Power to the People

John Lennon (1940–1980)

40 Jahre nach seiner Ermordung am 8. Dezember 1980 ist John Lennon zu einem Mythos geworden.

Wenn man von Kampfliedern der fortschrittlichen Bewegung redet, denkt man meistens an Ernst Busch, an die Lieder von Brecht/Eisler oder an Lieder aus Lateinamerika. Dass der Ex-Beatle John Lennon zu Beginn der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts zu den Autoren politischer Lieder gehörte, ist den meisten nicht bewusst.

40 Jahre nach seiner Ermordung am 8. Dezember 1980 ist John Lennon zu einem Mythos geworden. Dabei war er ein Autor und Musiker, der in seiner künstlerischen Biographie sehr unterschiedliche Stadien durchlief.

Wer will, findet in ihm den Autor surrealistischer Kurzprosa, den talentierten Karikaturenzeichner, den male-chauvinistischen Rock´n´Roller, den selbstbewussten Beatle („Wir sind berühmter als Jesus“) oder am Schluss den sentimentalen Familienvater, der sich auf sein Privatleben zurückzieht und den Entwicklungen der Gesellschaft nur mehr zuschaut (Watching the wheels go round).

Eines war er aber auf keinen Fall: Ein Säulenheiliger der Konsumgesellschaft, dessen Lieder sich als Hintergrundmusik in Supermärkten eignen würden. Schon sein erfolgreichstes Lied nach der Trennung von den Beatles – „Imagine“ – spricht von einer Welt ohne Kriege, ohne Eigentum und ohne Religion. Aber das war nur der Beginn.
 

Lennon und das FBI

Als John Lennon gegen den Vietnamkrieg protestierte (Give Peace a Chance), war das für die US-Regierung Nixon und das FBI (Federal Bureau of Investigation) ein Alarmsignal. Deshalb ließen sie ihn überwachen. Eine Aufenthaltsgenehmigung für die USA wurde ihm jahrelang verweigert.

John Lennon (und Yoko Ono) hatten die Orte des Show Business verlassen und unterstützten mit ihrer Musik ganz konkrete Bewegungen. In dieser Zeit entstand jenes Kampflied, das diesem Artikel den Titel gibt: „Power to the People“.

Nachdem er in seinem Lied „Working Class Hero“ beschrieben hatte, wie die Mehrheit der Bevölkerung von Geburt an in ihren Möglichkeiten beschnitten wird, rief er jetzt zum Aufstand auf, forderte einen gerechten Lohn für die Leute, die jetzt für nichts arbeiten müssen usw.

Im Jahr 1972 erschien das Doppelalbum „Some time in New York City“, das politisch eindeutig links, musikalisch aber nicht sein bestes war. Darin solidarisierte er sich mit der US-amerikanischen Kommunistin Angela Davis, die damals von der Todesstrafe bedroht war, er unterstützte den Befreiungskampf in Nordirland. Sein Lied „Woman ist the Nigger of the world“ setzte sich vor 50 Jahren für die Frauenbefreiung ein.

All das trug ihm den Hass von Leuten wie dem FBI-Chef J. Edgar Hoover ein.
 

Rückzug

Aber: Als die Zeiten härter wurden und der Kampf keinen schnellen Erfolg brachte, resignierten viele Menschen. Einige zerbrachen daran.

John Lennon war aber ein vielfacher Millionär, er lebte in einer Luxuswohnung in New York und konnte sich den Rückzug ins Private leisten. Und er bekam danach die langersehnte Aufenthaltsbewilligung. Dass er dabei seine Kreativität nicht verlor, beweist seine letzte LP „Double Fantasy“.

Und auch heute noch begleiten Lieder wie „Working Class Hero“, „Imagine“, aber auch „Power to the People“ unseren Weg. Das ist wenigen Musikern so gelungen wie John Lennon.

Franz Stephan Parteder

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Artikel aus der steirischen KPÖ-Tageszeitung "Die Wahrheit" vom 14.12.1980

Beitrag aus "Das Blättchen"

8. Dezember 2020