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Die Spuren der KPÖ (Nationalfeiertag 2004)

Franz Stephan Parteder
26. Oktober 2004
Gedanken zum Nationalfeiertag 2004

Was wird in den österreichischen Geschichtsbüchern einmal über die KPÖ zu lesen sein? Wird unsere Arbeit als Fußnote vermerkt werden, werden wir als eine Partei gesehen werden, die halt zwischen 1918 und den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts auch eine kleine Rolle im politischen Leben gespielt hat? Oder wird man darin mehr und Grundsätzliches über unsere Arbeit finden?

Das hängt selbstverständlich vom Allerwichtigsten ab; nämlich von der Frage, unter welchen gesellschaftlichen Verhältnissen diese Historiker an ihre Arbeit gehen werden, unter kapitalistischen oder vielleicht doch in jener neuen, sozialistischen Gesellschaftsordnung, die wir gemeinsam anstreben.
Nehmen wir den wahrscheinlicheren Fall an. Woran kommt ein gewissenhafter Historiker auch in der jetzigen Bürgerwelt nicht herum, wenn er sich mit der Geschichte unseres Landes im zwanzigsten Jahrhundert beschäftigt, was muss er von der KPÖ erwähnen?
Es sind dies zwei Tatsachen: Die erste ist unser Anteil am Kampf gegen den Faschismus und (eng verbunden damit) der vom Kommunisten Alfred Klahr geführte Nachweis, dass die Österreicher eine eigene Nation sind. In Trofaiach gibt es seit Kurzem einen Silvester Heider Platz. Das Andenken an die obersteirischen Partisanen, die im Rahmen der Österreichischen Freiheitsfront gegen Hitler gekämpft haben, findet schön langsam seinen Platz und wird anerkannt.

Die zweite Tatsache, die man nicht übergehen kann, das ist das Eintreten der KPÖ für die Neutralität unseres Landes: Vor dem Staatsvertrag, als andere noch in die NATO wollten – und in den bald 50 Jahren seit dem Staatsvertrag. Das Verfassungsgesetz über die Immerwährende Neutralität unseres Landes ist auch mit den Stimmen der KPÖ-Nationalratsabgeordneten Koplenig, Scharf und Fischer beschlossen worden, gegen die Stimmen der Vorläuferorganisation der FP.

Und auch jetzt – im Jahr 2004 - sind wir in der Steiermark jene Partei, die am aktivsten und am klarsten ausspricht, dass die Neutralität ein Zukunftskonzept ist, dass sie mit der im Verfassungsvertrag der EU festgeschriebenen Aufrüstung nicht vereinbar ist. Deshalb führen wir in der Steiermark seit 1977 unseren Neutralitätsfeiertag durch, weil wir hier auch gute Argumente für unseren täglichen Kampf bekommen und gemeinsam sehen können, dass wir gar nicht so wenige sind.

In den Geschichtsbüchern, die sich mit der Entwicklung der einzelnen Regionen befassen, werden auch die Aktivitäten der KPÖ in den Betrieben und in den Gemeinden vorkommen. Wenn es aber in unserem Land nicht zu einer grundsätzlichen Umwälzung der Gesellschaftsordnung in Richtung Sozialismus kommt, dann wird das Wichtigste über uns nicht in den gescheiten Büchern stehen: Wir begreifen die Kommunistische Partei als den Versuch einer Verbindung von Marxismus und Arbeiterbewegung, als Instrument dafür, um die wirkliche Bewegung der arbeitenden Menschen bis zu jenem Punkt voranzutreiben, an dem die Ablösung jener Gesellschaftsordnung an der Tagesordnung steht, die immer wieder Krisen und Kriege hervorbringt.
Es wäre aber sehr schön, wenn in den Geschichtsbüchern zu lesen stünde, dass wir dazu beigetragen haben, eine andere, eine sozialistische Welt zu schaffen. Das wäre ein mehr als positiver Nebeneffekt unserer Arbeit, die – wie ich hoffe – noch lange nicht zu Ende ist.

27. Oktober 2004