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Spitalsbetten: Warum der Abbau sofort gestoppt werden muss

Bedrohliche Unterversorgung auch bei lebenswichtigen Eingriffen

In einem Interview mit der Tageszeitung Die Presse sagt die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) am 14. April, man müsse weiter über den Abbau von Spitalsbetten „diskutieren“. Claudia Klimt-Weithaler, Klubobfrau der KPÖ im steirischen Landtag, kritisiert dieses blinde Festhalten an gesundheitspolitischen Konzepten aus der Vergangenheit.

Die Corona-Krise ist längst nicht überstanden. Dass es derzeit noch Spielraum gibt und es zu keiner Überlastung der Intensivbetten gekommen ist, ist erfreulich. Diese Entwicklung hat aber eine Schattenseite: Um Kapazitäten freizuhalten und um Personal zu schützen, wurde in den letzten Wochen beinahe die gesamte medizinische Versorgung auf ein Minimum reduziert. Selbst viele lebenswichtige Behandlungen werden langfristig verschoben. Doch auch vor Corona war es in der Steiermark nicht ungewöhnlich, dass es für lebensrettende Eingriffe extrem lange Wartezeiten gibt.

Der Landesrechnungshof kritisierte 2018, dass 75 Prozent der Patientinnen und Patienten an der Universitätsklinik für Strahlentherapie zum Teil eklatante Wartezeiten ab dem von der Klinik definierten letztmöglichen (!) Behandlungsbeginn hinnehmen mussten. Bei den akut Erkrankten mussten sogar 95 % auf den tatsächlichen Behandlungsbeginn warten: Nach einem Soll-Zeitraum von drei Tagen betrug hier die Wartezeit bis zu 48 Tage.

Statt etwas an dieser Situation zu ändern, wird von den Verantwortlichen immer nur wiederholt, wie wichtig es sei, weitere Betten abzubauen. Um der Öffentlichkeit eine Beurteilung schwerer zu machen, wird außerdem seit Jahren die Einführung einer transparenten Warteliste, wie in anderen Bundesländern bereits üblich, verzögert. Die technischen Voraussetzungen sind bei der Krankenanstaltengesellschaft KAGes schon lange vorhanden.

KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler: „Statt über Bettenabbau zu diskutieren, sollten wir besser die Wartezeiten reduzieren und das System krisensicherer machen. Das wird mit weniger Betten nicht gelingen, ganz im Gegenteil. Es ist gut, dass die Intensivstationen bis jetzt nicht voll sind. Landesrätin Bogner-Strauß muss aber auch ehrlich sein und sich anschauen, was derzeit alles nicht funktioniert. Unser Gesundheitssystem kann nicht auf Dauer im Notbetrieb bleiben, die langfristigen Folgen wären verheerend. Der Landesrechnungshof hat sehr deutlich aufgezeigt, dass wir in Wirklichkeit eine alarmierende Unterversorgung haben.“

 

14. April 2020