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Pöllau: Befreiung, Denkmal, Kameradschaftsbund

Streit um Initiative des Künstlers Josef Schützenhöfer

Denkmal sorgt für Turbulenzen

Das für Pöllau geplante künstlerische Weltkrieg-Gedenkprojekt sorgt für Turbulenzen. Kulturausschuss spielt Kameradschaftsbund den Ball zu.

Seit Jahren steht die Idee im Raum: Der Pöllauer Künstler Josef Schützenhöfer will im Schlosshof eine Kunst-Installation zur Erinnerung an die alliierten Befreier im Zweiten Weltkrieg errichten. Die aus Alublech gefertigte und im Siebdruckverfahren gestaltete Skulptur erinnert an das Triebwerk eines der US-Kampfflugzeuge, die über dem Pöllauer Tal abgestürzt sind.

Aufgestellt werden soll die Skulptur beim Eingang in den Schlosshof. Doch das Problem dabei: Die mündliche Zusage von Ex-Bürgermeister Heribert Hirschegger fiel bei einem Vier-Augen-Gespräch, der Gemeinderat blieb uninformiert. Für diesen ist die Zusage also nicht bindend.

Schützenhöfer lässt aber nicht locker. Zusammen mit dem Pöllauer Literaturwissenschaftler Klaus Zeyringer hat er vor Monaten bei der Gemeinde das Konzept für ein internationales Kunst-Gedächtnis-Projekt eingereicht. Künstler aus den ehemaligen alliierten Staaten sollen die nächsten Jahre über nach Pöllau eingeladen werden, um sich mit Themen wie Totalitarismus, Unterdrückung, aber auch Freiheit und Toleranz zu beschäftigen. Die Ergebnisse sollen am Ende jedes mindestens einmonatigen Aufenthaltes präsentiert werden. Die Gemeinde sollte sich bis Ende Oktober zum Projekt deklarieren. Ihre Rolle: die Kostenübernahme für den Aufenthalt der Künstler und die Installierung und Instandhaltung des Kunstwerkes – laut Zeyringer rund 8000 Euro im Jahr. Das Gesamtbudget beläuft sich laut erster Schätzung auf gut 30.000 Euro. Als Hauptsponsor will man die Steirische Kulturinitiative gewinnen. Erste Gespräche mit den Verantwortlichen sind laut Schützenhöfer gut verlaufen.

„Rundumschlag“
Nicht so in Pöllau. Zeyringer stellte das Projekt dem Kulturausschuss vor, wo man ihm aber skeptisch begegnete. Ausschussobmann Klaus Ebner: „Wer Schützenhöfer kennt, weiß, dass er es in seinem Kunstschaffen gerne auf Provokation anlegt. Grundsätzlich soll Kunst ja aufrütteln, aber er holt oft zum pauschalen Rundumschlag aus.“ Statt dem Dialog ehemaliger Gegner zu dienen, könne sich das Vorhaben leicht ins Gegenteil verkehren. Also empfahl man Zeyringer, das Gespräch mit dem Kameradschaftsbund zu suchen. „Ohne Miteinander geht gar nichts“, sagt auch Bürgermeister Johann Schirnhofer. Zeyringer: „Ich rede gerne mit allen möglichen Leuten, halte es aber für ein katastrophales Signal, dem Kameradschaftsbund die Funktion des Erlaubenden zu geben.“

Schützenhöfer und Zeyringer geben nicht auf. Im Frühsommer 2011 werden drei US-Künstler zusammen mit Schützenhöfer das Monument bauen und im öffentlichen Raum montieren – schlimmstenfalls auch ohne Okay der Gemeinde. „Ein Aufstellen wird man nicht verhindern können. Die Frage ist aber, wie lange es stehen wird. Das Schlossareal gehört nämlich der Gemeinde“, so Ebner kryptisch.

(Kleine Zeitung, Regionalausgabe Hartberger Land, 5. 11. 2010)

5. November 2010