Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.

Ausstieg aus Automatenspiel würde Steiermark Millionen sparen

Klimt-Weithaler: „Glücksspielkonzerne machen Rekordumsätze, öffentliche Hand muss Kosten tragen“

Der steirische Gesundheitslandesrat Drexler (ÖVP) gab gestern bekannt, dass die Steiermark ein Rehabilitationszentrum für Spielsüchtige einrichten könnte. Das Beratungsangebot wird ausgebaut. Die KPÖ, die für ein Verbot des „kleinen Glücksspiels“ eintritt, begrüßt, dass das Land sich seiner Verantwortung bewusst wird, sieht sich aber auch in ihrer Haltung bestätigt, dass das Automatenspiel viel größeren Schaden anrichtet, als die Regierungsparteien zugeben.

KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: „Das Land Steiermark wird mit dem neuen Glücksspielgesetz selbst zum größten Förderer der Glücksspielindustrie. Es wirkt einfach unehrlich, wenn dieselben Politiker, die gerade erst die Erhöhung der Einsätze von 50 Cent auf 10 Euro durchgeboxt haben, jetzt als Kämpfer gegen die Spielsucht auftreten.“

Die Spielsucht stellt nach wie vor eines der größten Probleme in unserem Bundesland dar. Die Schätzungen, wie viele Menschen selbst betroffen sind, gehen weit auseinander. Konkreter lassen sich die indirekt Betroffenen Angehörigen von Spielsüchtigen beziffern: Es sind alleine in der Steiermark 60.-80.000, wie ein offizieller Bericht des Landes zum Thema Spielsucht festhält.

Fast alle Spielsüchtigen sind hoch verschuldet und können sich selbst keine Therapie leisten. Pathologische Spieler werfen ihr gesamtes Einkommen in Spielautomaten, wodurch die Zukunft von Familienmitgliedern und nicht selten auch von Betrieben aufs Spiel gesetzt wird. Kinder von pathologischen Spielern wachsen oft in äußerster Armut auf. Alle bekannten Studien zum Thema Spielsucht zeigen, dass das Automatenglücksspiel die mit Abstand gefährlichste Form des Glücksspiels ist. Trotzdem förderte das Land Steiermark die Glückspielindustrie in den vergangenen Jahrzehnten durch niedrige Abgaben, liberale Regelungen und lasche Kontrollen.

Anfang Oktober 2014 hat das Land Steiermark die Lizenzen für 1012 Glücksspielautomaten ausgeschrieben. SPÖ, ÖVP und FPÖ haben im Juli 2014 die Weichen für diese Geräte gestellt, die gegenüber den derzeit genehmigten Automaten den zwanzigfachen Einsatz zulassen. Die KPÖ warnt vor den Folgen dieser Form des Glücksspiels. Die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgekosten dieser Geräte sind weit höher als jene 18 Mio. Euro, die das Land ab 2015 aus Abgaben erzielen wird. Ein Ausstieg würde dem Land letztendlich Millionen an Folgekosten ersparen.

Klimt-Weithaler: „Es ist zu begrüßen, dass das Hilfs- und Beratungsangebot endlich ausgebaut wird. Allerdings zeigt sich hier wieder ein altbekanntes Muster: Einige Konzerne machen auf Kosten von Spielsüchtigen Milliardenumsätze, die Folgekosten muss die öffentliche Hand tragen. Die Steiermark hätte die Chance gehabt, aus dem ruinösen Glücksspiel weitgehend auszusteigen. Die Folgekosten der Spielsucht sind viel höher als die Erträge, die das Land erzielen kann.“

Veröffentlicht: 28. Oktober 2014

Archivierte Artikel: Die enthaltenen Informationen sind möglicherweise veraltet.