»Rassentrennung auch im Fußball überwunden«
Interview mit Denis Goldberg anläßlich seines Besuchs beim KPÖ Bildungsverein

Kommunist, ANC, ZA
Denis Goldberg, Mitglied der Kommunistischen Partei Südafrikas, wurde Mitte der sechziger Jahre gemeinsam mit Nelson Mandela zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung im Jahr 1985 arbeitete er im Londoner Exil weiterhin für den ANC, und übernahm dessen Vertretung bei der UNO.
Anläßlich seines Besuchs in Graz gab er der » jungen Welt das folgende Interview:
Südafrika erholt sich nur langsam von den Folgen der Apartheid und sollte jetzt Sanktionen über Israel verhängen. Ein Gespräch mit Denis Goldberg
Interview: Samuel StuhlpfarrerDenis Goldberg wurde als Sohn litauischer Juden 1933 in Kapstadt geboren. 1961 schloß er sich dem bewaffneten Arm des ANC im Kampf gegen die Apartheid an. Zwei Jahre darauf wurde er gemeinsam mit Nelson Mandela verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung 1985 vertrat er den ANC in London und vor der UNO. Goldberg ist Mitglied der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP).
Sie sind Kommunist, Jude und Südafrikaner. Bis vor wenigen Jahren spielten ausschließlich Weiße in der Nationalmannschaft Ihres Landes – fühlen Sie sich heute, während der Fußballweltmeisterschaft, eher mit dem Team verbunden?
Die Rassentrennung ist formal aufgehoben – der Kapitalismus herrscht aber nach wie vor in Ihrem Lande. Liegt darin das eigentliche Problem?
Der frühere Präsident Thabo Mbeki wurde vergangenes Jahr von Jacob Zuma abgelöst. Ist das ein Indiz dafür, daß es zwischen Führung und Basis des ANC Probleme gibt?
Sie selbst kommen aus einer jüdischen Familie und waren nach Ihrer Freilassung 1985 für kurze Zeit in Israel. Wie beurteilen Sie die Situation im Nahen Osten?
Aus dem Überfall Israels auf die Free-Gaza-Flotte am 30.Mai spricht vor allem Arroganz. Am Kap von Afrika werden die Piraten gejagt und ich denke, wir müssen auch gegen die israelischen Piraten im Mittelmeer kämpfen.
Die internationale Staatengemeinschaft hat hingegen eher Verständnis für Israels »legitimes Sicherheitsbedürfnis«.
Und wie könnte der zustande kommen?
In Südafrika war das Apartheidregime aufgrund der weltweiten Sanktionen de facto pleite – es mußte aufgeben. In der heutigen Konstellation sind vor allem Schwellenländer wie Brasilien, Indien oder auch Südafrika gefragt. Sie sollten mit Sanktionen vorangehen.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der linken, marxistisch orientierten, überregionalen Tageszeitung "junge Welt".
Referenzlink: http://www.jungewelt.de/2010/06-15/051.php