealth Report der Boston Consulting Group (BCG), einer weltweit führenden strategischen Unternehmensberatung.
 

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Die Vermögensverteilung in Österreich ist ungerecht - es braucht dringend eine Vermögenssteuer. (Foto: Mathieu Stern/Unsplash)

In Österreich halten 335 Menschen mit mehr als 100 Millionen Dollar Finanzvermögen („Ultra High Net Worth Individuals“) ein Drittel der Finanzwerte. Zum Vergleich: Im westeuropäischen Durchschnitt verfügen die „Superreichen“ über „nur“ 17 Prozent des Finanzvermögens, so die BCG.
 

Ungleiche Vermögensverteilung

Auch die neue Studie der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zur finanziellen Situation der Bevölkerung beschreibt, wie ungleich das Vermögen verteilt ist. Es zeigt sich, dass die Hälfte aller Haushalte im Großen und Ganzen gar kein Vermögen besitzt. Sie sind es, die zur Miete wohnen und deshalb sowohl von der Teuerung bei den Lebensmittel- und Energiepreisen, als auch bei den stark steigenden Wohnkosten besonders betroffen sind. Denn sie können nicht auf Erspartes zurückgreifen und eine Möglichkeit, Vermögen zu bilden, ist auch nicht gegeben.

Der Anteil der Mieter:innen ist in Österreich mit rund 50 Prozent besonders hoch. Nur 47,6 Prozent der Bevölkerung besitzt eine Wohnung oder ein Haus. Im Vergleich zu den anderen Ländern hat nur Deutschland einen noch höheren Anteil an Mieter:innen.Während rund die Hälfte der Österreicher:innen also so gut wie nichts besitzt, profitiert die obere Mittelschicht von immer wertvolleren Immobilien. 
 

Wer sind die Reichen?

Nicht ausgewiesen werden die reichsten Haushalte. Deren Anteile am Gesamtvermögen vermutlich höher ist, als allgemein angenommen wird.  Schätzungen der OeNB auf Basis zusätzlicher Datenquellen zeigen, dass dieser Prozentsatz zwischen 30 und 50 Prozent liegen dürfte.

Eine bessere Berücksichtigung sehr vermögender Haushalte würde die Untersuchung der Vermögensverteilung und deren weitreichende Konsequenzen für die Gesellschaft jedenfalls erheblich erleichtern. Solange die Vermögenserfassung lediglich auf Freiwilligkeit, Stichproben und Schätzungen beruht, wird man aber nie genau wissen, wie reich die oberen Prozente der Bevölkerung tatsächlich sind. Dabei wäre es aus demokratiepolitischer sowie ökologischer Perspektive besonders wichtig, die großen Vermögen zu erfassen. Immerhin sind es die Superreichen, die das Klima überproportional schädigen und mit ihrem Reichtum Einfluss auf politische Entscheidungen sowie die Medienlandschaft nehmen. Die starke Konzentration von Vermögen in Österreich beeinträchtigt die soziale Stabilität und gefährdet die Demokratie.
 

Die oberen 10 Prozent 

Tatsächlich besitzen die hundert reichsten Österreicher inzwischen mehr als 210 Milliarden Euro und damit rund zehn Prozent des heimischen Gesamtvermögens. Die Hälfte davon entfällt auf die „Top-Ten“.

Das heißt: Jede:r dieser Top-10 Milliardär:innen besitzt mehr Vermögen als alle 600.000 (schuldenfreien) Haushalte des vermögensmäßig untersten Fünftel der Gesellschaft. Der drittreichste Österreicher besitzt als Einzelperson ebenso viel Vermögen wie 380.000 Haushalte der unteren Mittelschicht zusammen. Ein weiteres nicht unwesentliches Detail: Von den zehn reichsten Österreicher:innen im Jahr 2023 haben sechs ihren Reichtum geerbt. 
 

Vermögenssteuer jetzt!

Großer Reichtum ermöglicht politische und mediale Einflussnahme und das birgt unter anderem die Gefahr, dass etwa die Interessen von Arbeitnehmer:innen, Mieter:innen, oder Menschen die auf Unterstützung angewiesen sind unter die Räder kommen. Vor dem Hintergrund der größten Inflation seit Jahrzehnten wäre eine Umverteilung heute notwendiger denn je, um zunehmende Armut zu verhindern und das soziale Gleichgewicht wiederherzustellen.Über alle Einkommens- und Vermögensgruppen hinweg findet man immer mehr Zustimmung für eine Vermögenssteuer. Laut OeNB sprechen sich rund 74 Prozent der Österreicher:innen dafür aus, wenn eine Vermögenssteuer von einem Prozent bei gleichzeitiger Reduktions der Einkommensteuer von zwei Prozent eingeführt werden würde. 


Helene Klug

Reiche zur Kasse statt Belastungen für die Masse!

22-06-23 Die In­du­s­tri­el­len­ve­r­ei­ni­gung ist sehr ner­vös: Schon zwei Drit­tel der Ös­t­er­rei­cher:in­nen be­für­wor­ten ei­ne Rei­chen­steu­er. Ös­t­er­reich hat im in­ter­na­tio­na­len Ver­g­leich ei­ne ex­t­rem nie­d­ri­ge Ver­mö­gens­be­steue­rung – und ei­ne ex­t­rem un­ge­rech­te Ver­mö­gens­ver­tei­lung.

Veröffentlicht: 8. September 2023