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Endlich: Positive Signale zur Plabutschtunnel-Entlüftung

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„Es sollte selbstverständlich sein, dass die Gesundheit der Grazerinnen und Grazer Vorrang vor den finanziellen Einsparungswünschen der ASFINAG hat“, betont der KPÖ-Verkehrssprecher. Die KPÖ wird in der Frage jedenfalls nicht lockerlassen.

„Es ist erfreulich, dass jetzt scheinbar doch Bewegung in die Sache kommt“, sagt KPÖ-Klubobmann Manfred Eber, der im Vorjahr im Grazer Gemeinderat eine entsprechende Petition an das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie eingebracht hat. Die KPÖ hatte zuletzt sowohl auf Stadt- als auch auf Landesebene gefordert, dass die Entlüftung des Plabutschtunnels – wie ursprünglich versprochen und in der Vergangenheit auch durchaus praktiziert – wieder eingeschaltet wird - wenigstens an Tagen mit besonders hoher Feinstaubbelastung.

In einer Beantwortung einer Anfrage zum Thema Plabutschtunnel-Entlüftung hat das Land Steiermark nun offiziell bestätigt, dass es gut für die Grazer Luft wäre, die Ventilatoren im Plabutschtunnel einzuschalten, um die hohe Schadstoffkonzentration im Grazer Raum, insbesondere im Südwesten der Stadt, zu verringern. Erstmals wird die „Optimierung der Entlüftung des Plabutschtunnels“ als Maßnahme (M9) in das Luftreinhalteprogramm aufgenommen.

Die ASFINAG hatte sich allerdings stets gegen die Wieder-Inbetriebnahme der Lüftung gewehrt mit Argumenten von „zu teuer“ bis hin zu „nicht praktikabel“ oder „ohnehin nutzlos“.[1]

50.000 Euro monatlich würden die Stromkosten derzeit ausmachen, „ein Betrag, der durchaus verkraftbar wäre“, sagt KPÖ-Klubobmann Manfred Eber. „Denn die ASFINAG hat lt. Jahresabschluss 2017 einen Jahresüberschuss (nach Steuern) von 720 Mio. Euro erzielt.“

Derzeit strömen die Abgase des gesamten Tunnelverkehrs (bis zu 50.000 Kfz pro Tag, zur Hauptreisezeit noch deutlich mehr!) vollständig und direkt bei den beiden Portalen ungefiltert aus und belasten die Menschen in der Umgebung massiv mit NO2 (Stickoxid), CO (Kohlenmonoxid) und Feinstaub. Bei der Messstelle Graz Don Bosco im Süden von Graz wurden 2017 an 54 Tagen Grenzwertüberschreitungen gemessen und zugleich der vierthöchste Überschreitungswert österreichweit!

Trotz der Freude über das offensichtliche Umdenken der verantwortlichen Stellen macht Eber jedoch eines stutzig: Unter Einbindung des Betreibers und der TU sollen technische Möglichkeiten „unter Berücksichtigung der Kosten für den Tunnelbetrieb und des zu erzielenden Effektes“ ausgearbeitet werden. „Da stellt sich für mich schon die Frage: Wägt man hier Gesundheit gegen Kosten ab und wenn es teurer wird, dann ist die Gesundheit der Bevölkerung zu vernachlässigen?“, fragt Eber kritisch.

„Es sollte selbstverständlich sein, dass die Gesundheit der Grazerinnen und Grazer Vorrang vor den finanziellen Einsparungswünschen der ASFINAG hat“, betont der KPÖ-Verkehrssprecher. Die KPÖ wird in der Frage jedenfalls nicht lockerlassen.

 

[1] Die Tunnelvariante durch den Plabutsch (Eröffnung: 1987) war seinerzeit gewählt worden, weil mit den geplanten - und umgesetzten - Lüftungsanlagen sichergestellt werden sollte, dass die Abluft nicht in das Grazer Stadtgebiet ziehen kann. Um die Abluft über die in etwa 450 m Seehöhe liegende erste die Inversionsschicht zu führen, ist beim Südschacht ein etwa 210 Meter langer, in den Hang gebetteter, 35 Grad geneigter Abluftkanal gebaut worden. Ziel war, die Schadstoffe aus dem Tunnel in höhere Luftschichten zu blasen, wo sie soweit verdünnt werden, dass „weder in der näheren noch weiteren Umgebung der Ablufttürme schädliche Abgaskonzentrationen zu erwarten sind… Damit ist eine Verminderung der Schadstoffemissionen für das Grazer Becken gegeben“ (Quelle: Der Plabutschtunnel – Entlastung einer Stadt. Hg: Amt der Stmk. Landesregierung. Landesbaudirektion, Juni 1987).

Die Lüftung der 1987 eröffneten Oströhre wurde bis zur Fertigstellung der Weströhre wie geplant als Vollquerlüftung über die Lüftungsanlagen betrieben. Auch bei der Errichtung der zweiten, 2003 fertiggestellten, Weströhre, wurden wiederum aufwändige Lüftungsanlagen eingebaut, um denselben Kriterien zu genügen wie bei der Oströhre.

Doch 2004 befand die ASFINAG, dass es nun möglich sei, die Vollquer-Lüftung der Tunnelröhren abzuschalten, da wegen der Fahrzeugbewegung in jeweils nur mehr eine Richtung die Tunnelröhren ausreichend entlüftet werden, um die Grenzwerte im Tunnel selbst einzuhalten (Selbstentlüftungs- oder Kolbeneffekt). Für die ASFINAG ergibt bedeutet das Nicht-Betreiben der Lüftung eine Kostenersparnis.

 

 

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20. November 2019