»Von Märchen und Heldinnen« | KPÖ-Aktion zum Frauentag!
Der Internationale Frauentag wird weltweit seit 1911 am 8. März begangen. Sein Ziel war es von Anfang an, die volle Gleichstellung von Frauen und Männern herzustellen. Die steirische KPÖ machte heute mit einer Aktion unter dem Motto „Heldinnen – gestern, heute, morgen“ in der Grazer Herrengasse darauf aufmerksam, dass wesentliche Forderungen von damals bis heute unerfüllt sind – und dass es Millionen Frauen waren und sind, die in den sogenannten „systemrelevanten“ Berufen tätig sind und die Gesellschaft als vermeintlich alltägliche Heldinnen durch die Corona-Krisenjahre getragen haben.
Pflegekräfte, Handelsangestellte, Elementarpädagog:innen, Beschäftigte in der Betreuung von Menschen mit Behinderung, Reinigungskräfte uvm.: Berufe, die mit hohen psychischen und körperlichen Belastungen einhergehen, unterdurchschnittlich bezahlt sind – und mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden. Der Arbeitslohn in diesen Berufen steht in keinem Verhältnis zum großen gesellschaftlichen Wert dieser Arbeit – das muss sich endlich ändern!
Aber nicht nur in der Lohnarbeit, auch im Bereich der unbezahlten Arbeit – also Haushalts- und Erziehungsarbeiten, etc. – steigen Frauen schlechter aus: Frauen leisten zwei Drittel ihrer gesamten Arbeit unbezahlt! Das heißt: Sie werden nur für ein Drittel ihrer Arbeit entlohnt. Bei Männern ist es umgekehrt: Nur ein Fünftel der Arbeit, die Männer leisten, ist unbezahlt.
Dieser Umstand der grob ungleich verteilten unbezahlten Arbeit – der viele Frauen in geringfügige bzw. Teilzeitarbeit drängt – führt dazu, dass Frauen bis heute um rund ein Viertel weniger verdienen als Männer. Und im Ruhestand werden Frauen dann noch einmal bestraft: Aufgrund des geringeren Verdienstes erhalten sie weniger Pension. Die durchschnittliche Frauenpension beziffert sich auf nur etwa 60 % der durchschnittlichen Männerpension! Unbezahlte Arbeit macht Frauen also auch im Alter arm.
Vom Märchen der längst erreichten Gleichstellung der Geschlechter bleibt in der Realität also nichts übrig. Genau darauf machte die KPÖ heute in der Grazer Herrengasse mit einer aufwendigen Aktion aufmerksam: „Die Benachteiligung von Frauen hat System, sie ist aber kein Naturgesetz. Wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen, ist auch eine echte Gleichberechtigung von Frauen und Männern möglich. Leider sind wir auch 110 Jahre nach dem ersten Frauentag noch immer weit entfernt“, so KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler, die an der Aktion teilnahm.
Auch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr nahm an der KPÖ-Aktion teil. Sie wies vor allem auf die soziale Frage hin: „Die Löhne und Gehälter können mit den immer schneller steigenden Kosten beim Wohnen schon lange nicht mehr schritthalten. Vor allem die extreme Erhöhung der Preise für Strom und Heizung sind ein großes Problem, auch die Mieten sind eine große Belastung. Deshalb braucht es bei Grundbedürfnissen eine amtliche Preisregelung.“
Der Grazer KPÖ-Stadtrat Robert Krotzer erinnerte an die Situation in Branchen, in denen vor allem Frauen tätig sind: „Vier von fünf Beschäftigten in Pflege- und Gesundheitsberufen sind Frauen. Die letzten Jahre wurden sie zurecht ‚systemrelevant‘ genannt und beklatscht, doch es gab keine Verbesserungen bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Das muss sich ändern!“
Der Grazer KPÖ-Stadtrat Manfred Eber stellte abschließend fest: „Am Papier sind Frauen und Männer längst völlig gleichgestellt. Tatsächlich sind wir leider bis zum heutigen Tag weit davon entfernt. Darum sehen wir es als unsere Verpflichtung an, uns auf allen Ebenen dafür einzusetzen, damit das Ideal der echten Gleichstellung der Geschlechter endlich Realität wird.“
Die Hauptforderungen der KPÖ waren heute:
- Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit!
- Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohn und Personalausgleich!
- Arbeitslosengeld auf mindestens 70 % Nettoersatzrate erhöhen!
- Mindestlehrlingsentschädigung in allen Branchen!
- Einrichtungen zum Gewaltschutz steiermarkweit ausbauen!
- Finanzieller Bonus für Allererziehende, Arbeitsmarktpakt für Frauen!
- Das Recht auf einen qualitativ hochwertigen Platz in einer Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung für jedes Kind!
- Selbstverständliche Väterkarenz!
Veröffentlicht: 7. März 2022