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Plabutsch-Gondel: Umweg kostet Millionen

Ein 40-Millionen-Euro-Projekt mit vielen offenen Fragen

Naherholungsgebiet am Plabutsch: Ja. Verbesserung am Thaler See: Ja. Aber eine teure Seilbahn benötigt es dazu nicht“, so Stadträtin Elke Kahr. Denn die zuletzt präsentierte Streckenführung der Seilbahn wirft bei genauerer Prüfung viele Fragen auf. Im März dieses Jahres wurden vier Strecken vom Grazer Stadtgebiet auf den Fürstenstand präsentiert und evaluiert. Keine dieser vier Strecken ist jedoch mit der Streckenführung ident, die von ÖVP und FPÖ im Gemeinderat beschlossen wurde.

»Was auffällt:

  • Alle ursprünglichen Varianten haben den Vincke-Steinbruch umgangen. Auch wären die Planungsvarianten großflächig über den Besitz eines Großgrundbesitzers gelaufen. „Bei der aktuellen Trassenführung ist es genau umgekehrt. Der Großgrundbesitzer wurde Großteils ausgespart und die Streckenführung verläuft nun direkt über den ökologisch höchst sensiblen Vincke-Steinbruch“, so Kahr.
  • Die aktuelle Variante ist so, gegenüber der ursprünglich präsentierten Varianten, um 10 bis 40 Prozent länger geworden. „Das schlägt sich einerseits auf die Fahrzeit nieder. Ein bis zwei Minuten dauert der Weg zum Fürstenstand länger“, so Kahr.
  • Es hat aber auch finanzielle Auswirkungen. „Bis Juni 2018 hat man mehrmals beteuert, dass die Seilbahn 25 Millionen Euro kosten wird. „Eine Punktlandung“, so hat man es über die Medien transportiert. Auf einmal sind die Seilbahnkosten um 40 Prozent auf 35 Millionen Euro gestiegen – mit Nebenkosten sogar 41 Millionen“, so Kahr.

Trassenvergleich
Strecken Länge (km) Kürzer im Vergleich Fahrzeit (Minuten) Stützen
Neu 1,82   7 15
Planung V3 1,1 40% 5 12
Planung V2 1,2 34% 5 8
Planung V5 1,41 23% 5 9
Planung V1 1,65 9% 6 16

 

„Mit dem Geld könnte man wirklich wichtige Projekte angehen. Beispielsweise die Süd-West-Linie, welche für die Grazer Bevölkerung im Westen eine wertvolle Verkehrslösung wäre, die aber seit Jahren aufgrund mangelnder Finanzen aufgeschoben wurde“, sagt Kahr.

»Online-Petition

DI Franz Stiegler-Hameter, der Initiator der Petition „Naherholungsgebiet Plabutsch und Thalersee ja bitte, aber ohne Seilbahn!“, verweist auf mittlerweile über 2.400 Unterschriften von betroffenen Grazer und Grazerinnen, die sich innerhalb von wenigen Wochen dieser Forderung angeschlossen haben. „Ich wohne selbst in unmittelbarer Umgebung zum Plabutsch und nutze diesen mit meiner Frau und unseren drei Kindern fast täglich. Um auf den Plabutsch hinaufzukommen, ist keine Seilbahn vonnöten“, so Stiegler-Hameter. Zusätzlich zweifelt der Architekt an den geplanten und hochgegriffenen Auslastungszahlen von 140.000 Personen pro Jahr. „500 Personen müssten die Seilbahn täglich nutzen. Das ist utopisch. Und außerdem: Wenn nur die Hälfte davon mit Privat-PKW anreist, wäre das ein zusätzlicher Verkehrserreger in Eggenberg“, so Stiegler-Hameter.

»Umweltschutz & Gesundheit

Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer beleuchtete vor allem den Umweltschutz: „Das ganze Gebiet ist ein Landschaftsschutzgebiet. Mit einem Schlag würden mindestens 3.600 Bäume gerodet werden. Die Schneise für die Seilbahntrasse würde zusammenhängendes Waldgebiet durchschneiden. Das hat direkte Auswirkung auf Fauna und Flora und steht im direkten Gegensatz zum Steiermärkischen Naturschutzgesetz.“ In diesem heißt es, dass „die Erhaltung der geschlossenen Waldgebiete“ höchste Priorität hat.

»Volksbefragung

Die KPÖ setzt sich dafür ein, dass die betroffene Bevölkerung dazu befragt werden soll. „Über ein so einschneidendes und großes Projekt soll die Bevölkerung entscheiden. Bürgermeister Nagl hat in letzter Zeit immer wieder davon geredet, dass die Bevölkerung in Bezirksentscheidungen besser eingebunden werden soll. Man wird sehen, wie ernst er das meint“, so Klubobmann Manfred Eber. Im Gemeinderat haben ÖVP und FPÖ eine Volksbefragung jedenfalls abgewürgt. Stattdessen wollen Bürgermeister Siegfried Nagl und FP-Klubobmann Armin Sippel eine „Bürgerbeteiligung“ initiieren. Wie genau die aussehen soll, weiß noch niemand. Die KPÖ befürchtet, die Bevölkerung nicht über das große Ganze, sondern nur über Details am Rande Mitspracherecht bekommt.

»Alle Fakten auf einen Blick

  • Kosten: 41 Millionen Euro (35 Millionen für die Seilbahn, 3 Millionen für Grundstückskäufe, 3,4 Millionen für das Restaurant, 250.000 für 40 Prozent des Thaler Sees)
  • Ursprüngliche Kosten: 25 Millioenen Euro für die Seilbahn
  • Laufende Kosten: mindestens 1 Million Euro pro Jahr
  • Kapazität: 1.600 Menschen pro Stunde in 10er-Gondeln
  • Ticketpreis: ähnlich wie Schöckl (dz. 13,80 Euro Berg- und Talfahrt)
  • Rodungen: Mindestens 3.600 Bäume werden für Trasse gefällt
  • Umweltschutz: Plabutsch ist Landschaftsschutzgebiet

Link zur Petition:
https://mein.aufstehn.at/petitions/naherholungsgebiet-plabutsch-und-thaletsee-ja-bitte-aber-ohne-seilbahn-2

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Plabutsch Franz Stiegler-Hameter

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Veröffentlicht: 28. Dezember 2018

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