Fernwärme: Statt Millionengewinnen mit Gashandel günstigere Preise für die Grazer Bevölkerung!

20231016_KPÖ_Werner-Murgg_Fernwärme-PK (1).jpg

Heute hat KPÖ-LAbg. Werner Murgg im steirischen KPÖ-Landtagsklub zur Pressekonferenz geladen. Er hat auf drei Aspekte rund um die allgegenwärtige Problematik der hohen Fernwärmepreise aufmerksam gemacht:

1.) Die Energie Steiermark verfeuert teures Gas in der Puchstraße und verrechnet der Grazer Bevölkerung hohe Preise, während mit dem physischen Gashandel Rekordgewinne gemacht wurden.

2.) Die E-Control muss endlich mit Prüfkompetenz hinsichtlich der Fernwärmepreisbildung ausgestattet werden.

3.) Zur Senkung der Fernwärmepreise wird ein mittelfristiger Vertrag mit dem Verbund für die Fernwärmelieferung aus Mellach nötig sein.

„Die hohen Fernwärmepreise sind für viele Menschen nach wie vor eine große finanzielle Herausforderung. Die Energie Steiermark trägt entscheidend zu dieser Situation bei: Sie verfeuert ihren sehr teuer eingekauften Gasvorrat in der Puchstraße. Auf der anderen Seite hat die Energie Steiermark ihren Gewinn mit dem Handel von physischem Gas 2022 verzehnfacht. Teures Gas der Grazer Bevölkerung umhängen und mit billigerem Gas hohe Konzerngewinne einfahren: Dieses Vorgehen finde ich skandalös!“, so KPÖ-LAbg. Werner Murgg.
 

1.) Gashandel-Rekordgewinne für die Energie Steiermark, aber teure Fernwärme für Graz?

In Graz werden derzeit rund 1.200 GWh Fernwärme pro Jahr verbraucht. Diese Menge wird in den nächsten Jahren durch den weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes steigen. Aus erneuerbaren Energiequellen bzw. aus KWK-Anlagen werden derzeit rund 600 GWh pro Jahr erzeugt. Das heißt: Rund die Hälfte der erforderlichen Wärmemenge wird mit erdgasbefeuerten Kesseln in der Puchstraße erzeugt. Das ist einerseits schlecht für die Umwelt und andererseits schlecht für die Konsumentinnen und Konsumenten, die in Zeiten hoher Gaspreise entsprechend hohe Tarife bezahlen müssen.

Im Konzernabschluss 2022 wird das von der Energie Steiermark 2022 auf Vorrat eingekaufte Gas mit 165 Millionen Euro bewerten. Legt man einen Einkaufspreis von 135 Euro pro MWh zugrunde, entspräche das einer Gasmenge von 1.200 GWh, das sind 1.100 GWh Fernwärme; somit fast der gesamte Jahresverbrauch von Graz. Wie Landeshauptmann Christopher Drexler in der Landtagssitzung im September gesagt hat, wurde diese teuer eingekaufte Gasmenge einerseits für die Fernwärmeerzeugung in der vergangenen Heizperiode verwendet und ist auch für die Erzeugung in der bevorstehenden Saison vorgesehen. Das teuer eingekaufte Gas wird also den Grazer Endverbraucherinnen und -verbrauchern in Rechnung gestellt.

Gleichzeitig weist die Estag 2022 aus dem Handel mit physischem Gas einen Gewinn von 31.468.000 Euro aus; das ist fast 10 mal so viel wie noch 2021! Warum wurden mit diesem Gas Konzerngewinne eingefahren, anstatt es für die Wärmeversorgung der Grazer Bevölkerung zu verwenden?
 

2.) Die E-Control braucht mehr Prüfkompetenz!

Der Grazer Fernwärmepreis wird einer jährlichen Prüfung unterzogen. Das bedeutet: Die höchstzulässigen (!) Verkaufspreise werden im Rahmen eines Preisverfahrens bescheidmäßig genehmigt und deren Angemessenheit jährlich von der Behörde überprüft. Im Entwurf des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes war ursprünglich vorgesehen, die E-Control auch mit der Prüfung der Fernwärmetarife zu betrauen. Das wurde allerdings vonseiten der SPÖ hinausreklamiert. Die KPÖ fordert die Landesregierung auf, die E-Control mit einem Gutachten zur Prüfung der Preisbildung der Fernwärmepreise der Energie Steiermark zu beauftragen.
 

3.) Für einen mittelfristigen Mellach-Vertrag mit dem Verbund!

Die KPÖ tritt dafür ein, einen mittelfristigen Vertrag mit dem Verbund für die Fernwärmelieferung aus Mellach abzuschließen. Dies hätte sowohl in ökologischer, als auch in finanzieller Hinsicht entscheidende Vorteile für die Grazer Bevölkerung.

Würden die ~600 GWh Fernwärme, die aktuell in der Puchstraße erzeugt werden, durch Mellach-Neu erzeugt, würde das eine CO2-Ersparnis von rund 0,17 kg pro Kilowattstunde bedeuten. Hochgerechnet auf die jährliche Gesamtproduktion in der Puchstraße, wären so rund 102.000 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr möglich. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von 45.000 PKW bei einer Fahrleistung von 15.000 km pro Jahr. Würde die Puchstraße durch Mellach-Alt ersetzt, wäre die Einsparung geringfügig geringer, jedoch immer noch substanziell.

Veröffentlicht: 16. Oktober 2023