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Willi Gaisch ist tot

Trauer um Ehrenvorsitzenden der steirischen KPÖ

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Willi Gaisch ist tot
(3.7. 1922 - 11. 12. 2009)


Der Ehrenvorsitzende unserer Partei in der Steiermark, Willi Gaisch, ist tot. Er starb am Freitag, 11.12. 2009 an den Folgen eines Schlaganfalles, den er am Donnerstag während eines Zeitzeugengesprächs im Hörsaal A der Uni Graz erlitten hatte. Dort sollte er über seine Erfahrungen im antifaschistischen Widerstand 1938 bis 1945 berichten.
Genosse Gaisch stand im Alter von 87 Jahren.

Geboren wurde Willi am 3. Juli 1922. Er stammte aus einer Arbeiterfamilie und hat das Tischlerhandwerk gelernt. Bereits 1936 trat er dem Kommunistischen Jugendverband bei und im Jahr 1938 - im Jahr der Annexion Österreichs - der KPÖ. Zweimalige Verhaftung und Verfolgung durch die GESTAPO hielten Willi nicht ab, am antifaschistischen Widerstand teilzunehmen und für ein selbständiges, freies und demokratisches Österreich einzutreten.

Nach 1945 arbeitete er als Redakteur der Tageszeitung „Wahrheit“, als Bezirkssekretär in Graz, als steirischer Landessekretär und von 1979 bis 1991 als Landesobmann der KPÖ-Steiermark. Zwischen 1961 und 1991 war er Mitglied des Zentralkomitees. Dem Politbüro gehörte er in den Jahren 1987 bis 1990 an.

Zweimal war er in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts Spitzenkandidat bei Landtagswahlen. Beim Durchlesen seiner mannigfaltigen Beiträge in diesen Jahren wird man zwei Konstanten finden, die auch heute von großer Bedeutung sind. Das eine ist die Hinwendung zur Arbeitswelt und der Versuch, konkrete Vorschläge zur Sicherung von Arbeitsplätzen und zum Ausbau einer Industrie zu machen, die sich im öffentlichen Eigentum befinden sollte. Dafür stehen die Arbeitsplatzbeschaffungsprogramme der steirischen KPÖ.

Das Zweite ist der Versuch, unsere grundlegende Erkenntnisse über die Ursachen der gesellschaftlichen Entwicklung auf die wechselnden konkreten Bedingungen in Österreich anzuwenden. Der Marxismus ist nämlich kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln.

In seinen theoretischen Versuchen ging es ihm immer darum, daran mitzuarbeiten, dass die steirische KPÖ als selbständige, revolutionäre, bündnisfähige und marxistische Partei die Lehren aus der gesellschaftlichen Entwicklung zieht und einen Widerpart zur entfesselten Macht des Kapitalismus darstellen kann.
Die Erfolge bei der Landtagswahl 2005 und bei der Grazer Gemeinderatswahl waren eine Bestätigung dieser Haltung.
Großen Anteil hatte er an der Schaffung des Landesprogramms der steirischen KPÖ. Bis in seine letzten Lebenstage interessierte er sich für die Weiterentwicklung des Marxismus und wollte dazu seinen Beitrag leisten.

Willi Gaisch war in seinem langen politischen Leben aber kein Mann der Theorie, sondern scheute sich vor keiner praktischen Arbeit: Sei es am Infostand oder bei der Herstellung von Orts- und Betriebszeitungen. Die Freundinnen und Freunde bei Kinderland haben ihn als Förderer der Organisation und als Ermöglicher des Feriendorfes in Erinnerung. Auch im Zentralverband der Pensionisten und im KZ-Verband war der Verstorbene aktiv.

Die steirische KPÖ wird nie vergessen, was er als Finanzverantwortlicher mit Umsicht und Geschick in der schwierigsten Zeit für die Partei geleistet hat. Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.

Heute trauern wir um ihn. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Hilde, seinen Kindern und Enkelkindern und allen Verwandten.

Landesvorstand der steirischen KPÖ

KPÖ-Bezirksleitung Graz


Verabschiedung: Montag, 21. 12. 2009, um 10.45, Feuerhalle Graz



15. Dezember 2009