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Rundum sorglos – warum nicht?

Für ein sicher funktionierendes, solidarisches Gesundheitssystem. Ein Kommentar von Elke Heinrichs

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Elke Heinrichs

Abgesehen davon, dass gesellschaftlich die hundertprozentige Sorglosigkeit niemals erwirkt werden kann, hier meine Meinung zum Begriff des „Rundum-sorglos-Pakets“.

Während der langen Wochen, bevor am 14. November das Konzept der steirischen Gesundheitsreform durch ÖVP und SPÖ präsentiert wurde, wurde immer wieder betont, dass das „Rundum-sorglos-Paket“ ausgedient habe und dass es das als lächerlich zu betrachtende „Versicherung“ künftig hin nicht mehr geben wüde.

Wie fühle ich mich heute als Mutter von damals, als das kleine Kind zur mitternächtlichen Stunde mit Wehklagen wegen starker Ohrenschmerzen erwacht und für mich die Entscheidung zu treffen war, im naheliegenden Krankenhaus die diensthabenden Spezialisten aufzusuchen, um – rundum Hilfe zu erlangen.

Man konnte hier soweit sorglos sein.

Wir sollten dieses gerüttelt Maß an Sicherheit bei Sorglosigkeit auch denen nach uns so selbstverständlich vergönnen, wie wir selber es in Anspruch genommen haben. Mit Hilfe eines recht sicher funktionierenden solidarischen Gesundheitssystems!

Die Krankenversicherung in Form privater Vorsorge, eine Zukunftsmelodie, die schon von allen Dächern gezwitschert wird, stellt nicht das geringste Problem für Gut-und Großverdiener dar. In zwei Etappen soll letztlich die Reform, von der die KPÖ befürchtet, dass sie am Ende als eine riesengroße Einsparungsmaßnahme da stehen wird, als eine Reduktion von 15 Spitälern (bei 23 Standorten) auf 9 Spitäler steiermarkweit erfolgt sein. In Graz bleiben drei Spitäler: Universitätsklinikum (LKH Graz), LKH-Graz-Süd-West und die Ordenshäuser/GGZ.

Die, die Reform unterstützenden Experten sprechen von der größten Ärzte- und Spitalsdichte Europas. Gleichzeitig verweist der Gesundheitslandesrat auf den bedrohlichen Ärztemangel. Und längst in der Zweiklassenmedizin angekommen, wissen die Passagiere der zweiten Klasse ein Lied von langen Wartezeiten in Ambulanzen und niedergelassenen Facharztpraxen sowie auf Operationen (Grauer Star - halbes Jahr) zu singen!

Damit wir uns – was Zusammenlegungen und Spitalsschließungen betrifft – richtig verstehen: Die komplette Aufrechterhaltung der Spitäler in ihren bisherigen Strukturen ist mit Sicherheit weder sinnvoll noch möglich. Wir von der KPÖ meinen dennoch und treten dafür ein, dass die Standorte auch als Arbeitsplatzgaranten und zur Versorgungssicherheit erhalten bleiben müssen.

Wenn z.B. in Graz LKH-West und LKH-Süd verschmelzen, dann stellt sich ganz selbstverständlich die Frage, wie viel Personal dabei zur Einsprung kommen wird!? Was bedeutet das für die besagte zweite Klasse? Wird ein Herunterfahren an medizinischem Angebot im Krankheits- bzw. Katastrophenfall effizienter helfen können?

Laut Plan werden drei Ärztesysteme für uns bereit sein:

  • Der rundum (die Uhr) Telefondienst plus „Gemeindeschwestern“,
  • die Primärversorgungszentren,
  • die Facharztzentren (sollen sich aus den heutigen Krankenhäusern entwickeln).

Nur ein Gedanke zum Telefondienst, denn wir erinnern uns: Wollte man in der Vergangenheit eine ärztliche Auskunft am Telefon einholen, so hatte man durchaus die Antwort zu akzeptieren: „Da müssten sie aber bitte schon persönlich vorbei kommen.“ - Werden die ÄrztInnen da in Zukunft umdenken (müssen)?

Nur zwei Gedanken zum hoffnungsvollen Gebilde der PHCs: Werden sie das Konstrukt privater Investoren, profitorientierter Unternehmen sein? Wer diktiert darin den Umfang, die Art und Weise von medizinische Leistungen?
 

Zum Ärztemangel

Weg mit den Aufnahmetests für MedzinstudentInnen! Her mit genügend Ausbildungsplätzen!

Für das fehlende Fach(ärztInnen)personal vor allem im Bereich Kinder-und Jugendpsychiatrie (mehrfach erfolgter Alarm seitens der Volksanwaltschaft!), sowie der multimodalen Schmerztherapie an entsprechenden Tageskliniken muss es heißen: Investition anstelle von Stillstand und Einsparung! Seitens der KPÖ in Stadt und Land sind die Initiativen in Form von Petitionen und Anträgen erfolgt.

Was PatientInnen wirklich wollen und brauchen, sind zunächst gestärkte HausärztInnen, die genügend Zeit für das wichtige Patientengespräch haben müssen, wodurch nachweislich horrende Kosten eingespart werden könnten. Wir benötigen genügend HausärztInnen unseres Vertrauens, die nicht in überbordender Bürokratie ersticken.
Was wir nicht brauchen, das sind ständig wechselnden Teams (Informationsverlust!) in diversen Einrichtungen.

Wir benötigen Versorgungssicherheit, damit wir in dieser harten Arbeitswelt, in der immer mehr Menschen physisch und psychisch dekompensieren, der Zukunft wenigstens in gesundheitlicher Hinsicht halbwegs sorglos entgegen sehen können. – Was sonst?

Elke Heinrichs

Veröffentlicht: 1. Dezember 2016

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